Dudenhofen. Seine riesige Zaunfahne kennt jeder Schalke-Fan: „Dudenhofens Sohn“ hängt jetzt wieder im S04-Block. Michael Malmer über Schalke 04 und Corona.
Die Fahne? War zuletzt eingemottet. „Wenn ich nicht selbst bei den Spielen bin, hängt auch das Ding nicht im Stadion“, sagt Michael Malmer, Edelfan des FC Schalke 04, klipp und klar: „Das wäre nach meinem Verständnis mogeln.“ Und noch ein Prinzip vertrat der 40-Jährige zuletzt eisern: Solange der Großteil der Fans Corona-bedingt draußen bleiben musste, wollte auch er nicht im Stadion sein.
Und da zuletzt bei den Heimspielen in der Veltins-Arena noch nicht annähernd die volle Zuschauerzahl zugelassen war, fehlte auch sein rund zehn Meter breites Baumwoll-Banner mit der Aufschrift „Dudenhofens Sohn“. Im Eck zwischen Südkurve und der Gegengeraden klaffte eine riesige Lücke.
Schalke 04: Edelfan Michael Malmer hat die Stimmung vermisst
„Solange die Stadien nicht wieder halbwegs voll sind, fehlt mir einfach etwas“, verrät Malmer: „So wie es in der Hinrunde gegen Dynamo Dresden war – so macht Schalke Spaß: fast volle Arena, tolle Stimmung.“ Spiele vor ein paar hundert Zuschauern seien nicht dasselbe, findet der bekennende Fußball-Romantiker, den keine allzu großen Entzugserscheinungen plagten, während er die Auftritte von Terodde Co. im Fernsehen verfolgte: „Aus der Sucht von einst ist eher eine Lust geworden, ich muss nicht mehr zwanghaft überall hinfahren.“ Zumal Königsblau in den vergangenen Jahren alles getan habe, um die eigenen Fans zu vergraulen.
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Doch natürlich gilt auch für „Dudenhofens Sohn“ aus dem gleichnamigen 6000-Seelen-Ort in der Pfalz: Einmal Schalker, immer Schalker! Beim Auswärtsspiel in Ingolstadt am Sonntag (13.30 Uhr/Sky), bei dem eine Auslastung von 75 Prozent erlaubt war, gab Malmer sein „Comeback“. Wie gewohnt, reiste er zeitig an, um seiner Zaunfahne einen angemessenen Platz zu sichern, wo sie auch von den TV-Kameras erfasst wird. Das sei für „Fahnenaufhänger“, wie sich Malmers Zunft nennt, durchaus von Bedeutung: „Ich will mit dem Banner schließlich meinen Heimatort repräsentieren und zugleich signalisieren: Ich bin hier.“
„Dudenhofens Sohn“ Michael Malmer über seine Schalke-Leidenschaft
Schon seit frühester Kindheit schlägt Michael Malmers Herz für Königsblau. Mit elf war er zum ersten Mal im Stadion, auswärts in Kaiserslautern. Im Teenager-Alter fuhr er dann häufiger zu den Spielen, entweder mit seinen Eltern oder alleine mit dem Zug. Als Malmer endlich den Führerschein hatte, mutierte er endgültig zum „Vielfahrer“ – und das, obwohl seine Heimatstadt rund 370 Kilometer von der Veltins-Arena entfernt ist. „Unter normalen Umständen bin ich bei rund 90 Prozent aller Schalker Spiele im Stadion“, schätzt er, „seit der Saison 1997/98 ist auch meine Fahne immer mit dabei.“
Natürlich sei das weitgereiste Textil in knapp 25 Jahren ordentlich strapaziert worden, verrät Malmer: hier ein paar Risse, da einige Löcher. „Aber das wird dann halt repariert. Eine neue Fahne will ich nicht – dazu ist mir das Ding zu sehr ans Herz gewachsen.“ Das blau-weiße Banner hat immerhin schon mehr als 70 Länder gesehen: „Mit Schalke war ich beispielsweise in Weißrussland, in Lettland und vor einigen Jahren bei einem Turnier in den USA. Außerdem bin ich zu sechs Europa- und vier Weltmeisterschaften gereist.“
Auch den deutschen WM-Triumph von 2014 erlebte der Abenteurer live – in Rio. Sein legendäres Stück Stoff konnte Malmer im ausverkauften Maracana nur zur Hälfte ausrollen: „Dudenhofen“ stand dort zu lesen, immerhin.
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Zugeschnitten sei die gigantische Fahne eigentlich auf das alte Schalker Parkstadion, erklärt „Dudenhofens Sohn“: „In diesem weitläufigen Oval waren die Zäune endlos lang“, sagt er und schmunzelt. „Dort gab es genug Platz für Zaunfahnen jedweder Größe.“ Die heutigen Spielstätten seien viel enger gebaut. „In der Veltins-Arena hat meine Fahne zum Glück ihren Stammplatz, auf dem man sie auch im Fernsehen immer gut sehen kann.“
„Dudenhofens Sohn“ will es immer ins Fernsehen schaffen
Auswärts sei es meistens schwieriger, ein repräsentatives Eckchen für Zaunfahnen zu ergattern. Zudem lauern dort gewisse Gefahren, etwa durch Heimfans, die „Beute“ machen wollen. „Ich schaue immer, dass ich in der Nähe der Fahne bleibe, damit sich niemand daran zu schaffen macht“, erzählt Malmer. „In der Vergangenheit hat man sicher schon fünfmal versucht, mir das Teil zu klauen.“ Und was passierte dann? „Zum Glück konnte ich das jedes Mal irgendwie verhindern“, sagt er hörbar erleichtert. „Die Fahne und die Fußballfahrten sind ja doch ein Stück weit Lebensinhalt.“
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Langeweile kam bei „Dudenhofens Sohn“ jedoch auch in den vergangenen Monaten ohne Stadionerlebnis kaum auf. Schließlich ist Michael Malmer voll berufstätig, verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Nebenbei fungiert der einstige Verbandsliga-Kicker als Co-Trainer des pfälzischen Landesligisten FSV Schifferstadt. Wie es bei so vielen Verpflichtungen noch möglich ist, regelmäßig zu den Schalke-Spielen zu reisen? „Ganz einfach“, grinst er: „Man setzt sich ins Auto und fährt los.“ Mit der Zaunfahne im Kofferraum.