Essen. . Die Bundesliga hält sich – anders als in der jüngsten Vergangenheit – mit Einkäufen zur Saison-Halbzeit zurück. Nur Dortmund hat viel investiert.

Ein Fragezeichen steht hinter jedem Transfer. Aber die prosperierende Bundesliga tut sich in erster Linie ja als Käuferliga hervor. Wie die Deutsche Fußball-Liga just detailliert aufgeschlüsselt hat, wurden allein in der abgelaufenen Saison Akteure für 318 Millionen Euro gekauft und für 171 Millionen verkauft. Das meiste Geld davon wird im Sommer investiert.

Im Winter ist dagegen Vorsicht angesagt. Bislang trägt allein Kevin Kampl ein zweistelliges Millionen-Preisschild. Den in Solingen geborenen slowenischen Nationalspieler ließ sich der Vorletzte Borussia Dortmund zwölf Millionen kosten. Die meisten Konkurrenten scheuen hingegen das Risiko.

Bevorzugt Ausleihgeschäfte

„Man hat einfach weniger Zeit, um einen Transfer vorzubereiten. Es sind weniger Spieler auf dem Markt, erst recht nicht ohne Ablöse“, erklärte Dirk Dufner, Sportdirektor von Hannover 96, kürzlich in einer Manager-Runde dem Fachmagazin „kicker“. Es liege in der Natur der Sache, „dass Wintertransfers häufiger Flops sind.“

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„Sehr oft erfährt man erst Ende Dezember, welcher Spieler überhaupt bereit sein könnte für einen Wechsel, weil er unzufrieden ist“, erläutert Thomas Eichin, der Geschäftsführer des SV Werder. „Und dann bleibt nicht viel Zeit für eine Beurteilung. Im Sommer hat man den Spieler idealerweise einige Male selbst beobachtet und sich mit ihm getroffen und ihn näher kennengelernt – das ist im Winter mitunter schwierig.“ Trotzdem werde in Bremen eine Liste von „50 bis 60 Spielern“ abgearbeitet.

Max Eberl von Borussia Mönchengladbach möchte die vierwöchige Transferperiode nicht missen, „denn die hat 2011 dazu beigetragen, dass wir die Klasse gehalten haben.“ Mit den einst verpflichteten Martin Stranzl, Havard Nordtveit oder Mike Hanke.

Ausleihgeschäft im Trend

Derzeit wird vor allem versucht, Ausleihgeschäfte überzähliger Kräfte der oft zu üppig besetzten Champions-League-Aufgebote zu realisieren. So hat sich der FC Augsburg Emile Höjbjerg (FC Bayern), Werder Bremen Levin Öztunali (Bayer Leverkusen) und FSV Mainz 05 Christian Clemens (FC Schalke 04) geangelt. Wegen des Samstag-Stichtags 31. Januar ist das Transferfenster diesmal noch bis Montag 2. Februar (18 Uhr) geöffnet. Erst dann atmen vielerorts die Manager auf.

In Bremen stecken beispielsweise Eichin und der für die Kaderplanung zuständige Rouven Schröder oft bis tief in die Nacht die Köpfe zusammen, sind damit beschäftigt Mails, SMS oder WhatsApp-Nachrichten zu sichten und schnell Informationen abzuklopfen. Mehr denn je gilt die laufende Transferperiode als ein von den Beratern bestimmtes Business. In Trainingslagern wie im Sammelbecken Belek dienen die Hotelbars als Treffpunkt – mitunter geht es zu wie auf dem türkischen Basar.

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Transfers und Gerüchte

Transfers und Gerüchte – davon lebt das beliebte Internetportal „transfermarkt.de“. Nach deren Aufstellung haben die Erstligisten zum Stichtag des gestrigen Freitags erst 23 Profis für rund 26 Millionen gekauft und 33 Spieler für etwa 9,5 Millionen verkauft. Im vergangenen WM-Sommer wickelte die Bundesliga hingegen 301 Transfers ab: 144 Zugänge und 157 Abgänge. Eine neue Höchstmarke im Tauziehen um die besten Berufsfußballer.

Stefan Reuter, Manager vom FC Augsburg, ist eigentlich dagegen, in der Transferperiode II tätig zu werden, doch „wir haben eine Tradition mit erfolgreichen Wintertransfers.“ Neben dem geliehenen Höjbjerg wurde nun Dong-Won Ji aus Dortmundfix verpflichtet, auch der heutige Gladbacher André Hahn war mal ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Doch die Augsburger stellen die Ausnahme: Schnäppchen sind schwierig, Volltreffer eher selten