Belek. Mit ihren Anekdoten über Schalke könnte Sabine Hammacher Bücher füllen. Die 63-Jährige steht exemplarisch für die Leidenschaft der S04-Fans.

Schalke-Fan Mohamed balanciert Bierbecher auf dem Kopf und ist ein kleiner Star in den Sozialen Medien. Andere tätowieren sich S04-Legenden auf dem Körper, sind besonders laut und emotional oder entwerfen leuchtende Schalke-Trikots – an Kult-Fans mangelt es dem FC Schalke 04 nicht. Sabine Hammacher zählt nicht zu dieser Kategorie. Auf den ersten Blick fällt die 63-Jährige auch während des Trainingslagers in Belek nicht auf. Sie ist nicht die Lauteste, nicht die Verrückteste und auch nicht Rekordbesucherin der Trainingslager.

Warum Sabine auf ihre Art trotzdem besonders ist? Nicht, weil sie eine königsblaue Brille und kleine Schalke-Ohrringe trägt. Sondern, weil sie so etwas wie die gute Seele der königsblauen Reisegruppe ist. Von den Trainingslager-Urgesteinen kennt Sabine fast jeder und niemand verliert ein schlechtes Wort über sie. Wohl auch, weil sie grundsympathisch ist und es schafft, ihre Mitmenschen mit ihrer guten Laune anzustecken. „Schalke ist eine Sucht, ich bin Schalke-verrückt“, sagt sie. „Wenn die Mannschaft schlecht spielt, leide ich, Krisen machen mich traurig – aber ich bin eine hoffnungslose Optimistin, versuche immer, das Positive zu sehen.“

Schalke ist für Sabine die „Zweitfamilie“

Mit dem Schalke-Fanclub Königsblau Brilon (circa 1250 Mitglieder) reist sie zu jedem Heimspiel nach Gelsenkirchen. In der Arena steht sie immer in der Nordkurve, Block N2. Die Corona-Spiele ausgeklammert, hat sie seit 2014 nur vier Partien der Schalker in der Arena verpasst. „Wenn ich die Auswärtsspiele vor dem Fernseher schaue, habe ich oft einen Puls von 130“, sagt sie. „Da bin ich zu nervös. Ich muss nah dran sein, hautnah dabei sein, dann geht es.“

Auch aus diesem Grund begleiten sie und ihr Mann Rudi Schalke regelmäßig in die Trainingslager. Einige Male waren sie im Sommer dabei. Weil Fans im Winter aber näher dran sein können, bevorzugt Sabine die Januar-Reisen. Der Trip nach Belek 2025 ist schon ihr zehntes Winter-Trainingslager. „Für uns ist das ein Familienurlaub mit der königsblauen Zweitfamilie“, erzählt sie. „Auf den Reisen hat man häufig die gleichen Leute um sich herum. Es entstehen echte Freundschaften. Wir fahren zum Beispiel immer mit dem gleichen Pärchen zusammen, das wir in einem Trainingslager kennengelernt haben.“

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Auch tausende Kilometer von ihrer Heimat Brilon im Sauerland entfernt, fühlt sich der Start in ein Trainingslager für Sabine an, wie nach Hause kommen. „Ich freue mich, die Vereinsmitarbeiter zu sehen, freue mich über Schnitzel, den Fotografen, der immer dabei ist, und freue mich über die Reporter“, erzählt sie. „Sie alle gehören zu meinem Schalke-Kosmos dazu.“

Schalke-Fan Sabine und ihr besonderes Erlebnis mit Benedikt Höwedes

Wenn Sabine über ihren Herzensverein spricht, strahlt sie fast durchgängig. Die Anekdoten und Geschichten, die sie mit den Königsblauen erlebt hat, sprudeln nur so aus ihr heraus und könnten Bücher füllen. Dabei erzählt sie von ihrem blau-weißen Büro in der Arbeitsagentur, ihrem Sport-Zimmer in Brilon, von Freundschaften, vom Aufstieg 2021 als verrücktestes Spiel ihres Lebens und von einem ganz besonderen Moment mit Benedikt Höwedes bei ihrem allerersten Trainingslager-Besuch.

„Das war mein absolutes Highlight“, sagt Sabine. „Ich war und bin ganz großer Fan von Benedikt Höwedes. Davon hatte ich auch Hotte Heldt in meinem ersten Trainingslager erzählt“, erinnert sie sich. Was dann passierte, kann sie auch Jahre später kaum glauben. Denn der damalige Schalke-Manager machte sich auf den Weg und holte Höwedes an Sabines Tisch. „Ich habe dann mehr als eine halbe Stunde mit Benni zusammengesessen und mich mit ihm unterhalten – ich war so happy!“ Die Krönung: Später hat Höwedes ihr sogar noch ein Trikot geschenkt. Mit der Widmung „Für meinen Edelfan Sabine.“ Bis heute hat das Trikot einen Ehrenplatz bei ihr Zuhause.

Einen solchen Lieblingsspieler hat Sabine im aktuellen Kader nicht mehr. Von der Mannschaft hat sie trotzdem einen positiven Eindruck. Während der Woche in Belek wohnt sie im Mannschaftshotel, wo ihr immer mal wieder Profis über den Weg laufen. „Alle sind sehr nahbar, total nett“, erklärt sie und betont, dass es in den vergangenen Jahren nicht immer so harmonisch zuging. „Öffentlich sagen die Spieler immer, wie toll und wichtig die Fans sind, doch nicht jeder hat die Fans auf Schalke immer gut behandelt.“

Auch unter den Profis war die Stimmung während des Trainingslagers in Belek auffallend gut.
Auch unter den Profis war die Stimmung während des Trainingslagers in Belek auffallend gut. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

„Spieler, Trainer und Verantwortliche kommen und gehen – doch wir Fans bleiben“

An Ärgernissen und Enttäuschungen hat es bei den Gelsenkirchenern in den vergangenen Monaten bekanntlich nicht gemangelt – nicht nur im Umgang mit den Fans. „Aber das ändert nichts an meiner Liebe zu Schalke“, stellt sie klar. Wenn sie Groll hege, dann über einzelne Verantwortliche. „Matthias Tillmann und ich werden zum Beispiel keine Freunde mehr“, sagt Sabine. Sie ist überzeugt, dass der 41-Jährige mit seiner Art zwar in den Vorstand eines Großkonzerns passe, aber nicht zu einem emotionalen Fußballklub wie Schalke 04.

„Aber wir wissen ja, wie es ist: Spieler, Trainer und Verantwortliche kommen und gehen – doch wir Fans bleiben“, ist Sabine überzeugt. Tatsächlich sind es Menschen wie Sabine, die Schalke besonders machen. Weil es so viele positiv-verrückte Fans wie Sabine gibt, die Königsblau mit jeder Faser ihres Körpers leben, ist Schalke auch im Tabellen-Mittelfeld der 2. Bundesliga kein normaler Fußballverein.

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