Belek. Für den FC Schalke 04 ist in Belek Einspielen angesagt. Inzwischen bildet sich deutlich ab, welcher Elf Kees van Wonderen vertraut.

Kees van Wonderen ging während der ersten Einheit im Trainingslager des FC Schalke 04 im türkischen Belek zu Abwehrspieler Tomas Kalas. Der Trainer fragte Kalas, einen Routinier, der schon viel gesehen hat in seiner Karriere: „Hast du eigentlich mal in Italien gespielt?“ Nein hatte er nicht. Es ging um eine spezielle Übung, die sich van Wonderen in Italien abgeschaut hatte. Eine, die am ersten Schalker Tag den größten Diskussionsstoff bot.

Schalke-Training erinnert Mulder an Arrigo Sacchi

Auf dem Rasen des Titanic Sport Centers lagen viele elastische Bänder - van Wonderen ließ jeweils die vier Abwehrspieler, vier Mittelfeldspieler und zwei Stürmer verschnüren. Es ging um das Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz. „Es ist eine Übung, bei der du fühlst, wie die Abstände richtig sein müssen, wie du miteinander die Räume verteidigen kannst“, sagte van Wonderen. An der Seitenlinie schaute Interims-Sportchef Youri Mulder gespannt zu. Viel hat Mulder in seiner Karriere erlebt, diese Übung aber nicht. „Sie ist eine gute Methode, um dafür zu sorgen, dass die Mannschaft sehr geschlossen ist. Arrigo Sacchi hat das beim AC Mailand früher gemacht.“

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Es ist eine taktische Übung, die unter Ex-Trainer Karel Geraerts nie zu sehen war. Geraerts setzte auf viele Spielformen, Kleinfeldturniere - viel Spaß, wenig Kreativität. Van Wonderen, der Anfang Dezember vor dem Blitz-Rauswurf stand, scheint vier Wochen später auf Schalke angekommen zu sein. Die Fans respektieren, dass van Wonderen der Turnaround gelungen ist, dass ihre Mannschaft sogar wieder attraktiven Fußball spielt. 4:2 in Paderborn, 1:1 gegen Düsseldorf, 4:1 in Elversberg - das war teilweise sogar begeisternd.

Schalkes Spieler mögen ihren Trainer, zu Beginn des ersten Tages sangen sie ihm ein Ständchen zum 56. Geburtstag. Van Wonderen schaffte die Wende auch, weil er den Führungsspielern zugehört hatte, sich von ihnen überzeugen ließ. Er änderte die Sprache im Training und bei Ansprachen von Deutsch auf Englisch, damit alle verstehen, was er sagen will. Zu Beginn seiner Amtszeit war das anders. Und er veränderte die Strategie. Kapitän Kenan Karaman und Vize Paul Seguin übernehmen ihre Lieblingsrollen, Moussa Sylla spielt im Sturmzentrum, nicht mehr außen. Der neue Co-Trainer Tim Hoogland kümmert sich um die Standardsituationen. Auch das macht Schalke besser.

Schalke testet in Belek zweimal

Van Wonderen geht es in Belek nicht darum, dem Schalker Spiel neue Facetten hinzuzufügen, weitere taktische Varianten einzustudieren. Er hat seine bevorzugte Strategie gefunden, auch das passende Personal. Er möchte daran arbeiten, die kleineren Fehler zu verbessern, die Taktik zu verfeinern. Als Trainer ist er lautstark dabei, immer wieder unterbricht er die Übungen. Auch rhetorisch äußert er sich eindeutig. Er legte sich auf Torwart Justin Heekeren als Nummer eins fest, und die zuletzt erfolgreiche A-Elf ist weiter erste Wahl. Sie war beim Experiment mit der Schnur auch zusammengeknotet. „Natürlich kann sich schnell etwas ändern, aber wir haben gut aufgehört und die Spieler haben es gut gemacht. Unser Fundament steht, die anderen Spieler müssen sich reinkämpfen. Wir fangen so an, wie es vor der Winterpause war“, sagte van Wonderen.

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Noch bis Freitag bleiben die Schalker in Belek, sie bestreiten zwei Testspiele gegen den FC Aarau (6. Januar) und den FC Zürich (9. Januar) aus der Schweiz. Ist die Zeit in der Türkei zu kurz? Van Wonderen bleiben nur sechs volle Tage Zeit. Die Kritik daran teilt er nicht. „Wir hatten schon zwei Einheiten in Gelsenkirchen, eine sogar noch vor dem Hinflug am Vormittag. Hier trainieren wir zweimal am Tag, haben zwei Testspiele. Der Platz ist gut, es gibt genug Arbeit zu machen. Für uns ist das perfekt“, sagte van Wonderen. „Verteidigen, Angriff, Umschaltmomente, Standards - wir wollen alles durchlaufen und analysieren. Hier haben wir die Zeit dafür.“

Im Gegensatz zu früheren Trainingslagern sind aber noch nicht viele Schalke-Fans vor Ort. Bei den ersten beiden Trainingseinheiten schauten jeweils 30 königsblaue Anhänger zu, zu Beginn der kommenden Woche soll das etwas anders werden, ursprünglich hatten die Schalker ohnehin geplant, erst am 6. Januar anzureisen.

Schalke: Tempelmann vor Wechsel nach Braunschweig

Nicht im Flieger Richtung Belek hatte am Freitag Lino Tempelmann gesessen, schon am Samstag kam heraus, mit welchem Klub der 25-Jährige über einen Wechsel spricht. Nach unseren Informationen handelt es sich um den Zweitligisten Eintracht Braunschweig, im Gespräch ist eine Leihe bis Saisonende. Die Braunschweiger würden auch Torwart Ron-Thorben Hoffmann gern holen. „Ich will den Kader, den ich habe, gern behalten“, sagte van Wonderen.

Er ist eben aktuell sehr zufrieden. Vor vier Wochen hätte das noch niemand vorhergesagt.

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