Köln. Routinier Christian Ehrhoff soll die Defensivlücken der Eishockey-Nationalmannschaft schließen. Nun geht es um Siege fürs WM-Viertelfinale.
Leni hatte Geburtstag am 8. Mai, acht Jahre alt ist sie geworden. Dass ihr Vater nicht mitfeiern konnte, fand sie nicht gut, hatte sie ihm erzählt. Zwar ergab es sich kurzfristig, dass er den beruflichen Aufgaben vielleicht nicht würde nachgehen können. Doch die Verletzung am Rücken heilte rechtzeitig, also bestritt Christian Ehrhoff am Montag sein erstes Spiel bei dieser Weltmeisterschaft. Glücklich aber sah er danach nicht aus. Lenis Geburtstag verpasst, dazu verlor die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) 3:6 gegen Russland. Wenigstens der Körper sendete gute Zeichen: „Mir geht es nicht schlechter als vor dem Spiel.“
Für Bundestrainer Marco Sturm war dies sicher eine der besten Nachrichten am Tag nach der Niederlage, der zweiten hohen schon in Folge nach dem 2:7 gegen Schweden zuvor. Ansonsten wurde er damit konfrontiert, dass NHL-Stürmer Tobias Rieder sich einen Syndesmoseriss zuzog und für das Turnier ausfällt. Zudem fehlt Angreifer Patrick Hager nach einer Matchstrafe gegen Russland für das Spiel am Mittwoch gegen die Slowakei (20.15 Uhr, Sport1) und am Freitag gegen Dänemark(20.15 Uhr/Sport 1).
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Natürlich sind die beiden nicht zu ersetzen“, sagt Sturm. Dass Ehrhoff (34) zurück ist, bedeutet jedoch einen Hoffnungsschimmer.
Die Probleme lagen bislang bei der Heim-WM nicht im Angriff, sondern in der Defensive. „Wir machen zu viele Fehler, müssen uns vom System gesehen steigern“, sagt Verteidiger Ehrhoff.
Das Spiel der Mannschaft war zuletzt nicht gut ausbalanciert, mehr darauf ausgerichtet, vorn anständig mitzuspielen. Hinten führte das zu großen Lücken. Mit Ehrhoffs Routine will Sturm das Gleichgewicht wieder herstellen.
Mit der Rolle des Hoffnungsträgers kennt sich Ehrhoff aus. Er spielte 13 Jahre in Nordamerika, absolvierte 862 Partien in der NHL, bevor er 2016 nach Deutschland zurückkehrte. Vor sieben Jahren war er der dominierende Feldspieler im DEB-Team, das bei der Heim-WM zu Platz vier stürmte.
Drei Punkte als Bonus
Ein Jahr später ging er als der bestbezahlte Verteidiger der Welt nach Buffalo. Sein Wechsel vor Saisonbeginn zu den Kölner Haien machte auch Sturm froh: In Ehrhoff hatte er einen sicheren WM-Kandidaten und musste nicht warten, ob dessen Job in Nordamerika einen WM-Einsatz überhaupt erlaubt.
Ehrhoff nimmt diese Rolle stets an: „Auf dem Eis bin ich auf jeden Fall einer der Führungsspieler.“ Gegen die Slowakei geht es nach den hohen Niederlagen nun für das Team darum, „mit vollem Selbstbewusstsein ins Spiel“ zu starten. Die Tatsache, dass man nach den Partien gegen die drei Topnationen der Gruppe drei Punkte auf dem Konto hat durch das 2:1 gegen die USA, hilft dabei.