Düsseldorf. . Die DEG muss heute gegen die Iserlohn Roosters in die Play-off-Qualifikation. Zwei Siege sind nötig, um das Viertelfinale gegen den DEL-Vorrundenzweiten ERC Ingolstadt zu erreichen. Im von der DEG angepeilten Minimaletat für die neue Saison ist die Lücke mittlerweile nur noch 430 000 Euro groß.
Im Sport gibt’s schon kuriose Situationen. Beispielsweise jene vom vergangenen Sonntag. Da hatten es die Eishockey-Cracks der Düsseldorfer EG allein auf dem Schläger, sich ein finanziell lukratives Play-off-Duell mit den Kölner Haien zu sichern. Die Schützlinge von Cheftrainer Jeff Tomlinson hätten „nur“ das Penaltyschießen in Augsburg verlieren müssen.
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Weil Nationalspieler Patrick Reimer aber als einziger des Schützenquintetts traf, siegte die DEG im letzten Vorrundenspiel mit 4:3, wurde Tabellensiebter (statt Achter) und muss heute (19.35 Uhr, Rather Dome an der Theodorstraße) gegen die Iserlohn Roosters in die Play-off-Qualifikation. Zwei Siege sind nötig, um das Viertelfinale (dann Best-of-7!) gegen den DEL-Vorrundenzweiten ERC Ingolstadt zu erreichen.
Niemand in der Geschäftsstelle an der Brehmstraße bedauert öffentlich, dass die Mannschaft in Augsburg am Ende nicht absichtlich verloren hat. „Ich mache Profisport, um zu gewinnen. Und Siege tun gut“, bekräftigte Schütze Reimer. Leicht empört.
Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp hätte mögliche zwei Heimeinnahmen gegen die Haie gut für den neuen Saisonetat gebrauchen können. Der mittlerweile 67-jährige Rechtsanwalt außer Dienst kehrte Anfang Januar zur Rettung des achtmaligen Deutschen Meisters an seinen alten Arbeitsplatz zurück. Nach 18 Monaten Rentendasein. Und macht nach dem Ausstieg des Hauptsponsors Metro AG, der vom März 2002 bis zum 30. April für finanziell ganz ruhiges Fahrwasser bei Rot-Gelb gestanden hatte, den Jäger und Sammler.
Im DEG-Etat fehlen nur noch 430.000 Euro
Was mühselig ist und viel Kraft kostet. Im von der DEG angepeilten Minimaletat für die neue Saison von 4,5 Millionen Euro, was dem DEL-Schnitt (4,6 Millionen pro Team) fast entsprechen würde, ist die Lücke mittlerweile nur noch 430 000 Euro groß. Breit angelegte Sponsoren- und Spendenaktionen im lange vernachlässigten kleinen und mittelständischen Bereich scheinen die DEG vor dem befürchteten Abtauchen ins Eishockey-Nirwana zu bewahren. Vorerst.
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Intern wissen alle, dass das bald erarbeitete nächste DEL-Jahr gleich weiteres tönernes Fundament nach sich zieht. Die Tote Hosen werden nicht wieder ein gelb-rotes Extratrikot auflegen, das bisher 3500-mal verkauft wurde. Macht 150 000 Euro Einnahme. Die Stadt wird nicht erneut 450 000 Euro als Sonderrate bereitstellen. Und Aufsichtsratsmitglied Peter Hohberg satte 700 000 Euro auch nicht zweimal spendieren.
Wäre also günstig, würde das Team um den wohl nach Nürnberg wechselnden Cheftrainer Jeff Tomlinson in den Play offs möglichst lange Reklame für die einstige deutsche Eishockey-Lokomotive fahren. Schließlich landen die Play-off-Einnahmen (abzüglich der Spielerprämien für Viertel- und Halbfinale), weil nicht im aktuellen Etat eingeplant, gleich im Budget für die neue Saison.
Roosters gelten als klar schlagbar
Gegner Iserlohn Roosters mit Chefcoach Doug Mason an der Bande besitzt zwar starke Routiniers. Wie den ligaweit zweitbesten Vorlagengeber Robert Hock (39 Jahre!), den aktuell grippigen Nationalspieler Michael Wolf, DEL-Top-Verteidiger Derek Hahn oder die NHL-Veteranen Jassen Cullimore (847 Spiele) und Mike York (585). Trotzdem gilt der IEC als klar schlagbar. Und auch gegen Viertelfinalgegner ERC Ingolstadt hatte die DEG in der Vorrunde viermal gut ausgesehen.
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Dass es personell intern bröckelt, muss kein Nachteil sein. Mit Blick auf eine sportliche schwere nächste Saison dürfte der kanadische Chefcoach Jeff Tomlinson nicht zu halten sein. Der in Krefeld wohnende Ex-Nationalspieler Christian Brittig (zuletzt bei Zweitligist SC Bietigheim, von 2003 bis 2007 Angreifer und Co-Trainer bei der DEG) gilt als favorisierter Nachfolger.
Bei weiter sinkenden Honoraren haben sich die diverse Leistungsträger geoutet. Patrick Reimer, Nationalteamkollege Evan Kaufmann und Abwehr-Youngster Marco Nowak stehen in Nürnberg im Wort. Connor James wohl ebenso. Mit Simon Danner (Wolfsburg), Martin Hinterstocker (München) und Derek Dinger (Ingolstadt) scheinen weitere drei deutsche Cracks von der Fahne zu gehen. Dem gegenüber bleiben aktuell nur DEG-Ikone Daniel Kreutzer und Keeper Robert Goepfert.
15 bis 18 neue Spieler werden gesucht. Viel Arbeit für Manager Walter Köberle. Der hatte sich von Anfang an gegen einen möglichen Rückzug in die drittklassigen Oberliga mit Duisburg, Essen, Kassel und Frankfurt ausgesprochen: „Dann kann man unseren Laden gleich zumachen!“