Essen. . Ausgerechnet Uli Hoeneß, Präsident des turmhoch überlegenen FC Bayern, warnt vor dem zunehmenden Leistungsgefälle in der Bundesliga. Doch an einer Umverteilung der TV-Gelder, das stellt Liga-Vize Peter Peters klar, ist nicht zu denken: „Die Beschlüsse sind für die nächsten vier Jahre bindend.“
Am Dienstagabend spielt Bayern München im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg. Ein anderer Wettbewerb als die Meisterschaft, aber die gleiche Angst: Die Angst vor der drückenden Überlegenheit des FC Bayern. Die Münchener spielen in einer anderen Liga, nur der entthronte Meister Borussia Dortmund kann noch einigermaßen mithalten.
Die Spiele zuletzt waren Paradebeispiele: Bayern gewann mit einer B-Elf locker 4:0 gegen Nürnberg, der BVB spazierte mühelos in Fürth vorbei und führte schon zur Halbzeit mit 5:0 – Endstand 6:1. Verhältnisse wie in Spanien, wo zwei Mannschaften die Liga dominieren: An den FC Barcelona und an Real Madrid kommt kein anderer ran.
Spanische Verhältnisse?
Spanische Verhältnisse in der Bundesliga? Es klingt fast paradox, dass ausgerechnet Uli Hoeneß, der Präsident des turmhoch überlegenen FC Bayern, die Bundesliga jetzt vor dieser Entwicklung warnt. „Es gibt ein großes Leistungsgefälle in der Liga. Das kann uns nicht recht sein“, erklärte Hoeneß im Fachmagazin „kicker“. Er kündigte an, mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke gegen diese Entwicklung vorzugehen: „Wir sehen Handlungsbedarf. Es kann auf Dauer nicht sein, dass solche Ergebnisse zustande kommen.“ Quasi eine Koalition der beiden Großen für den großen Rest. Dies klingt so revolutionär, dass sich die Frage aufdrängt: Macht die Überlegenheit von Bayern und Dortmund den Wettbewerb in der Liga kaputt?
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Die Bundesliga hat ihre Faszination bisher fast immer aus dem knallharten Wettbewerb bezogen: 18 Mannschaften mehr oder weniger auf Augenhöhe, jeder kann jeden schlagen – diese Konstellation garantiert Spannung und Stimmung. Das ist auch ein Faustpfand bei der Vermarktung. Doch das Gesetz des Spektakels, dass in dieser Liga der Letzte den Ersten schlagen kann, gilt in der Jubiläumssaison nicht.
Die Kluft wächst
Ob dies ein Trend ist, oder nur eine Momentaufnahme, darüber gehen die Meinungen auseinander. Während Liga-Präsident Reinhard Rauball die Lage „nicht dramatisieren“ will, malt Frankfurts Vorstands-Vorsitzender Heribert Bruchhagen ein düsteres Bild: „Die Kluft zwischen in der Champions League spielenden Mannschaften und den anderen Vereinen ist riesig – und sie wächst.“
Dortmund hat allein aus der Champions League in dieser Saison schon rund 55 Millionen Euro eingenommen – manche Bundesligisten müssen mit einem Etat von unter 20 Mio. Euro auskommen.
Ändern könnte man dies wohl nur über eine Umverteilung der TV-Gelder. Doch bisher denkt nur die Uefa daran, die Lücke zwischen Champions League (wo sich bis zu 60 Millionen Euro verdienen lassen und der Europa League (rund zehn Millionen) zu verringern.
„Die Meisterschaft abschminken“
Auf nationaler Ebene hingegen wird sich nichts ändern; die Fernsehgelder werden weiter nach Erfolg ausgeschüttet. Schalkes Geschäftsführer Peter Peters, zugleich Vize-Präsident der Deutschen Fußball-Liga, stellt klar: „Die Beschlüsse sind für die nächsten vier Jahre bindend.“ Und auch die Position von BVB-Chef Watzke, der die Traditionsvereine mehr vom Fernsehkuchen naschen lassen möchte, zielt nicht eben in die Richtung, die kleineren Klubs zu stärken.
Gibt es in der Bundesliga also künftig Verhältnisse wie in Spanien, wo seit neun Jahren Barcelona und Real den Titel unter sich ausmachen? Ein ranghoher Schalke-Funktionär unkte unlängst: „Für die nächsten drei, vier Jahre können wir uns die Meisterschaft ohnehin abschminken.“