Zuzenhausen. . Nach dem VfB Stuttgart und Hertha BSC entlässt auch die TSG Hoffenheim Markus Babbel vor der Winterpause. U-23 Amateurtrainer Frank Kramer übernimmt vorerst die Mannschaft für die Spiele gegen Hamburg und Dortmund.

Gestern kehrte die TSG 1899 Hoffenheim zu ihren Wurzeln zurück. Um 19 Uhr begann die ordentliche Mitgliederversammlung in der Gemeindehalle von Hoffenheim an der Sinsheimer Straße unweit des ehemaligen Hauptquartiers des Vereins, der mittlerweile ein Dorf weiter in Zuzenhausen ein ehemaliges Jagdschloss bezog und zu einem modernen Trainings- und Klubzentrum umbaute. Dort saßen die zahlreichen Geschäftsführer, Nachwuchskoordinator Bernhard Peters und Manager Andreas Müller zusammen, um bald das zu verkünden, was nach dem 1:4 gegen Werder Bremen keiner überraschte. Der 40 Jahre alte Markus Babbel wurde nach zehn Monaten und dem Absturz auf Relegationsplatz 16 trotz seines Vertrages bis 2014 als Cheftrainer entlassen.

U-23 Trainer Kramer übernimmt

Vorerst wird U-23 Amateurtrainer Frank Kramer die Profimannschaft betreuen und seine Trainerausbildung in Köln unterbrechen. Kramer sitzt am Freitag bei der Partie in Hamburg und dem letzten Vorrundenspiel am 15. Dezember gegen Meister Dortmund auf der Hoffenheimer Bank. Als Babbel-Nachfolger werden der Kaiserslauterns Ex-Trainer Marco Kurz und Bundestrainer-Assistent Hansi Flick gehandelt. Der Neue soll zur Winterpause die Chance eines unbelasteten Neuanfangs bekommen und nicht womöglich mit zwei Niederlagen starten. Gestern Nachmittag wurden die Hoffenheimer Profis einbestellt und informiert.

Die Zeit drängte, die Botschaft sollte vor der Mitgliederversammlung verbreitet werden, auch, um die inzwischen erboste Anhängerschaft zu besänftigen. Die hatten Babbel nach der neunten Saison-Niederlage in der Rhein-Neckar-Arena mit spöttischen Plakaten verhöhnt. "Zweite Liga Babbel sei Dank" und "Fünf vor zwölf - Babbelei vorbei" stand da geschrieben. Gellende Pfiffe begleiteten den Abgang des 40-Jährigen aus der Arena. Bei der Nachfolgesuche will man in Hoffenheim nichts überstürzen.

Dietmar Hopp gab Grünes Licht

"Unsere sportlich zunehmend bedrohliche Situation und der einhergehende, negative Trend haben mir keine Wahl gelassen", sagte Manager Müller. "Frank Kramer wird zunächst mal für die kommenden beiden Spiele die Verantwortung übernehmen, möglicherweise auch darüber hinaus. Diese Lösung gibt uns erst einmal Ruhe", so Müller. Noch am späten Sonntagabend gab es telefonischen Kontakt zu Mäzen und Gesellschafter Dietmar Hopp. "Entscheider" Hopp gab grünes Licht für die Trennung.

Die dritte Trennung seiner jungen Trainerkarriere, immer im Dezember, ist für Babbel ein herber Rückschlag. Nach zwei Jahren als Assistent beim VfB Stuttgart scheiterte er als Chef in Stuttgart an der Doppelbelastung als er gleichzeitig zum Trainerposten in Schwaben in Köln die Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte und den Kontakt zu seiner Mannschaft verlor. Babbel fehlte nicht nur in der wichtigen Saison-Vorbereitung, sondern oft tagelang während der Saison.

Dem Engagement in Stuttgart folgte sein Job bei Hertha BSC. Babbel führte den Klub aus der Hauptstadt in die Bundesliga, wollte dort seinen Vertrag nicht verlängern. Vom Berliner Präsidenten Werner Gegenbauer musste sich Babbel bei seinem Rauswurf im Dezember 2011 als Lügenbaron "Münchhausen" bezeichnen lassen. Babbels letztes Hertha-Spiel fand in Hoffenheim (1:1) statt.