Gelsenkirchen. Schalke suchte einen Sechser und holte dann den offensiv veranlagten Aymen Barkok. Was sich der Revierklub von dem Neuzugang erhofft.

Dass sich der FC Schalke 04 im Winter gerne mit einem Mittelfeldspieler verstärken würde, war längst kein Geheimnis mehr. Kurz vor dem Transferstopp verhandelten die Gelsenkirchener mit dem Marokkaner Oussama Targhalline (22, Le Havre AC). Auch mit einem zentralen Mittelfeldspieler aus der spanischen LaLiga und einem Sechser eines Zweitliga-Rivalen sprchen die Schalker. Verpflichtet wurde schließlich ein Spieler aus der Bundesliga: Aymen Barkok von Mainz 05.

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Der 26-Jährige ist zwar im Mittelfeld beheimatet, passt auf den ersten Blick nicht ins Profil des gesuchten Sechsers. Seine Stärken liegen eher in der Offensive. Warum holte Schalke den Deutsch-Marokkaner, der bei Mainz 05 seit Monaten keine Rolle mehr spielte?

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Zuerst einmal geht Schalke mit der Verpflichtung kein Risiko ein. Barkok wechselt ablösefrei nach Gelsenkirchen, er hatte seinen Vertrag in Mainz aufgelöst. Sein neues Arbeitspapier läuft bis zum Ende der Saison. Nach Informationen dieser Redaktion verdient Barkok auf Schalke deutlich weniger als bei seinem bisherigen Arbeitgeber. Doch auch für den Mittelfeldmann ergibt der Deal Sinn: Seine Chancen auf Einsatzzeiten steigen. Er kann sich in den kommenden Wochen ins Schaufenster stellen: für einen neuen Verein - oder eine Weiterbeschäftigung bei S04.

Schalke-Zugang Aymen Barkok spielte über 100 Mal in der Bundesliga

Barkok kommt ohne Spielpraxis ins Ruhrgebiet. Nur vier Partien bestritt er für in dieser Saison, zuletzt stand er Ende September auf dem Rasen. Er soll Schalke dennoch sofort weiterhelfen. Die Fitness dürfte kein Problem sein, er befand sich in Mainz bis zuletzt im Mannschaftstraining. Dass Barkok nicht nur als quantitative Ergänzung geholt wurde, sondern den Kader auch in der Spitze verstärken soll, legt der Blick auf seine Vita nahe. Über 100 Bundesliga-Partien bestritt er, mit Frankfurt gewann er die Europa League, für die marokkanische Nationalelf bestritt Barkok 18 Länderspiele. Dass er das Zeug zum Unterschiedsspieler in der zweiten Liga mitbringt, deutete der 26-Jährige während seiner Leihe zu Hertha BSC in der Rückserie der Vorsaison an. Barkok könne dem Spiel „auf unterschiedlichen Positionen neue Impulse verleihen“, sagt Sportdirektor Youri Mulder.

Auch sein Ex-Trainer Nico Michaty ist von Barkok überzeugt. „Er hat Lust, Fußball zu spielen und kann Schalke definitiv helfen. Wenn er richtig fit ist, ist es ein Topspieler für die 2. Bundesliga. Er gehört eigentlich in die erste Liga“, sagt Michaty. Er hatte während Barkoks Zeit bei Fortuna Düsseldorf von 2018 bis 2020 als U23-Coach mit dem Neu-Schalker zusammengearbeitet. Nach Verletzungen spielte Barkok mehrfach für Michatys Regionalliga-Team. „Aymen hat ein sehr gutes Dribbling, Zug zum Tor, einen guten Abschluss. Er will immer den Ball haben, ist ballsicher und hat viel Spielfreude.“

Aymen Barkok ist neu auf Schalke. Hier ist er im Trikot von Hertha BSC zu sehen.
Aymen Barkok ist neu auf Schalke. Hier ist er im Trikot von Hertha BSC zu sehen. © Getty Images | Maja Hitij

Doch wo ist Platz für Barkok in der Mannschaft von Trainer Kees van Wonderen, die in den Wochen vor dem 2:5-Schock gegen Magdeburg am Wochenende verlässlich performt hatte? Auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen ist Kapitän Kenan Karaman gesetzt, an ihm führt kein Weg vorbei. Mit Barkok steht nun ein Backup zur Verfügung - auch auf den offensiven Flügeln, auf denen Schalke gut besetzt ist, kann er aushelfen.

Die besten Aussichten auf Startelf-Einsätze hat Barkok auf der Doppelsechs: Er ist zwar kein gelernter defensiver Mittelfeldspieler, wie es etwa Targhalline gewesen wäre, auf Schalke weiß man um Barkoks ausbaufähiges Verhalten im Defensivzweikampf. Was ihn hingegen zu einer wertvollen Alternative macht: Barkok läuft viel, ist dribbelstark und kann mit öffnenden Pässen die Angreifer in Szene setzen. Qualitäten, die Barkoks Konkurrenten wie Max Grüger oder Janik Bachmann fehlen. Das zuletzt gesetzte Eigengewächs Grüger ist trotz seines unbestrittenen Talents noch nicht so weit, das Spiel zu lenken. Der 19-Jährige ist zwar ballsicher. Bälle in die Spitze spielt er aber zu selten.

Schalke mit Barkok: Variabler und weniger abhängig von Seguin

Zudem hoffen die Schalker, durch die Verpflichtung von Barkok, die Abhängigkeit von Paul Seguin zu lösen. Dessen Fähigkeiten als Spielgestalter sind unbestritten. Das Problem: Hat Seguin einen schlechten Tag, leidet das gesamte Spiel darunter - wie zuletzt bei der Demütigung gegen Magdeburg. Ebenso ist die Verletzungsanfälligkeit des 29-Jährigen ein Thema, mit dem Schalke dank Barkok künftig gelassener umgehen kann.

Womöglich darf Barkok bereits am Sonntag als Seguin-Vertreter ran. Der verpasst das Gastspiel beim 1. FC Köln (13.30 Uhr, Sky) gelbgesperrt. Am Mittwoch trainiert Barkok erstmals mit der Mannschaft. Der Rest der Woche wird zeigen, ob Schalkes Last-Minute-Zugang gleich ein Kandidat für die Startelf ist.

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