Bremen. . Beim 0:4 gegen Bayern kritisiert Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin den mutlosen Auftritt seines Teams – obwohl der Schiedsrichter Werder benachteiligt.

Eine ganze Weile lehnte Thomas Eichin an der grünen Betonwand. Der Geschäftsführer des SV Werder hielt Abstand zu denjenigen, die unterhalb der Ostkurve des Weserstadions ihre Statements zu diesem eigenartig verlaufenen Klassiker des deutschen Fußballs abgaben und riefen: „Ohne Schiris habt ihr keine Chance.“ Als dann Eichin zum medialen Verhör erschien, hatte der 48-Jährige bis dahin darauf verzichtet, die Fernsehbilder zu betrachten – womöglich wäre sein Resümee sonst nach der 0:4-Lektion durch den FC Bayern anders ausgefallen.

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„Ich fühle mich in ein paar Aussagen bestätigt“, sagte Eichin also, doch vorangestellt hatte er einen von ihm nicht unbedingt erwarteten Satz: „Kein Vorwurf an den Schiedsrichter.“ Dabei wäre durchaus einer angebracht gewesen, nachdem Eichin zuvor die provokante These vertreten hatte, die Referees würden sich hierzulande an die Münchner Stars und seinen Startrainer nicht herantrauen. Und dann zog Jerome Boateng deutlich am Textil Sebastian Prödls („klares Foul“) – es hätte zwingend Elfmeter geben müssen, wahlweise hätte das von Fin Bartels erzielte 1:2 zählen müssen (65.). Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer aber entschied auf ein Bremer Handspiel – sein einziger Irrtum, den er später einräumte: „Wenn wir die Fernsehbilder gesehen hätten, hätten wir auf Strafstoß entschieden.“

Letztlich fehlte dem grün-weißen Außenseiter sowohl die individuelle Klasse als auch die kollektive Kraft, um den ohne seine Flügelzange mit Arjen Robben und Franck Ribery und ohne den zur Schonung daheim gebliebenen Torwart Manuel Neuer angetretenen roten Giganten zu stürzen. Werder trat mehr als eine Stunde zahm wie ein Schoßhündchen auf.

Werder erwacht zu spät

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Doch das Erwachen setzte erst beim Stande von 0:2 ein, als Thomas Müller (24.) und David Alaba (45./Freistoß) von fast identischer Position den Ball wunderschön in die linke bzw. rechte Ecke geschlenzt hatten. „Ich glaube, wir hatten schon vor dem Spiel den Kolben in der Hose“, ärgerte sich Kapitän Clemens Fritz, den der fehlende Mut mächtig wurmte. „Erst in der zweiten Halbzeit war das Gift drin.“ Den Schlusspunkt bildete ein Doppelpack von Robert Lewandowski (76. und 90.+1).

Und der Streit zwischen Eichin und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer? Ist beigelegt. „Wir haben uns in der Halbzeit die Hand gegeben. Das Thema ist durch. Wir sind ja nicht nachtragend“, sagte der Münchener. Der Bremer Widersacher behielt die Begegnung anders in Erinnerung: „Matthias und ich haben uns kurz begrüßt – das reicht für heute.“ Aber eine halbe Versöhnung ist besser als keine.