Düsseldorf. Die Mannschaft der Düsseldorfer EG, die Gesellschafter und der Rest-Vorstand trafen sich am Mittwoch hinter dem Rücken der sportlichen Leitung. Um DEG-Trainer Christian Brittig ist es an der Bande einsamer geworden.

Das Wort „Vertrauen“ nimmt bei der DEG in diesen Tagen und Wochen kaum noch jemand in den Mund. Während sich die Cracks nach Kräften gegen den letzten Tabellenplatz in der Deutschen Eishockey-Liga stemmen, geht es intern weiter drunter und drüber. Nach den Rücktritten der beiden langjährigen Vorstandsmitglieder Peter Mörsch (Jugendwart seit 1998) und Detlef Kemen (Schatzmeister seit 2002) in dieser Woche ist die Vertrauensbasis zwischen Restvorstand und der Sportlichen Leitung ebenfalls schwer angekratzt.

DEG-Kapitän Daniel Kreutzer soll interveniert haben

Ein Auslöser dürfte die Suspendierung des kanadischen Verteidigers Andrew Hotham in der vergangenen Woche gewesen sein. Der 27-Jährige hatte sich in der laufenden Saison dem Vernehmen nach mehr als einmal nicht vorbildlich und professionell verhalten. „Wir hatten bei Andrew trotz aller Verfehlungen die Hoffnung, dass er sich noch zusammenreißt. Er hat drei Verwarnungen und schließlich eine schriftliche Abmahnung erhalten. Hätten wir ihn nicht suspendiert, wäre ich als Trainer keinen Cent wert“, betonte gestern Chefcoach Christian Brittig.

Die Suspendierung vor dem Auswärtsspiel in Augsburg kam bei Teilen der Mannschaft offenbar nicht gut an. Der aktuell wegen einer schweren Nackenwirbelverletzung pausierende Kapitän Daniel Kreutzer soll sich intern hinter Hotham und damit gegen die Entscheidung der Sportlichen Leitung gestellt haben.

Pikanter Hintergrund: Hotham ist bei der Düsseldorfer Spieleragentur von Ex-Profi Tino Boos und Niki Mondts Bruder David unter Vertrag. Auch Daniel Kreutzer ist in die „Sportsfreund GmbH“ mit Sitz an der Lindenstraße dem Vernehmen nach involviert.

Roosters gehen als haushoher Favorit ins Spiel

An den heutigen Gegner haben die DEG-Eishockeycracks keine guten Erinnerungen. Es ist gerade einmal einen Monat her, dass die Rot-Gelben am Seilersee mit 1:7 die Segel strichen. Es war der höchste Iserlohner Heimsieg über die DEG in der DEL-Historie. Dennoch warnt Iserlohns Trainer Jari Pasanen sein Team davor, die Mannschaft um Kapitän Ashton Rome zu unterschätzen: „Wir haben viel Respekt. Die DEG ist ein unangenehmer Gegner. Es wird eine Frage der Geduld werden! Den hohen Sieg müssen wir schleunigst aus den Köpfen bekommen.“

Dem Coach ist durchaus bewusst, dass heute eine andere rot-gelbe Truppe auf dem Eis stehen wird. Am Nikolaustag des Vorjahres konnte die DEG nicht mal drei Sturmreihen aufbieten. Zudem weist das Brittig-Team trotz dreier Pleiten in Serie am Seilersee noch immer eine starke Auswärtsquote auf. 17 Erfolgen stehen nur zehn Niederlagen gegenüber. Dennoch gehen die Roosters durchaus wieder als haushoher Favorit in die Partie – gewannen sie doch vier der jüngsten fünf Begegnungen. Allerdings fehlt weiterhin Top-Torjäger Michael Wolf. Der Angreifer zog sich im letzten Spiel des Vorjahres eine Knieverletzung zu und fällt wohl noch bis zur Olympia-Pause im Februar aus. Hingegen feiert Verteidiger Collin Danielsmeier nach einem Mittelfußbruch sein Comeback. (Mareike Scheer)

Wie hoch das Wort „Vertrauen“ derzeit an der Brehmstraße gehängt wird, beweist auch ein Treffen vom Mittwochabend. Am Altstadt-Restaurant Schiffchen wurden die Mannschaft, der Rest-Vorstand und die Gesellschafter Peter Hoberg und Mikhail Ponomarev gesichtet. Cheftrainer und Manager waren ebenso wenig vor Ort wie die beiden DEG-Geschäftsführer.

Woraus sich manches schließen ließe. Möglicherweise auch eine Trainer-Beurlaubung. Die zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht nur wenig Sinn machen würde. Sondern auch empfindlich ins Geld gehen dürfte. Christian Brittig ist schließlich noch bis zum 30. April 2015 bei der DEG unter Vertrag.

Co-Trainer Christof Kreutzer dürfte für den Saisonrest als Brittig-Ersatz bis zum Heimspiel gegen Wolfsburg 7. März parat stehen. Intern scheint es bei mancher Entscheidung oder Weichenstellung nicht nur um die Fachqualifikation der Postenträger zu gehen. Sondern vor allem auch um persönliche Vorteilsnahme.

Wie groß der Einfluss des aktuellen Vorstandes mit Markus Wenkemann an der Spitze, dem 2.Vorsitzenden Michael Staade sowie Schriftführer Frank Merry derzeit auf die Geschehnisse ist, lässt sich nur schwer überblicken.

Finanzielle Situation bei der DEG bleibt angespannt

Klar ist indes, dass die finanzielle Situation beim achtmaligen Deutschen Meister weiter angespannt bleibt. Dem Vernehmen ist auch der zweite Teil der bei der DEL hinterlegten 500 000-Euro-Bürgschaft von Gesellschafter Peter Hoberg geflossen, um die laufende Saison einigermaßen zu stemmen. Vermutlich bleibt trotzdem ein hohes sechsstelliges Euro-Minus übrig. Wie Gesellschafter und Verein, der ja bekanntlich die 50,4-Prozent-Mehrheit an der GmbH hält, die neue Saison finanzieren wollen, ist ungewiss.

Übrigens: Offenbar hat der Rest-Vorstand die DEG-Satzung rechtlich prüfen lassen, ob es nach den Rücktritten von Peter Mörsch und Detlef Kemen zwingend eine Vorstandsneuwahl über eine Außerordentliche Mitgliederversammlung geben müsse. Möglicherweise reicht auch eine Neubesetzung aus. Ein Rechtsstreit in dieser durchaus spannenden Frage ist zu erwarten.