Mittersill. Elf Zugänge hat Schalke 04 für die Bundesliga-Saison verpflichtet, nur wenige Aufstiegshelden sind gesetzt. Ein Problem? Das sagen die Bosse.

 Eine Merchandising-Idee von Sportdirektor Rouven Schröder ist unter den Fans des FC Schalke 04 im Trainingslager in Mittersill gerade ein Running Gag. Über den jüngsten Zugang, Lockenkopf Alex Kral, sagt Schröder launig: „Man könnte durchaus überlegen, ob man eine Perücke im Fanshop anbietet, die würde ich mir dann auch anziehen.“ Kral, 24 Jahre alter Mittelfeldspieler, steht aktuell im Mittelpunkt. Aber auch zehn andere Neue hat Schröder schon geholt. Um die meisten Aufstiegshelden ist es still geworden. Nur einer dürfte einen Stammplatz sicher haben: Torjäger Simon Terodde.

Schalke: Schröder will "höchste Qualitätsdichte"

Konfliktpotenzial sieht Rouven Schröder darin nicht. So würde nun einmal das Fußballgeschäft funktionieren, und das nicht nur auf höchster Ebene. „Egal ob man nun von der Bezirksliga in die Landesliga, von der Regionalliga in die 3. Liga oder von der 2. in die 1. Bundesliga aufsteigt: Es gibt neue Konkurrenz. Es geht darum, dass Schalke in der Bundesliga bleibt. Da brauchen wir die höchste Qualitätsdichte. Wenn einer besser ist, ist er eben besser“, sagt Schröder. Das wollte er nicht als Geringschätzung der Aufstiegshelden verstanden wissen: „Die Gruppe, die aufgestiegen ist, hat ein hohes Level, sie ist der Maßstab.“

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Schalke-Trainer Kramer: "Es gibt Konkurrenzkampf"

Neu sind nicht nur elf Spieler. Auch Trainer Frank Kramer hatte mit dem Aufstiegsjahr nichts zu tun. Bei ihm hat sich niemand besondere Verdienste erworben. Deshalb ist die Meinung des 50 Jahre alten Trainers nicht sehr romantisch: „Klar, die Jungs haben Großartiges geleistet. Es gibt aber Konkurrenzkampf auf den Positionen. Den wird jeder annehmen müssen, egal ob er neu ist, nur letztes Jahr da war oder schon viele Jahre da ist.“ Wer spielen würde, „entscheidet sich in den Eindrücken auf dem Platz“.

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Doch Kramer weiß nach rund vier Wochen Saisonvorbereitung auch, dass viele Neue nicht für die Bank geholt wurden, sondern gesetzt sind – zum Beispiel Abwehrchef Maya Yoshida, der von Sampdoria Genua kam. Yoshida könnte Marcin Kaminski verdrängen, den Dauerbrenner der Aufstiegssaison. Kaminski hatte 31 Spiele von der ersten bis zur letzten Sekunde bestritten, nur wegen einer Gelb-Sperre und einer Corona-Erkrankung gefehlt. Als er darauf angesprochen wurde, was er der Mannschaft in der Ersten Liga geben könne, wurde Kaminski ungehalten: „Jeder hat gesehen, was ich der Mannschaft geben kann. Ich habe schon Bundesliga gespielt, ich weiß, wie das ist.“

Selbst der verletzungsanfällige Linksverteidiger Thomas Ouwejan hat Konkurrenz – auch Tobias Mohr (vorher: Heidenheim) kann seine Position spielen. Mohr ist mutig: „Ich möchte zusammen mit Thomas wirbeln – die Zeit wird zeigen, was die beste Konstellation ist.“

Victor Palsson könnte Schalke noch verlassen

Im Mittelfeld dürfte es die Führungsspieler der vergangenen Saison treffen: Kapitän Danny Latza und Vize-Kapitän Victor Palsson werden voraussichtlich durch Alex Kral (Spartak Moskau) und Tom Krauß (1. FC Nürnberg) ersetzt. Palsson denkt darüber nach, Schalke zu verlassen, ihm liegt ein Angebot von DC United aus den USA vor.  Latza äußerte sich in Mittersill sehr zurückhaltend zum Thema Konkurrenzkampf: „Ich muss auf mich schauen. Ich will das bringen, was ich kann. Im Endeffekt entscheidet der Trainer.“ Es ist nicht einmal sicher, ob Latza Mannschaftskapitän bleibt. Diese Entscheidung hat Kramer noch nicht getroffen.

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Im Sturm bildeten Simon Terodde (30 Saisontore) und Marius Bülter (10) ein treffsicheres Zweitliga-Duo – Terodde spielt, aber was ist mit Bülter? Setzt Kramer auf ein System mit zwei Stürmern, könnte Sebastian Polter (VfL Bochum) vorgezogen werden. Terodde und Polter lernen sich im Mannschaftsquartier Schloss Mittersill gut kennen, denn sie wohnen gemeinsam auf einem Doppelzimmer. „Es ist nicht so, dass wir durchgehend über Formationen sprechen“, sagte Terodde.

Der gesetzte Torjäger genießt in Mittersill, dass andere im Mittelpunkt stehen. Alex Kral zum Beispiel. Schröders Perücken-Idee nahm er schmunzelnd auf: „Keine Ahnung, ob das ein guter Business-Plan ist. Aber: Warum nicht?“