Gelsenkirchen. Zwei Schalke-Profis haben in der Halbzeitpause des HSV-Spiels das Wort ergriffen – einem versagte im Anschluss sogar die Stimme.

Als sich Kenan Karaman auf dem Weg in die Kabine des Hamburger Volksparkstadions noch Zeit für ein Gespräch mit der WAZ nimmt, ist seine Stimme schon mächtig angeschlagen. „Ich kann kaum noch sprechen“, sagt der Kapitän des FC Schalke 04 nach dem 2:2 beim Hamburger SV. Seine Anweisungen auf dem Rasen, sein Torjubel nach dem Ausgleich, aber vor allem seine Halbzeitansprache sind Karaman auf die Stimme geschlagen.

In der Kabine ist der 30-Jährige extrem laut geworden, beim Stand von 0:2 aus Sicht der Schalker wollte der Stürmer seine Teamkollegen wachrütteln. „Ob ich geschrien habe? Und wie! Es wurde laut in der Halbzeit. Von mir wurde es sogar sehr, sehr laut“, verrät Karaman. „Der Ärger musste raus“, beschreibt Verteidiger Derry John Murkin die Szenen im Umkleideraum. Bei Sportdirektor Youri Mulder kam diese Reaktion gut an: „Die Jungs haben es geschafft, sich selbst aufzubauen, da kann es auch mal krachen.“

Schalke zeigt nach 0:2-Rückstand in Hamburg eine Reaktion

Neben Karaman haben auch Trainer Kees van Wonderen und Abwehr-Routinier Marcin Kaminski einige Worte an die Profis gerichtet. Anders als Karaman, der laut und emotional wurde, war der 32 Jahre alte Kaminski darum bemüht, die Mannschaft zu beruhigen – wohl wissend, dass die Schalker trotz 0:2-Rückstand noch Chancen hatten, das Spiel zu drehen. Denn auch der HSV steckt derzeit in einer Krise. Gefestigt ist die Mannschaft der Hamburger bei weitem nicht, wie im Spielverlauf zu sehen war.

Die Kabinen-Wutrede von Karaman und die veränderte Positionierung von Mittelfeldspieler Janik Bachmann, der in der zweiten Halbzeit etwas defensiver spielte, haben tatsächlich Wirkung gezeigt. Die Schalker waren besser im Spiel. „Wir wussten alle, was zu tun ist“, sagt Murkin. Karaman ergänzt: „Wir haben eine gute Reaktion gezeigt, sowohl mit dem Ball als auch ohne den Ball. Auch unser Pressing hat besser funktioniert. Wir waren mutig und haben uns belohnt.“

Bedankt sich nach dem 2:2 in Hamburg bei den Schalke-Fans: Innenverteidiger Marcin Kaminski.
Bedankt sich nach dem 2:2 in Hamburg bei den Schalke-Fans: Innenverteidiger Marcin Kaminski. © dpa | Gregor Fischer

Amin Younes gelang in der 57. Minute der Anschlusstreffer, Karaman glich in der Schlussphase zum 2:2 aus (74.). Sowohl die Hamburger als auch Schalke ließen danach einige Chancen auf ein drittes Tor aus, bei S04 verzog Karaman aus aussichtsreicher Position. „Da ärgere ich mich brutal“, sagt der 30-Jährige. „Mit meiner Chance hätten wir sogar noch gewinnen können. Das sind eigentlich genau meine Situationen, da habe ich Automatismen. Ich habe einen Kontakt zu viel gebraucht, hätte den Ball einfach direkt reinhauen müssen“, beschreibt Karaman.

Schalke: Hoffnung auf versöhnlichen Jahresabschluss

Obwohl es nicht zum Sieg gereicht hat, überwiegt bei den Schalkern am Samstag in Hamburg das Positive. Gegen ein Top-Team der 2. Liga war die Mannschaft von Trainer Kees van Wonderen auch auswärts auf Augenhöhe und hat nach Rückstand Moral gezeigt. „Es war extrem wichtig, dass wir als Team nicht auseinanderfallen – das haben wir geschafft“, sagt Murkin. „Wir haben in der Halbzeit nicht die Köpfe hängen lassen, sondern an uns geglaubt – das zeigt, was für einen Teamspirit wir haben.“

Immerhin drei Spiele in Serie haben die Schalker in der 2. Bundesliga zuletzt nicht verloren (ein Sieg, zwei Remis). Die Tendenz geht vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am kommenden Freitag (18.30 Uhr/Sky) nach oben. „Wir wollen diese Energie in das Kaiserslautern-Spiel transportieren“, erklärt Torwart Justin Heekeren. „Wenn wir das schaffen, rechne ich mir gute Chancen für die kommenden Wochen aus.“

Ein aus sportlicher Sicht schlimmes Jahr 2024 des FC Schalke 04 könnte durch gute Ergebnisse in den letzten vier Spielen vor der Winterpause zumindest versöhnlich beendet werden.

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