Essen. Die Staatsanwaltschaft München II hat Anklage gegen Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung erhoben. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München müsse nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird und das Hauptverfahren eröffnet wird.
Der mächtige Boss des deutschen Fußballmeisters FC Bayern muss sich wohl von Herbst an vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft München II hat gegen Uli Hoeneß Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben. Die Wirtschaftsstrafkammer beim Landgericht muss über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Das soll vor Ende September passieren.
Details der Anklage sind am Dienstag zwar nicht genannt worden. Nach Informationen des „Spiegel“ geht die Staatsanwaltschaft aber von einer Steuerhinterziehung in Höhe von 900.000 Euro aus – was nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes Hoeneß den Gang in die Haft ersparen könnte.
Nach Angaben des Magazins wollen die Ankläger dafür zwei Jahre auf Bewährung und 720 Tagessätze Geldstrafe beantragen. Der Rest der laut Selbstanzeige von Hoeneß hinterzogenen Summe von insgesamt 3,2 Millionen Euro wäre danach strafrechtlich verjährt.
"Ich habe an der Börse richtig gezockt"
Der heute 61-Jährige soll Spekulationsgewinne aus der Zeit zwischen 2002 und 2006, die er mit einem 20 Millionen-Topf bei der Schweizer Privatbank Vontobel erzielt hatte, nicht dem deutschen Finanzamt gemeldet haben. „Ich habe an der Börse richtig gezockt“, hat Hoeneß in einer seiner seltenen Äußerungen zu dem Fall eingestanden.
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Fünf Millionen der 20 Millionen Euro stammten von seinem engen Freund, dem inzwischen verstorbenen Adidas-Chef Louis-Dreyfus. Ein direkter Kredit. Für weitere 15 Millionen hat Dreyfus nach Hoeneß’ Einlassung eine Bürgschaft übernommen. Nach einiger Zeit will er das Geld an den Freund rücküberwiesen haben.
Hoeneß erstattete im Januar Selbstanzeige
Zur Anklage durch die Münchner Staatsanwaltschaft ist es gekommen, weil der Bayern-Präsident Mitte Januar eine nur unzureichende Selbstanzeige über die hinterzogenen Beträge eingereicht hatte. Mit einer Selbstanzeige können sich Steuerhinterzieher in der Regel eine Strafverfolgung ersparen.
„Ich bin zuversichtlich, dass alles ein gutes Ende nimmt“, hat Hoeneß erst in der letzten Woche am Rand eines Bayern-Spiels gesagt. „Ich habe wie 48.000 andere Deutsche eine Selbstanzeige gestellt und wüsste nicht, warum meine nicht gültig sein sollte“.
Kann Hoeneß trotz einer Anklage Präsident des FC Bayern bleiben? Im Aufsichtsrat gibt es dafür gewichtige Stimmen. „Es gibt keinen Besseren für diese Position“, sagte der Vize des Gremiums, Adidas-Vorstand Herbert Hainer.
Die Chronologie der Steuer-Affäre Uli Hoeneß
Dezember 2012: Das geplante Steuerabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland scheitert im Bundesrat an der Mehrheit von SPD und Grünen in der Länderkammer.
Januar 2013: Hoeneß erstattet beim zuständigen Finanzamt Selbstanzeige wegen nicht abgeführter Steuern auf Kapitalerträge durch Gelder auf einem Schweizer Privatkonto.
20. März: Die Ermittlungsbehörden erwirken einen Haftbefehl gegen Hoeneß und durchsuchen sein Haus am Tegernsee. Der Haftbefehl wird gegen eine Kaution in Millionenhöhe außer Vollzug gesetzt.
20. April: Das Nachrichtenmagazin Focus macht die Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung öffentlich.
22. April: Die Bild-Zeitung berichtet über eine angebliche Spielsucht von Hoeneß an der Börse und ein Millionen-Darlehen des früheren adidas-Bosses Robert Louis-Dreyfus.
22. April: Hoeneß schließt einen Rücktritt als Präsident von Bayern München und als Aufsichtsrats-Chef der Bayern München AG aus.
23. April: Hoeneß gesteht bei Sport Bild einen 'schweren Fehler' ein.
23. April: Kurz vor Münchens Halbfinale gegen den FC Barcelona berichtet die Süddeutsche Zeitung über den Haftbefehl gegen Hoeneß und die Durchsuchung seines Hauses.
23. April: Hoeneß tritt erstmals nach Bekanntwerden seiner Steuer-Affäre in der Öffentlichkeit auf und sitzt beim 4:0-Sieg des deutschen Meisters im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona auf der Ehrentribüne der Münchner Allianz Arena.
1. Mai: Hoeneß räumt in einem Interview mit der Zeit seine Zockerleidenschaft ein, dementiert Verbindungen seiner finanziellen Transaktionen mit Klub-Konten und erklärt einen Rückzug aus seinen Ämtern bei den Bayern erstmals für frühestens nach dem Champions-League-Finale für möglich.
4. Mai: Hoeneß besucht während des Bundesliga-Schlagers zwischen Borussia Dortmund und Bayern München ein Play-off-Spiel der Bayern-Basketballer in München.
5. Mai: Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, dass Mitglieder aus Bayern Münchens Aufsichtsrat Hoeneß auf der Sitzung des Kontrollgremiums am darauffolgenden Tag zum Rückzug spätestens nach dem Champions-League-Finale drängen wollen.
5. Mai: Hoeneß' Vorgänger Franz Beckenbauer lehnt für den Fall eines Rückzugs von Hoeneß eine Übernahme der Ämter ab.
6. Mai: Bayern Münchens Aufsichtsrat tagt und berät die Situation in der Allianz Arena. Hoeneß bietet seinen Rücktritt an. Dies wird abgelehnt, der Präsident und Aufsichtsratschef bleibt vorerst im Amt.
25. Juli: Hoeneß rechnet bei den Ermittlungen gegen seine Person wegen Steuerhinterziehung mit einer baldigen und für ihn guten Entscheidung. 'Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt' sagte Hoeneß anlässlich des Spiels zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona um den Uli-Hoeneß-Cup.
30. Juli: Die Staatsanwaltschaft München II erhebt Anklage gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird und das Hauptverfahren eröffnet wird.