Essen. Die Bundesliga bekommt das Kontrollsystem Hawk Eye. Dabei ist es längst an der Zeit, den Schiedsrichtern auch andere Hilfsmittel zur Seite zu stellen.

Horst Heldt, der Manager des FC Schalke 04, ist kein schlechter Verlierer. Künftig schaut das Hawk-Eye genau zu, wenn der Bundesliga-Ball über den weißen Strich zwischen den Torpfosten rollt – oder eben nicht. „Wenn das jetzt kommt, dann habe ich auch kein Problem damit“, sagt Heldt.

„Es war ja eine demokratische Wahl.“ Dennoch bekräftigt er seine Contra-Position. An allen 13 Spieltagen der laufenden Saison habe es keine einzige Situation gegeben, in der die Frage aufgekommen sei: Tor oder kein Tor?

Heldt bezeichnet sich zwar selbst als „Fußball-Romantiker“, ist aber deshalb keineswegs stur gegen alles Neue, im Gegenteil: Er findet nämlich, dass anstatt der Torlinientechnik, auf die sich die Bundesligisten am Donnerstag geeinigt haben, besser ein Videobeweis hätte eingeführt werden sollen.

Charakter des Fußballspiels steht auf dem Spiel

Natürlich schreien da Traditionalisten spontan auf: Bloß das nicht, das würde den Charakter des Fußballspiels zerstören! Aber wäre das tatsächlich so? Im American Football haben beide Trainer zweimal pro Spiel die Möglichkeit, eine strittige Szene überprüfen zu lassen, um eine Schiedsrichter-Entscheidung eventuell revidieren zu können.

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Bei einem Fußball-Pilotprojekt in den Niederlanden hat sich herausgestellt, dass ein Video-Schiedsrichter nicht länger als 20 Sekunden benötigt, um ein Urteil zu fällen. Wenn jeder Trainer pro Halbzeit einmal eine so genannte „Challenge“ beantragen dürfte, wären das maximal 80 Sekunden Unterbrechung für mehr Gerechtigkeit.

Fußball-Puristen fürchten um emotionale Diskussionen

Der Videobeweis ist kein Teufelswerk, doch noch scheut der Weltfußball davor. Weil auch viele Entscheidungsträger befürchten, dass emotionale Diskussionen, die diesen Sport tragen, verloren gingen. Aber nehmen wir doch einmal an, Deutschland hätte das WM-Finale durch ein krasses Fehlurteil verloren. Garantiert wäre dann hierzulande das Geschrei groß gewesen: Her mit den Beweisbildern, sofort!