Essen. Nie zuvor hieß der Meister VfB Stuttgart, nie zuvor gab es so viele Treffer, nie zuvor wurde ein Trainer so schnell gefeuert und nie zuvor hat eine Mannschaft alle Auswärtsspiele verloren. Die Rekord-Saison 1983/84 im Rückblick.
Die Meisterfrage blieb 1983/84 lange spannend. Bis zum 33. Spieltag standen sich noch vier Mannschaften nach Punkten auf Augenhöhe gegenüber. In der Abschlusstabelle war sogar ein Trio punktgleich. Erst am vorletzten Spieltag setzte sich der VfB Stuttgart gegen seine Verfolger Hamburg, Mönchengladbach und Bayern durch und feierte seine erste Meisterschaft in der Bundesliga.
Da nämlich gewannen die Schwaben 2:1 in Bremen. Titelverteidiger HSV patzte zur gleichen Zeit gegen Kellerkind Eintracht Frankfurt, das sich noch gegen den Relegationsplatz wehrte. Da die Bayern in Dortmund nur 1:1 spielten, blieb nur noch der HSV als möglicher Spielverderber.
Allerdings hätte der letzte ernsthafte Konkurrent um die Meisterschale am 34. Spieltag einen Kantersieg gebraucht, um Stuttgart noch einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Im letzten Spiel der Saison trafen die beiden Titelaspiranten in Stuttgart aufeinander, aber das Torverhältnis sprach so klar für den VfB, dass man kaum noch von einem echten Finale sprechen konnte. Der HSV hätte 5:0 gewinnen müssen. Die Hamburger gewannen mit 1:0 und blieben Zweiter.
Für VfB-Trainer Helmut Benthaus war es die zweite Meisterschaft seiner Karriere. Zuvor hatte er 1964 den Bundesligathron als Spieler des 1. FC Köln erklommen. Somit ging der Wahl-Schweizer als erste Person, die als Spieler und Trainer Bundesliga-Meister wurde, in die Annalen ein.
Rekord: 1097 Tore
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Nicht nur wegen der großen Ausgewogenheit an der Tabellenspitze, sondern vor allem auch wegen der torhungrigen Angreifer ging die Saison 1983/84 in die Bundesligageschichte ein. Nie fielen mehr Treffer als in jenem Jahr: 1097-mal zappelte das Leder im Netz. Allein am 32. Spieltag wurde mit insgesamt 53 Toren der torreichste Spieltag der Bundesligageschichte registriert.
Bayern-Star Karl-Heinz Rummenigge beteiligte sich am eifrigsten und wurde vor seinem Abschied aus der Bundesliga (zu Inter Mailand) ein drittes Mal Torschützenkönig.
Rekord: Schnellste Entlassung
Einen anderes Novum ereignete sich in Köln. In der Domstadt wurde Rinus Michels schon nach dem zweiten Spieltag entlassen, ein Rekord der traurigen Art. Rekorde gab es auch im Abstiegskampf, der früh entschieden wurde: Kickers Offenbach kassierte 106 Gegentore und verfehlte Tasmanias Minusrekord nur um zwei Treffer, bei den Bayern gab es gar ein 0:9. Und der 1. FC Nürnberg brachte es fertig, alle 17 Auswärtsspiele zu verlieren, was es auch nie wieder gegeben hat.