Mainz. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp hat sich nach den Anfeindungen gegen seine Person versöhnlich gezeigt. Die Fanszene kritisiert ihn dennoch.
Die Corona-Krise verändert momentan viele gewohnte Dinge. Auch eine TV-Institution wie das Aktuelle Sportstudio im ZDF sieht momentan anders aus als üblich. So sind längst keine Zuschauer mehr im Studio, Moderator Jochen Breyer führt die Gespräche mit seinen Studiogästen alle via Video-Schalte. Doch auch die Formen von Interviews verändern sich derzeit. Statt sich live zuschalten zu lassen, zog es Dietmar Hopp, Mäzen des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim und mit 79 Jahren Teil der Corona-Risikogruppe - was zumindest einen Studiobesuch ohnehin ausschloss - vor, sich vorab schriftlich Fragen zuschicken zu lassen und diese dann in Form einer Videobotschaft zu beantworten.
Hopp: "Soziales Engagement um Vielfaches höher"
Eine der Fragen lautete: "Sind Krisen wie diese, die deutlich machen wie wichtig das Miteinander in einer Gesellschaft ist, eine Chance, um alte Konflikte beizulegen, um aufeinander zuzugehen?" Natürlich zielte diese Frage auf die Schmähungen Hopps in vielen deutschen Fußballstadien ab. Ultras in der ganzen Republik hatten vor der Corona-Krise ihren Unmut über den reichen Förderer der TSG auf unangemessene Weise zum Ausdruck gebracht, in dem sie ihn auf Plakaten im Fadenkreuz gezeigt hatten.
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Hopp antwortete nun: "Für die meisten Menschen war ich auch vor der Krise kein Buhmann. Im Übrigen ist mein soziales Engagement völlig unabhängig von meinem Engagement im Fußball. Und meine Investitionen in Medizin, Bildung, Forschung und in den Nachwuchssport sind um ein Vielfaches höher als in den Profisport bei der TSG." Er sagte: "Mich würde es natürlich freuen, wenn diejenigen, die mich grundlos seit 13 Jahren beschimpfen, irgendwann einmal damit aufhören. Ich würde denen gerne mal meine Geschichte mit der TSG erzählen, die nun schon 66 Jahre andauert - vom Fußballspieler 1954 elf Jahre lang bis zum berufsbedingten Ende, danach nur noch Mäzen."
Nach den Teils heftigen Anfeindungen machte Hopp nun also einen Schritt auf die Anhänger zu: "Ich will das alles gerne vergessen, wenn es von nun an Geschichte ist."
Bündnis Südtribüne: "Thema Hopp ist uns derzeit egal"
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Verständnis für die Proteste habe er jedoch weiterhin nicht. "Mich zum Gesicht für den Kommerz zu machen, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Leider war die Hetze so perfekt inszeniert, dass Ultras vieler Vereine mitgemacht haben", sagte Hopp.
Die organisierte Fanszene hat reserviert auf das Friedensangebot von Dietmar Hopp reagiert. Jan-Henrik Gruszecki vom Bündnis Südtribüne bei Borussia Dortmund ließ sich im Sportstudio so zitieren: "Das Thema Dietmar Hopp ist uns derzeit egal - das Statement von Dietmar Hopp spricht für sich."
Rainer Vollmer, Sprecher von „Unsere Kurve“, der Interessengemeinschaft der Fanorganisationen, sagte: „Ich bin gespannt, ob den Worten auch Taten folgen. Unmittelbar nach den Protesten hatte Herr Hopp ja einige Giftpfeile abgeschossen.“ Und: "Ich fand den Auftritt unglücklich. In so einer Situation ein solches Fass wieder aufzumachen, ist unpassend.“
Vorwurf: Hopp verstehe nicht, worum es geht
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Auch im Netz machten sich viele Hopp-Gegner nach dessen Auftritt Luft. Sprecher Sigi Zelt vom Bündnis ProFans sagte auf Anfrage des Sportinformations Dienstes, Hopp habe „bis heute nicht verstanden, worum es im Kern der Proteste wirklich ging“. Sie seien vor allem gegen die Kollektivhaftung durch den Deutschen Fußball-Bund gerichtet gewesen.
Die Organisation „Unsere Kurve“ wird auf Hopps Angebot aktuell nicht näher eingehen. „Wenn die Corona-Krise vorbei ist, kann man sicher gerne solche Themen beleuchten“, sagte Vollmer: „Wir haben aktuell aber ganz andere Sorgen.“ (meme/sid)