Gelsenkirchen. Auf Schalke kam Leo Greiml vor allem aus Verletzungsgründen selten zum Zug. Nun überzeugt er in Breda. Das bleibt nicht unbemerkt.
Es war ein Tor, das für den Spielverlauf keine große Bedeutung mehr hatte. Die Eredivisie-Partie zwischen NAC Breda und dem RKC Waalwijk war längst entschieden, es stand 3:1 für NAC. In der letzten Minute traf Leo Greiml, 23 Jahre alter Innenverteidiger, zum 4:1-Endstand. Für ihn war es ein besonderes Tor - der Höhepunkt einer unglaublichen Entwicklung vom aussortierten Dauerverletzten des FC Schalke 04 zum gefeierten Abwehr-Riesen im Nachbarland. Und bei den Königsblauen fragen sich angesichts der Abwehrsorgen viele: War es wirklich nötig, Greiml zu verkaufen?
Skeptisch zu sein, ob Greiml sein Leistungsniveau noch einmal erreicht, war durchaus angebracht. Als die Schalker Greiml im Sommer 2022 ablösefrei von Rapid Wien verpflichteten, war er gerade verletzt. Im Oktober 2021 hatte er sich das Kreuzband gerissen, was die Königsblauen aber nicht davon abhielt, den 1,86 Meter großen Abwehrspieler zu verpflichten, der zu dieser Zeit als größtes Abwehrtalent Österreichs galt, er war U21-Nationalspieler. Nachdem er sich fit zurückgemeldet hatte, bestritt er in der Abstiegssaison 2022/2023 sieben Bundesligaspiele, kam zudem achtmal für die U23 in der Regionalliga zum Einsatz. Auch während der Saison war er vom Pech verfolgt, fiel wegen einer Meniskusverletzung zwischenzeitlich drei Monate lang aus.
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Für die Saison 2023/2024 war Greiml als Stütze in der Abwehr eingeplant, sollte bei der Mission Wiederaufstieg eine wichtige Rolle spielen. Doch bei der Generalprobe im Juli 2023 riss er sich das Kreuzband - erneut. Kurz nachdem er ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war, gab es im März 2024 einen Rückschlag, das verletzte Knie schmerzte. Für Greiml das Saison-Aus. Die Schalker teilten ihm mit, dass er gehen gönne - nach Informationen dieser Zeitung gaben die Bewertungen des damaligen Trainers Karel Geraerts und des damaligen Sportdirektors Marc Wilmots den Ausschlag. Sie überstimmten Kaderplaner Ben Manga, der Greiml behalten wollte. In der Pressemitteilung zu Greimls Wechsel wurde Wilmots zitiert: „Wir haben mit Leo zu Beginn der Vorbereitung offen über die Ausgangslage gesprochen. Auch wenn wir ihm auf Schalke nur wenig Spielzeit in Aussicht stellen konnten, hat er sich in den vergangenen Wochen auf und neben dem Platz von seiner besten Seite präsentiert.“ Auch wenn Greiml in der Vorbereitung überzeugte: Geraerts und Wilmots blieben bei ihrer Bewertung.
Schalke: Baumgartl wollte nicht nach Breda - Greiml sagte zu
Auf der Suche nach einem neuen Verein kam Wilmots in Kontakt mit Bredas Trainer Carl Hoefkens, der er aus Belgien kennt, und der einen Innenverteidiger suchte. Erst bot er Timo Baumgartl an - der aber lehnte ab. Greiml aber schlug zu, sah für sich die Chance auf einen Neuanfang. Und die nutzte er. Kam er in zwei Schalke-Jahren auf 1021 Einsatzminuten (Profis und U23 addiert), stand er an den ersten zehn Spieltagen von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Feld, wird von den Fans, Verantwortlichen und Reportern als grandioser Transfer gefeiert. „Für NAC in der Eredivisie zu spielen, macht mich sehr aufgeregt. Ich möchte mich so schnell wie möglich an meine Teamkollegen anpassen und in dieser Saison mit NAC ums Überleben kämpfen“, hatte Greiml bei seinem Wechsel gesagt. Und das setzt er um: Er geht keinem Zweikampf aus dem Weg. Sympathisch ist er sowieso, das berichten auch Schalker Mitspieler und Fans.
Greimls Weg verfolgen auch die Schalker sehr genau. In Breda gilt sein Vertrag bis Juni 2026. Doch die Schalker haben nach Recherchen dieser Zeitung später die Möglichkeit, Greiml via Rückkaufoption zurück nach Gelsenkirchen zu holen. Das ist ein kleines Trostpflaster - auch wenn die Schalker Greiml schon jetzt sehr gut gebrauchen könnten.
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