Gelsenkirchen. Eine Beratungsagentur unterstützt Schalke bei der Suche nach einem Sportvorstand. Interessant ist, wer in der Findungskommission fehlt.
Es gab Zeiten, da wäre Bernhard Peters einfach nur als „Hockey-Mann“ bezeichnet worden. Doch der 64-Jährige ist seiner langjährigen erfolgreichen Rolle als Hockey-Bundestrainer entwachsen. Seit Jahren kennt er sich vor allem im Fußballgeschäft blendend aus. Inzwischen führt er ein Sportberatungsunternehmen in Hamburg. Nach gesicherten Informationen dieser Zeitung aus Vereinskreisen hat sich nun der FC Schalke 04 die Dienste Peters‘ gesichert. Peters ist der Headhunter bei der Suche nach einem Sportvorstand.
Schalke sucht einen Sportvorstand
Der Schalker Aufsichtsrat hatte zunächst eine Findungskommission mit vereinseigenen Mitarbeitern zusammengestellt - zum Beispiel mit Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer und Vize Frank Lotze. Nicht Teil dieser Kommission ist nach Informationen dieser Zeitung der im November in den Aufsichtsrat gewählte Ender Ulupinar. Der 51-Jährige, Teil der Traditionsmannschaft, hatte in seiner Wahl-Rede die Einstellung eines Sportvorstands gefordert und viel mehr Sportkompetenz in der Klubführung angemahnt. Im Aufsichtsrat gehört er zum Sportausschuss - in die Kommission wurde er aber nicht berufen.
Peters soll diese Kommission unterstützen, zur Vorauswahl einen bedeutenden Teil beitragen. Inzwischen ist auch klar, dass es um einen Sportvorstand geht, einen sogenannten „starken Mann“. Lange hatten sich die Schalker offen gehalten, ob sie den neuen Mann zu einem Vorstand oder eine Hierarchieebene tiefer zum Sportdirektor machen. Diese Frage hat der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Axel Hefer nun klar beantwortet. Deshalb spielen Vorstandschef Matthias Tillmann und Kaderplaner Ben Manga bei der Suche eine Nebenrolle - wenngleich die Findungskommission schon auf Teamfähigkeit achtet, da der neue Mann vor allem mit Tillmann und Manga kooperieren soll.
Peters soll dabei die entscheidende Rolle spielen. Von 1985 bis 2006 arbeitete er für den Deutschen Hockey-Bund, gewann zunächst mit Juniorenteams Welt- und Europameistertitel. Als Bundestrainer der Herrenmannschaft wurde Peters 2002 und 2006 Feldhockey-Weltmeister, 2003 Feldhockey-Europameister, im selben Jahr Hallenhockey-Weltmeister. Peters sorgte über Hockey hinaus mit innovativen Trainingsmethoden für Interesse, legte auf Fitness und Disziplin viel Wert. Bundestrainer anderer Sportarten schauten beim Training vorbei, Peters selbst hospitierte bei Fußballklubs, auch auf Schalke.
Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann wollte Peters Anfang 2006 zum DFB-Sportdirektor machen, setzte sich aber mit seinem Wunsch nicht durch. Kurz nach der erfolgreichen verteidigten Hockey-Weltmeisterschaft wurde Peters im Oktober 2006 Direktor für Sport und Nachwuchsförderung beim Regionalligisten TSG Hoffenheim, der nur zwei Jahre später in die Bundesliga aufstieg. Inzwischen hielt Peters Referate an der Hennes-Weisweiler-Akadamie, an der angehende Fußballlehrer unterrichtet werden. In Hoffenheim entdeckte Peters Julian Nagelsmann, gab ihm dessen ersten Cheftrainerposten in der U17.
Peters entwickelte in Hamburg den HSV-Campus
Im August 2014 wechselte er zum Hamburger SV, übernahm als Sportdirektor die Bereiche Jugend, Nachwuchs und Koordination - und blieb dort vier Jahre. Er wollte Nagelsmann zum HSV holen - was aber nicht klappte. „Ich bin stolz darauf, beim HSV Talente, Spielideen, Trainer und den HSV-Campus mitentwickelt zu haben“, sagte Peters, nachdem er im Oktober 2018 gehen musste. Zuvor hatte er sich für die zu dieser Zeit vakante Position des Sportvorstands ins Gespräch gebracht - die der HSV dann anders besetzte.
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Inzwischen leitet Peters die Beratungsagentur BPTC und das High Performance Sports Institute (HPSI) mit Sitz in Hamburg. Das Institut bildet Führungskräfte und Trainer weiter - auf der HPSI-Internetseite werden als ehemalige Absolventen Patrick Fabian (früher VfL Bochum), Pirmin Schwegler (früher TSG Hoffenheim) und Kim Falkenberg (Chef-Kaderplaner von Bayer Leverkusen) genannt. Mit der Agentur BPTC hat Peters prominente Auftraggeber auf seiner Liste: Er berät den amerikanischen MLS-Klub St. Louis City, der von Lutz Pfannenstiel geleitet wird. Beide hatten sich in Hoffenheim kennengelernt. In St. Louis spielen zahlreiche Ex-Profis aus Deutschland, ab 1. Januar auch der Ex-Schalker Timo Baumgartl. Mit Werder Bremen kooperierte Peters nicht nur im Nachwuchsbereich, sondern auch bei der Suche nach einem Nachfolger für Frank Baumann. Auch für den schottischen Traditionsklub FC Aberdeen entwickelte Peters Strategiemodelle.
Nun berät er auch die Königsblauen. Dass sie eine Findungskommission gründen oder Headhunter einschalten, ist nicht neu. Schon bei der Suche nach den Vorstandschef Dr. Bernd Schröder und Matthias Tillmann war dies der Wahl. Die Suche nach einem neuen Sportvorstand auch länger als ein paar Tage. Erst bekommt Peters Zeit, um mit der Findungskommission eine Vorauswahl zu treffen, die dann dem Aufsichtsrat präsentiert wird. Erst dann sollen die Verhandlungen finalisiert werden. Bis dahin bleibt Youri Mulder interimistisch Schalkes Sportchef - gemeinsam mit Ben Manga.
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