Gelsenkirchen. Schalkes U23-Trainer Jakob Fimpel spricht im WAZ-Interview über seine Zeit bei den Profis, die vielen S04-Talente in der Regionalliga und die Ziele der U23.
Das Trainerbüro von Jakob Fimpel wird von zwei überdimensionalen Fernsehern dominiert. Auf den TV-Geräten betreibt der 35-jährige Schalker U23-Coach zusammen mit seinem Trainerteam unter anderem die Gegneranalyse. Auf einer Magnettafel tüftelt Fimpel mit seinen Assistenten an der passenden Taktik. Auf einem großen Wandkalender stehen alle wichtigen Spiel- und Trainings-Termine. Mitten in der Saison musste Jakob Fimpel plötzlich umdenken: Für 14 Tage ging es nicht mehr um „seine“ Regionalliga-Mannschaft, sondern um Schalkes Zweitliga-Team. Fimpel holte als Interims-Trainer nach der Trennung von Karel Geraerts in zwei Spielen vier wertvolle Punkte. Im WAZ-Interview blickt Fimpel zurück - und kämpferisch nach vorne.
Herr Fimpel, für Sie persönlich war es ein turbulentes Jahr auf Schalke. Sie sind mit der U23 in die Saison gestartet und standen dann als Interimstrainer bei den Profis für 14 Tage im Rampenlicht. Hat das etwas mit Ihnen gemacht?
Jakob Fimpel (35): Ich bin derselbe Jakob Fimpel wie vorher (lacht). Aber es war natürlich eine Riesen-Erfahrung, bei den Profis zu arbeiten und diese zwei Wochen durchzupowern. Die Gesichter waren im Zweitliga-Team neu, auch wenn man sich größtenteils schon kannte.
Mussten Sie sich bei Ihren Ansprachen irgendetwas Besonderes einfallen lassen, um die Profis zu erreichen?
Ich habe meine Ansprachen aus eigener Überzeugung gemacht. Ganz viel kommt aus dem Gefühl heraus. Ich habe einen Ablauf, den ich für jeden Spieltag anwende. Wichtig ist, eine gute Trainingsarbeit zu machen. Es ging darum, die zwei Spiele, die ich mit den Profis absolviert habe, gut vorzubereiten und eine Bindung zu den Jungs aufzubauen.
„Unfassbar“: Fimpel spricht über seine Spiele als Interimscoach bei den Schalke-Profis
Wie war das Gefühl, vor 60.000 Fans in der Veltins-Arena gegen Hertha BSC an der Linie zu coachen?
Es war unfassbar, in der Arena an der Linie zu stehen. Dieses Gefühl habe ich aber auch, wenn ich als Zuschauer in der Veltins-Arena bin. Diese zwei Wochen bei den Profis haben mir riesigen Spaß gemacht.
Ist die Anspannung beim Zweitliga-Team anders gewesen als bei Ihrer Regionalliga-Mannschaft?
Ja, weil auch mehr dranhängt. Zweitliga-Spiele zu coachen, war natürlich besonders. Ich weiß das noch aus meiner Anfangszeit bei der U23. Da war auch jedes einzelne Regionalliga-Spiel noch etwas anders. Inzwischen kenne ich die 4. Liga und die Stadien. Ich weiß, was uns wo erwartet. Das schluckt dann auch etwas die Nervosität.
Nach den vier Punkten, die Sie mit Schalke in der 2. Liga eingefahren haben, gab es viel Lob in sozialen Netzwerken für Sie. Interessiert Sie so etwas?
Mir ist das nicht so wichtig. Es ist schön, dass wir diese vier Punkte geholt haben, als ich Interimstrainer war. Aber ehrlich gesagt bin ich in sozialen Netzwerken nicht aktiv.
Jakob Fimpel: „Schalke hat mich gepackt“
Schalke 04 ist viel daran gelegen, dass Sie als Trainer den nächsten Schritt gehen. Wie ist der Stand beim Vorhaben, den Fußball-Lehrer-Lehrgang zu absolvieren?
Ich werde mich auch im nächsten Jahr wieder bewerben. Es gibt ganz klare Voraussetzungen, die man erfüllen muss und die Konkurrenz ist groß.
Sie zählen auf Schalke bereits zu den Urgesteinen. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich bin jetzt seit elf Jahren auf Schalke. Das ist ein Verein, der mich gepackt hat und mich auch nicht so einfach loslässt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren nach vorne zu blicken, ist eine lange Zeit. Klar ist, dass es mir unfassbar Spaß hier macht.
Mit Peter Remmert, Aris Bayindir, Martin Wasinski, Mauro Zalazar, Felipe Sanchez oder Ilyes Hamache haben mehrere junge Profis in der Schalker U23 Wettkampfpraxis gesammelt. Wie haben die Spieler die Umstellung auf 4. Liga in Deutschland verpackt?
Grundsätzlich war es schon die Idee in der Kaderplanung, auch junge Profis bei uns einzusetzen, weil unser U23-Aufgebot recht klein ist. Leider gab es auch bei den Jungprofis einige Verletzte. Wir sind dafür da, dass die Jungs Spielzeit bei uns bekommen. Es ist eine Umstellung, in der Regionalliga zu spielen. Wichtig ist es, dass sich alle voll reinhauen und ihre Entwicklungsschritte machen. Teilweise sind die Jungs ohne gemeinsames Training zu uns gekommen. Wenn sie dann noch in eine Mannschaft kommen, die ohnehin nicht vor Selbstvertrauen strotzt, ist es schwerer, zu überzeugen.
Schalkes U23-Trainer Jakob Fimpel über den Klassenerhalt in der Regionalliga
Wie wichtig ist es, dass Sie mit der U23 den Klassenerhalt in der Regionalliga West packen?
Wir müssen alles für den Klassenerhalt geben , um für unsere eigenen Jungs aus der Knappenschmiede weiter eine gute Plattform zu bieten. Es kann nicht das Ziel sein, eine zweite Mannschaft in der Oberliga zu haben.
In der letzten Saison haben 34 Punkte zum Regionalliga-Klassenerhalt gereicht. Kommt man mit dieser Marke auch dieses Mal ins Ziel?
Ich rechne zum Klassenerhalt in der Regionalliga eher mit einer höheren Punktemarke. Wie viele Zähler am Ende nötig sind, ist völlig egal. Wir müssen dafür sorgen, dass wir vier Vereine hinter uns lassen. Aussetzer wie in der ersten Halbserie dürfen wir uns nicht mehr erlauben. Ganz gleich, zu welchem Gegner wir fahren, ob das jetzt Duisburg, Fortuna Köln oder Oberhausen ist: Wir müssen mit dem Ziel in die Partien gehen, dass wir diese Mannschaften schlagen können. Die Rückrunde wird für uns eine Herausforderung und eine harte Aufgabe.
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