Berlin. Die Hinrunde in der Fußball-Bundesliga bot wieder viel Stoff für Diskussionen. Der Rekordmeister aus München machte seinem Namen alle Ehre. Ein Spieler entwickelte sich zum Spezialisten für Traumtore, ein Trainer merkte, dass sich seine Methoden abgenutzt haben.

Herrliche Tore, spannende Spiele und kreativer Fan-Protest: Die Vorrunde der Fußball-Bundesliga war reich an Themen:

Zauberfuß Arango: Die Fans von Borussia Mönchengladbach hielten am 28. November das Schweigegelübde des "12:12"-Protestes nur bis zur 11. Minute durch. Dann drosch Juan Arango einen 40 Meter-Pass volley aus 14 Metern in die lange Ecke des Wolfsburger Tores. Arango ist ein Spezialist für Traumtore. Bereits im Oktober standen zwei Treffer von ihm zur Auswahl zum Tor des Monats. Der 44-Meter-Heber im Dezember gegen Mainz 05 gehört ebenso in diese Kategorie.

Offensiv-Spektakel: Flutlichtspiel, ausverkauftes Stadion, der deutsche Meister zu Gast: Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund boten den 51 500 Zuschauern ein Fußballfest. Nach mitreißenden 90 Minuten stand es 3:3. Der Meister lag schon 2:0 zur Halbzeit vorn. In sechs Wahnsinnsminuten kurz nach der Pause glich die Eintracht aus, kassierte drei Minuten später aber den erneuten Rückstand. Von Schock keine Spur: Die Hessen griffen weiter fröhlich an und kamen zum 3:3.

Japaner: Die Japaner sind angesagt in der Bundesliga: Am dritten Spieltag trugen sich gleich drei von ihnen in die Torschützenliste ein. Das Klischee, sie seien zurückhaltend und demütig, erfüllen die Nippon-Kicker nicht. Vor allem Frankfurts Takashi Inui und der Nürnberger Hiroshi Kiyotake führten die Aufbauarbeit des früheren Dortmunder Publikumsliebling Shinji Kagawa fort. Frech, quirlig und torgefährlich - so spielte sich das Duo schnell ins Blickfeld.

Fanprotest: Das Sicherheitspapier "Sicheres Stadionerlebnis" der DFL und des DFB sorgte für eine neue Qualität des Fan-Protestes. In einer noch nie dagewesenen Aktion verschafften sie sich durch ihr Schweigen Gehör in der Öffentlichkeit. "12:12" nannte sich die Kampagne: An drei Spieltagen nacheinander stellten die Fankurven in den ersten 12:12 Minuten der Spiele ihre Unterstützung ein.

Stark beweist Stärke: FIFA-Referee Wolfgang Stark avancierte unfreiwillig zum Hauptdarsteller des 16. Spieltages. In der Partie Dortmund gegen Wolfsburg bewertete er eine Rettungsaktion von BVB-Verteidiger Marcel Schmelzer auf der Torlinie als Handspiel, entschied auf Elfmeter und stellte den Nationalspieler mit Rot vom Platz. Dabei hatte Schmelzer den Ball mit dem Knie abgewehrt. Wolfsburg gewann am Ende 3:2. Stark bewies später Stärke und räumte seinen Fehler vor laufenden TV-Kameras ein.

Magaths Abschied: Auch ein Meistertrainer hat nicht unendlich Kredit. Das musste Felix Magath schmerzhaft erfahren. Nach vier Niederlagen in Serie, 0:10 Toren und dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz entließen die Oberen des VfL Wolfsburg ihren Trainer. Die Methoden des Alleinherrschers hatten sich abgenutzt. Vom ehemals erfolgreichen Coach blieb nur noch das Bild des "Quälix" und Schleifers, der seine Spieler unnachgiebig schindet.

Van der Vaart: Die Hamburger empfingen Rafael van der Vaart wie einen Messias. Seine Strahlkraft entfaltete sich aber erst im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr. Der 13-Millionen-Euro-Mann führte den HSV zu einem kaum für möglich gehaltenen 3:2-Sieg gegen Meister Dortmund. Der HSV hatte seine ersten Saisonpunkte ergattert. In neun weiteren Partien kamen mit dem "kleinen Engel", wie die Hamburger ihren Liebling zärtlich nennen, 15 weitere hinzu. Die Abstiegsangst verflog, die Hoffnung auf bessere HSV-Zeiten kehrte zurück.

Rekord-Bayern: Herbstmeister nach nur 14 Spieltagen: Das war vor dem FC Bayern München noch keinem anderen Team in der Geschichte der Liga gelungen.

Klopps Taktik-Fehler: Das Gesprächsthema des 8. Spieltages war der taktische Fehler von Meistertrainer Jürgen Klopp. Das Fehlen von vier verletzten Stammspielern veranlasste den BVB-Coach im Revier-Derby gegen Schalke 04 zu einem waghalsigen Experiment: Er ließ das Team im ungewohnten 3-5-2-System auflaufen. Klopp verwirrte mit diesem Schachzug jedoch eher die eigene Hintermannschaft als den Gegner. Nach einer halben Stunde korrigierte er den Fauxpas. Da stand es aber schon 1:0 für den Ruhrrivalen, der am Ende 2:1 gewann.

Rekord in Europa: Noch nie überwinterten sieben deutsche Clubs in den europäischen Wettbewerben. Schalke, Dortmund und der FC Bayern in der Champions League. Hinzu kommen Stuttgart, Mönchengladbach, Hannover und Leverkusen in der Europa League. In Erinnerung bleiben besonders die Gala-Auftritte der Dortmunder gegen Real Madrid. (dpa)