Nürnberg. . Nach dem Relegationssieg gegen Nürnberg schauen die Hessen nach vorn. Fredi Bobic soll den scheidenden Vorstandschef Heribert Bruchhagen beerben.
Als Heribert Bruchhagen, der Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, in den Katakomben des Nürnberger Frankenstadions nach dem 1:0 (0:0) im Relegations-Rückspiel und der damit verbundenen Rettung seines Klubs vor die sich um die besten Positionen drängenden Journalisten trat, umarmte er zunächst einmal die Reporterin eines hessischen Radiosenders und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
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Es war keine Machogeste im Stil des FDP-Politikers Rainer Brüderle, es war einfach ein spontaner emotionaler Ausbruch. Kurz vorher hatte Bruchhagen seine grenzenlose Erleichterung über den spät gesicherten Klassenerhalt schon mit einem Freudentänzchen auf dem Rasen aus sich heraus gelassen. „So sind mit mir bisher nur einmal vor sieben Jahren nach einem Spiel bei Bröndby Kopenhagen die Gäule durchgegangen”, sagte der sonst eher zurückhaltende Vereinsboss. Damals hatten sich die Frankfurter unter Trainer Friedhelm Funkel die Teilnahme an der Gruppenphase in der Europa League gesichert.
Nach 13 Jahren in der Eintracht-Verantwortung übergibt Bruchhagen sein Amt an einen Nachfolger. Seit Dienstag ist der Weg in den Vereinsgremien frei für Fredi Bobic. „Wir müssen alles aufarbeiten. Ein schwerer Auftrag für meinen Nachfolger“, sagt Bruchhagen. Die Rettung soll auch eine Warnung sein. Wenn die Eintracht nicht eine erneute Zitter-Saison erleben will, muss sie sich erheblich steigern.
Dank an Bruno Hübner
Bruchhagen gab zu, welch Druck auf ihm lastete: „Es wäre fatal gewesen, wenn ich einen Zweitligisten übergeben hätte.Wir haben alle die Ruhe bewahrt und schwere Zeiten ertragen müssen. Ich danke unseren Trainern. Ich danke Armin Veh dafür, dass er bereit war, zurückzutreten. Ich danke unserem Manager Bruno Hübner, der Trainer Niko Kovac durchgedrückt hat. Es hat geklappt und es zeigt, dass Kontinuität und Bescheidenheit im Fußball alles sind.“
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Finanziell ist der Gau für die Eintracht abgewendet. Bei einem Abstieg wären allein durch die verminderten Fernsehgelder mindestens 15 Millionen Euro im Jahresetat weggefallen. Aber sportlich muss sich einiges tun. Vor allem im Sturm hapert es gewaltig. Die Frankfurter machen aus ihren Chancen zu wenig. Ausgerechnet der am heftigsten kritisierte Stürmer Haris Seferovic sicherte mit seinem Treffer in der 66. Minute den Klassenerhalt. „Ich habe immer gekämpft und heute hat es geklappt”, sagte der 24-jährige Kroate und griff dann ganz oben ins Regal der übertreibenden Fußballersprüche: „Es gibt doch noch einen Gott und dafür bin ich dankbar.“
Russ: „Totgeglaubte leben länger!!“
Dankbar im existenziellen Sinn ist Marco Russ. Der Kapitän der Eintracht, der an Hodenkrebs erkrankt ist, hat die Operation am Montag gut überstanden. Russ schaute sich das Spiel im Krankenbett an und gratulierte noch in der Nacht. „Danke Jungs!!! Totgeglaubte leben länger!! Auf Euch!!!“, schrieb er bei Instagram. Per SMS hatte er Trainer Niko Kovac und die Kollegen über die erfolgreiche OP informiert.
Kovac hat es im Gegensatz zu seinem Vorgänger Armin Veh geschafft, im Frankfurter Team neuen Kampfgeist zu entfachen. Doch mit Einsatzwillen allein wird sich die Eintracht in der neuen Saison nicht in höhere Tabellenregionen schießen können. Jetzt ist neue Qualität im Kader nötig, um vor allem die Offensive zu stärken. Bobic tritt ein schweres Erbe an. Die „kritische Analyse“, die sich Bruchhagen wünscht, ist bitter nötig.