Köln. Der SC Freiburg drehte das Spiel in Köln nach einem 0:3-Rückstand und gewann mit 4:3. Nach dem Spiel veröffentlichte der FC-Vorstand einen Brief.
Um 15.50 Uhr bewiesen die Freiburger Fans echte Gewinnermentalität. SC-Angreifer Nils Petersen hatte die Partie bei Schlusslicht Köln gerade – in der 90. Minute, nach 0:3-Rückstand – per Strafstoß auf 3:3 gestellt, als sich das Fußballvolk aus dem Breisgau mit dem Erreichten keinesfalls zufrieden gab. Sondern fröhlich skandierte: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ Sechs Minuten später bekamen sie Besuch – von völlig begeisterten Freiburger Spielern, die das ultimative Kellerduell tatsächlich noch 4:3 gewonnen hatten.
Den kaum für möglich gehaltenen K.o. versetzte den mit ihren kümmerlichen drei Zählern hoffnungslos abgeschlagenen Kölnern erneut Petersen, erneut mit einem Elfmeter. Vor dem ersten leistete sich der übereifrige Salih Özcan ein unnötiges Foul an Nicolas Höfler. Den zweiten verursachte FC-Angreifer Sehrou Guirassy in der fünften Minute der Nachspielzeit mit einem Handspiel.
„Dass wir so ein Spiel noch aus der Hand geben – das ist nach den schwierigen letzten Wochen der negative Höhepunkt“, sagte Kölns Abwehrkraft Dominique Heintz. Dass die Gastgeber nach Petersens erstem Elfmeter unverdrossen auf Sieg spielten, dafür zeigte ihr neuer Trainer sogar Verständnis. „Wir wussten, dass ein Unentschieden zu wenig für uns ist. Und ob es nun 3:3 oder 3:4 ausgeht, ist uns relativ egal“, betonte Interimstrainer Stefan Ruthenbeck – an dem Tag, an dem sein Vorgänger Peter Stöger bei Borussia Dortmund vorgestellt wurde. Eine Woche nach seiner Entlassung in Köln.
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Wegen dichten Schneetreibens hatte die Partie mit halbstündiger Verspätung begonnen. Dabei trauten die Zuschauer ihren Augen nicht, als zunächst ein kleines Wintermärchen aufgeführt wurde. Sechs Tore hatten die Kölner zuvor zuwege gebracht, nun schossen sie in 29 Minuten gleich drei. Die ersten beiden durch Lukas Klünter (8.) und Guirassys Foulelfmeter (16.). Amüsant am Rande: Ehe der Franzose zur Ausführung antreten konnte, ortete Schiedsrichter Robert Kampka den zugeschneiten Elfmeterpunkt, indem er die Meter wie früher auf dem Bolzplatz mit Schritten abmaß.
Offener Brief an die FC-Fans
Nach einer knappen halben Stunde flankte Konstantin Rausch scharf – Freiburgs Caleb Stanko lenkte den Ball ins eigene Tor. Nun starteten auch die Gäste in die Partie, sie kamen durch Mittelstürmer Petersen noch vor der Pause zum 1:3. Im zweiten Durchgang wurde es dann richtig wild. Erst mit dem Anschlusstreffer durch Janik Haberer. Und schließlich durch Petersens zwei Elfmeter – die dem Kölner Wintermärchen ein Schocker-Ende verpassten.
Für Kölns Fans waren die turbulenten Ereignisse des Sonntags mit dem Abpfiff noch nicht vorbei. Kurz danach wandte sich der Vorstand um Werner Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher in einem offenen Brief an die Anhänger. „Dass wir im Dezember 2017 in einer derart tiefen Krise stecken könnten, hätte vor einem halben Jahr niemand erwartet. Bei allen äußeren Faktoren ... müssen wir selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist“, heißt es in dem Brief, der auf der FC-Homepage veröffentlicht wurde.
Selbstverschuldet? Der Beitrag entwickelt sich zu einer Abrechnung mit den ehemaligen sportlichen Verantwortlichen. Der Vorstand habe „zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger ... nicht mehr funktioniert – mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen.“
Von Stöger hatte sich der FC vor einer Woche getrennt, Schmadtke hatte es Ende Oktober erwischt. Im Nachhinein zu spät, meint der FC-Vorstand: „Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen.“