Köln. Am Montag wird Armin Veh beim Bundesligisten 1. FC Köln als neuer Geschäftsführer Sport vorgestellt. Ein Arbeitsbeginn in der Horrorkrise des FC. Veh muss gleich aufräumen. Ein Kommentar.

Am Sonntag um 14:30 Uhr sah es noch so aus, als könnte Armin Veh seinen Antritt beim 1. FC Köln etwas genießen. Der FC führte 3:0, der erste Bundesligasieg schien greifbar nah. Um 16 Uhr war das alles vergessen. Die Megakrise der Kölner hatte sich weiter verschärft. Das letzte Aufgebot der Kölner hatte es tatsächlich geschafft, das Spiel gegen den Vorletzten noch 3:4 zu verlieren. Das Wie spottete jeder Beschreibung.

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Die Mannschaft hat gezeigt, sie kann Bundesliga in dieser Saison nicht. Die Truppe wird absteigen, das ist seit Sonntag sicher. Daher steht der FC nun vor 19 Freundschaftsspielen, die auf die 2. Bundesliga vorbereiten. Keine leichte Aufgabe für Veh, der in einen Verein rutscht, der nach dem Erreichen der Europa League, dem größten Erfolg der letzten 25 Jahre, nun zerstritten scheint wie lange nicht. Im Vorstand stimmt es nicht, die Fans sehen den Präsidenten Werner Spinner, der in der Krise kein gutes Bild abgab, als einen der Verantwortlichen für den sportlichen Niedergang.

Der offene Brief des Vorstandes vom Sonntag, in dem gegen die Ex-Mitarbeiter Jörg Schmadtke und Peter Stöger nachgetreten wurde, hat die Situation nicht besser gemacht. Denn Stöger genießt in Köln weiter unglaubliche Beliebtheitswerte. Bei Schmadtke sieht das etwas anders aus, ihm wird die unsägliche Transferpolitik im Sommer angekreidet. Hier hat Schmadtke die Qualität des Kaders völlig falsch eingeschätzt und Zugänge für 30 Millionen verpflichtet, die bisher allesamt nicht einschlugen.

In Köln wurde zu lange rumgeeiert

Hier muss Veh ansetzen. Schnell, knallhart, ohne Verzögerung. Denn rumgeeiert wurde in Köln zuletzt lange genug. Veh muss einen Trainer präsentieren, der das Vorhaben Wiederaufstieg angehen soll. Veh muss im Winter Zugänge finden, die bereit sein müssen, den Weg in das Bundesliga-Unterhaus mitzugehen. Und Veh muss aussortieren. Nach einer umfassenden Analyse muss klar sein, mit wem aus dem aktuellen Kader die Zweitliga-Saison angegangen werden soll.

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Sehr viele werden das nicht sein. Weil sie in Köln zu selten gezeigt haben, dass sie das Niveau verkörpern, das nötig ist (Pawel Olkowski, Christian Clemens, Simon Zoller, Milos Jojic), weil sie nie in Köln angekommen sind (João Queiros, Jorge Meré), weil sie zu alt sind (Matthias Lehmann, Claudio Pizarro), weil sie zu verletzungsanfällig sind (Marco Höger) oder weil sie zu gut sind und bessere Vereine finden werden (Dominique Heintz, Leonardo Bittencourt, Timo Horn, Jonas Hector).

Köln kann mit 50 Millionen Euro Ablöse für die Leistungsträger rechnen

Angebote für die Spieler wird es geben, auch im Winter. Und gute Ablösesummen wird der FC auch generieren, denn Horn, Hector, Meré oder Heintz sollten in der Summe bis zu 50 Millionen Euro in die Kassen spülen. Nur muss der FC mit dem Geld besser umgehen als im Sommer, als die Rekordablöse von 30 Millionen Euro für Anthony Modeste wirkungslos verbrannt wurde.

Veh muss ein Gerüst finden, an dessen Seite die Talente wachsen können. Denn auch wenn der Tabellenstand was anderes aussagt: Köln hat vielversprechende Nachwuchsspieler in den eigenen Reihen. Jannes Horn (kam für sieben Millionen Euro aus Wolfsburg), Lukas Klünter (allerdings nicht als rechter Verteidiger), Salih Özcan, Tim Handwerker, Sehrou Guirassy oder das dänische Supertelant Nikolas Nartey haben das Potential, um richtig gute Bundesligaspieler zu werden. Doch ist es zu viel verlangt von den jungen Spielern, in so einer historischen Vereinskrise voranzugehen.

Jetzt müssen die Talente sich freischwimmen dürfen

Sie müssen nun sechs Monate die Möglichkeit haben sich auf höchstem Niveau freizuschwimmen. Um dann in der neuen Spielzeit anzugreifen. In Liga zwei - für ein Jahr. Denn die Voraussetzungen in Köln sind gut - wenn man wieder mit einer Stimme spricht und nicht gegeneinander arbeitet. Denn im Vergleich zu 2012 - damals stieg der FC ab und hatte 30 Millionen Euro Schulden - steht der Klub diesmal fast schuldenfrei da und kann mit 50 bis 60 Millionen Euro Ablöse für die Leistungsträger bis zum Sommer rechnen.

So eine Ausgangslage hatten zuletzt nicht einmal Hannover oder der VfB Stuttgart nach den Abstiegen vor einem Jahr. Nur muss man diese Situation diesmal ausnutzen. Daran wird Veh gemessen.