München. . Der Coach des FC Bayern und die Fußballwelt sind nach Robert Lewandowskis fünf Toren in neun Minuten baff. Auch der Pole findet es: „Unglaublich“.
Am Tag danach stand der FC Bayern vor einer großen Aufgabe, und man darf davon ausgehen, dass diese mehr Zeit benötigte als Robert Lewandowski für seine fünf Tore beim 5:1-Sieg in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg. Es ging nun darum, alle Kollegen den Spielball signieren zu lassen, den der Angreifer am Vorabend stolz aus der Münchner Arena getragen hatte. Ob dabei jene acht Minuten und 59 Sekunden unterboten worden sind, die der Pole nach seiner Einwechslung nach der Pause gerade einmal aufgewendet hatte, um sich in die Fußball-Geschichtsbücher zu schießen?
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Es wird wohl eine der ungeklärten Fragen dieses unergründlichen Torrausches bleiben, den auch der Urheber nur bedingt einordnen konnte. „Ich wusste, dass ich einfach Gas geben und mindestens zwei Tore schießen muss“, berichtete der 27-Jährige, „aber fünf Tore, das war unglaublich, für mich auch.“ Vier Tore hatte er 2013 im Halbfinale der Champions League für Borussia Dortmund beim 4:1 gegen Real Madrid erzielt. Aber fünf in neun Minuten, mit nur neun Ballkontakten?
Lewandowski führt nun auch in der Torschützenliste
Neun Minuten können manchmal ausreichen, um den Lauf der Welt zu verändern. Doch meistens sind neun Minuten eine recht kurze Zeit. Man kann in dieser Zeit hastig frühstücken oder Nudeln al dente kochen. Oder aber, sofern man Lewandowski heißt, eben ein Spiel völlig verändern und in ein Spektakel mit einem ganz persönlichen Anstrich verwandeln.
So geschehen durch seine Tore in der 51., 52., 55., 57. und 60. Minute, mit denen er den 0:1-Rückstand durch Daniel Caligiuri (26.) pulverisierte. Vom Abstauber bis zum kunstvollen Seitfallzieher war alles dabei, so ziemlich das ganze Stürmer-Repertoire. Mit nun insgesamt acht Toren übernahm er am Dienstagabend die Führung in der Torschützenliste. Nebenbei stellte er einige Rekorde auf, vermutlich sogar für die Ewigkeit.
Fünferpack war Sternstunde der Fußball-Geschichte
„Das ist nicht zu unterbieten, schneller geht es jetzt wirklich nicht mehr“, sagt auch Michael Tönnies. Der frühere Stürmer vom MSV Duisburg hielt bisher den Hattrick-Rekord der Liga: Am 27. August 1991 hatte er beim 6:2-Sieg gegen den Karlsruher SC zwischen der elften und 16. Minute drei Treffer erzielt. Gegen den damals aufstrebenden Torhüter Oliver Kahn.
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Nach Lewandowskis Sternstunde ist das Geschichte. So schnell wie jetzt in München hatte es zuvor noch keinen Hattrick, keinen Vierer- und auch keinen Fünferpack zu bestaunen gegeben, schon gar nicht von einem Joker. „Das war für mich ein großer Abend“, sagte Lewandowski, ehe er noch einige weitere Einordnungsversuche des kaum Fassbaren folgen ließ. „Alles, was ich getroffen habe, war drin. Eine große Geschichte für mich, auch für Bayern. Ein Wahnsinns-Abend. Ein sehr unglaublicher Abend“, sprudelte es auch ihm heraus.
Auch den staunenden Kollegen und 75 000 Zuschauern gelang es nicht, das Mysterium zu entschlüsseln. Wie ein nie dagewesenes Naturschauspiel wirkte diese erstaunliche Wendung des Spiels durch Lewandowski. „Ich weiß auch nicht, was da in diesen neun Minuten passiert ist“, stammelte Caligiuri. Fest stand für ihn nur: „Die waren grauenhaft.“
Bayern-Coach Guardiola: "Verstehe das nicht"
Und auch sein Trainer rätselte, was da über seine Mannschaft in Person des „Weltklassestürmers“ hereingebrochen war. „Er hat fünf Mal aufs Tor geschossen und hätte sieben machen können. So ungefähr ist uns das vorgekommen. Erklären kann man das sicherlich nicht“, befand Dieter Hecking. Es passte recht gut zu dem irrsinnigen Verlauf, dass er noch eine Grundsatzkritik an seiner Elf formulierte, die nun irgendwie seltsam klang: „Was wir sicherlich sagen müssen: Fünf Tore in neun Minuten gehen nicht.“ Eigentlich jedenfalls.
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Das sah auch sein Gegenüber Pep Guardiola so, der völlig baff konstatierte: „Ich verstehe das nicht.“ Der Münchner Trainer verzichtete sogar darauf, seine Umstellungen als Begründung anzuführen. Denn er wusste, dass diese allein nicht ausreichten, um etwas zu erklären. „Du spielst nicht gut, hast keine klare Torchance in 45 Minuten. Die Leute fragen mich, was passiert ist und ich muss sagen: Ich weiß es nicht“, gab er zu.
Scherze vom Bayern-Präsidenten
Genau wie Präsident Karl Hopfner, der es aber ablehnte, im Vereinsmuseum Platz für Lewandowski zu schaffen. „Erst, wenn er das zum zweiten oder dritten Mal macht“, sagte Hopfner streng. Und Kapitän Philipp Lahm befand gar: „Man muss kritisch sein und sagen, dass er dann nachgelassen hat.“ Zwei Scherze, natürlich. Übrigens in mehr als neun Minuten.