Gelsenkirchen. Henning Matriciani erlebte seinen wohl bittersten Moment bei Schalke 04 in Bremen: Wie er mit dem Elfmeter-Pfiff umging und auf Gazprom schaut.

Es war eine provisorische Maßnahme, sie machte deutlich: Der FC Schalke 04 und Gazprom haben keine gemeinsame Zukunft. Sämtliche Werbebanden des langjährigen Hauptsponsors wurden auf dem Trainingsplatz abgeklebt oder überhängt. Offiziell ist die Zusammenarbeit mit dem russischen Gaslieferanten noch nicht beendet, doch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Der Krieg in der Ukraine, er ist eben auch ein großes Thema auf Schalke.

Schon am Samstag beim Karlsruher SC war die Mannschaft mit speziellen Trikots aufgelaufen. Der Vereinsname zierte die Brust, nicht der Gazprom-Schriftzug. Ein komisches Gefühl sei das gewesen, sagte Henning Matriciani. Ein komisches, aber gutes.

Schalke 04: Wie die Mannschaft mit dem Ukraine-Krieg umgeht

„Am Anfang waren wir alle geschockt“, sagte der Defensivspieler über den Krieg. Vor allem die ersten zwei, drei Tage nach dem Ausbruch seien hart gewesen – gerade für den russischen Mannschaftskollegen Yaroslav Mikhailov. Wie es ihm gehe? „Schwer zu sagen“, antwortete Matriciani. „Er ist eher ein ruhiger Typ. Ich glaube aber, er geht sehr gut damit um.“ So gut es gehe, versuche die Mannschaft ihren Job zu machen und den Blick auf das Sportliche zu richten. „Der Vorstand regelt den Rest“, so Matriciani.

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Er hatte beim 1:1 in Karlsruhe seinen bislang längsten Einsatz in der zweiten Bundesliga. Der 21-jährige Defensivspieler kam in der 68. Minute für Marius Bülter. „Sehr zufrieden“ sei der Defensivspieler, der im Sommer 2020 aus Lippstadt zu S04 wechselte und eigentlich für die zweite Mannschaft eingeplant war, mit seinen Einsatzzeiten bei den Profis.

Für einige Betrachter ist der giftige Zweikämpfer Matriciani, auf den Trainer Dimitrios Grammozis große Stücke hält, ein Startelfkandidat. Er selbst sieht das gelassen. „Ich bleibe locker und versuche, auf dem Platz meinen Job zu erfüllen und immer Gas zu geben.“

Schalkes Matriciani über Elfmeter in Bremen: „Die ersten Nächte waren nicht ohne“

In Karlsruhe blieb der Lucky Punch aus. Fünfter sind die Knappen, vier Punkte beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Werder Bremen, ausgerechnet Bremen. An Werder hat Matriciani nicht die allerbesten Erinnerungen.

Im Hinspiel lief bereits die Nachspielzeit, als es im Sechzehner zu einem Zweikampf zwischen ihm und Werders Roger Assalé kam. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Strafstoß – doch Assalé berührte den Ball vorher mit der Hand. Stieler wurde zwar von Video-Assistant-Referee Christian Dingert an den Monitor beordert, blieb aber bei seiner Entscheidung. Niclas Füllkrug verwandelte den Elfmeter zum 1:1-Ausgleich.

Ein bitterer Elfmeter: In der Nachspielzeit entschied Schiri Tobias Stieler auf Elfmeter – Bremen glich aus, der FC Schalke 04 verpasste den Sieg.
Ein bitterer Elfmeter: In der Nachspielzeit entschied Schiri Tobias Stieler auf Elfmeter – Bremen glich aus, der FC Schalke 04 verpasste den Sieg. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Für Matriciani dürfte es die dunkelste Stunde in seiner Zeit auf Schalke gewesen sein. „Klar, die ersten Nächte waren nicht ohne. Man macht sich einen Kopf“, erzählte er. „Natürlich habe ich das immer im Hinterkopf.“ Von der Mannschaft habe es aber keine Vorwürfe gegeben.

Dennoch: Die zwei verlorenen Punkte hätten Schalke gut getan, die Tabelle sähe jetzt anders aus. „Aber wir haben mehrere Punkte liegengelassen“, gestand Matriciani. Mit Blick auf die Tabelle sei klar: „Wir versuchen jetzt, jeden Punkt zu sammeln. Und das müssen wir auch, damit wir oben Druck ausüben können.“

Schalke 04 möchte gegen Hansa Rostock eine neue Serie starten

Somit zählen für Schalke gegen Hansa Rostock (Sa., 13.30 Uhr) nur drei Punkte. Die Kogge schwimmt im Abstiegskampf, ist Sechzehnter und hat seit drei Spielen nicht mehr gewonnen. Gerade das dürfte Hansa allerdings zu einem unangenehmen Gegner machen. Aber es könnte der richtige sein, um eine Serie zu starten, das zeigte die Hinrunde: 2:0 gewann S04 im Herbst an der Ostsee, es folgten drei weitere Siege.

Matriciani zumindest hätte nichts dagegen, wenn am Samstag der nächste Lauf beginnt. Es wäre „super“, wenn es wieder so käme, sagte er.

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