Gelsenkirchen. Die Trendwende war nur ein Zwischenhoch: Schalke ging gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 0:3 unter. Die Fans pfiffen.
Dem Ruhrkohle-Chor gelang es kurz vor dem Anpfiff, nach einer Woche diverser Disharmonien die Ruhrgebiets-Romantik beim FC Schalke 04 wenigstens für ein paar Minuten wiederherzustellen. Alle Strophen des Steigerlieds sang der Chor, und als die mitgereisten Anhänger des 1. FC Kaiserslautern plötzlich ihre eigenen Titel zu singen begannen, wurden sie von allen Schalkern unter den 62.075 Zuschauern in der ausverkauften Arena übertönt. Schalkes erster Sieg des Abends, eigentlich ein gutes Omen, blieb aber der einzige. Die Königsblauen ließen sich vom FCK vorführen und unterlagen mit 0:3 (0:1).
Die Antwort auf die Frage, ob drei Spiele in Folge ohne Niederlage die Trendwende bedeuteten oder nur ein Zwischenhoch waren, ist eindeutig: Die fünf Punkte aus den Spielen gegen die Aufsteiger Ulm (0:0) und Regensburg (2:0) sowie beim angeschlagenen HSV (2:2) sollte Schalke nicht mehr überbewerten. Die Königsblauen könnten auf den Relegationsplatz abrutschen, am 14. Spieltag der Zweiten Liga. Trainer Kees van Wonderen wackelt weiter, die Suche nach einem Sportvorstand sollte der kritsch beäugte Aufsichtsrat schleunigst abschließen. Die Angst vor der 3. Liga geht um auf Schalke. Wieder einmal.
Schalke: Angeschlagener Seguin auf der Bank
Van Wonderen hatte sein Team nur auf einer Position geändert. Der angeschlagene Paul Seguin nahm erst einmal auf der Bank Platz, für ihn rückte Tomas Kalas zurück in die Startelf. Der Respekt beider Mannschaften voreinander war groß, Schalke hatte dreimal in Folge nicht verloren, der FCK war sogar fünf Spiele unbesiegt geblieben. Die erste Torannäherung hatte Schalke, als nach einem gescheiten 30-Meter-Pass von Amin Younes der Ball über Moussa Sylla bei Janik Bachmann landete – doch der traf ihn nicht genau (10.).
Zwei Minuten später lag der Ball im Schalker Tor, angedeutet hatte sich das zu diesem Zeitpunkt nicht. Auf ihrer rechten Seite gelang es den Schalkern nicht, einen Doppelpass zu verhindern. Filip Kaloc drang fast bis zur Grundlinie vor, spielte einen cleveren Querpass auf Ragnar Ache, der ungedeckt von Marcin Kaminski und Derry John Murkin den Ball ins Tor schob – 1:0 für die Roten Teufel.
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Die Schalker liefen einem vermeidbaren Rückstand hinterher. Und ihnen fehlten die Mittel im Spielaufbau, um große Chancen zu erarbeiten. Seguin, von dem die meisten Angriffe ausgehen wie von einem Quarterback im American Football, fehlte Schalke sehr – einen ähnlichen Spielertypen gibt es nicht in Schalkes Kader. Energisch wurde es deshalb nur, wenn die Außenverteidiger Murkin (links) und Taylan Bulut (rechts) in Einzelaktionen nach vorn liefen – Bulut hatte Schalkes erste Schusschancen (24./27.). Dribbler Younes war überall auf dem Platz zu finden, forderte den Ball, doch auf seine Ideen gingen seine Mitspieler kaum ein.
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Das Spiel lief perfekt für die selbstbewussten Gäste, die auf ihr schnelles Umschaltspiel setzten und den Vorsprung in der ersten Hälfte noch locker hätten ausbauen können. In der 26. Minute schlenzte Florian Kleinhansl den Ball aufs Schalker Tor, Keeper Justin Heekeren lenkte den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff stand Torschütze Ache im Anschluss an eine Ecke von Luca Sirch ganz allein im Strafraum, schoss den Ball in Heekerens Arme.
Zwei Schalke-Gegentore nach der Pause
Schon die Pausenführung für die Lauterer war verdient, unmittelbar nach dem Seitenwechsel blieb eine schnelle Schalker Reaktion aus. Viele Querpässe spielten sie, ihnen fiel einfach gar nichts ein, um den Rückstand umzudrehen. Noch schlimmer: Ohne große Mühe bauten die Gäste den Vorsprung aus. In der 52. Minute wurde Kapitän Daniel Hanslik, einer der besten Zweitliga-Spieler, 20 Meter vor dem Schalker Tor nicht gestört. Unbedrängt zog er ab, von Abwehrspieler Tomas Kalas abgefälscht schlug der Ball zum 2:0 ein. Neun Minuten später dribbelte sich Daisuke Yokoto durch die Schalker Abwehr – Kalas rutschte aus und lag auf dem Rasen, Yokota verlud Heekeren und erzielte das 3:0. Das war die Entscheidung. Die meisten S04-Fans schwiegen, einige pfiffen, viele gingen schon nach Hause, was die FCK-Fans mit dem Ruf „Auf Wiedersehen“ kommentierten.
Dass den Schalkern wirklich gar nichts gelang an diesem Abend, zeigte eine Szene in der 70. Minute. Nach einem Handspiel des Lauterers Almamy Touré hatte Schiedsrichter Robin Braun auf den Elfmeterpunkt gezeigt. Kenan Karaman hatte sich den Ball schon zurechtgelegt, als sich der Video-Assistent meldete: Karaman stand im Vorfeld im Abseits. Es blieb bei der 0:3-Klatsche, vielen Fan-Pfiffen und der Gewissheit, dass Schalke eine weitere unruhige Woche bevorsteht. Nächster Gegner ist der Tabellenführer SC Paderborn (6. Dezember).
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