Köln. . Deutschland hat bei der Eishockey-Weltmeisterschaft gegen Russland mit 3:6 verloren. NHL-Profi Tobias Rieder verletzte sich.
Natürlich ist es die Weltmeisterschaft der Deutschen, ihre Heim-WM, die da in Köln gerade stattfindet. Aber in Köln und Umgebung leben sehr viele russisch-stämmige Menschen. Und die mögen das Eishockey sehr. Als die deutsche Nationalmannschaft am Montag im dritten Gruppenspiel auf Russland traf, fühlte es sich an, als fände die Partie eher in Moskau oder St. Petersburg statt. Ein leichtes Raunen ging durch die Arena, während das Team des Deutschen Eishockey-Bundes das Eis betrat. Ein Jubelsturm ertönte, als die Russen einliefen. Auswärtsspiel trotz Heimvorteils also.
Schon bei der Heim-WM 2010 hatte es diese Konstellation gegeben, als die deutsche Nationalmannschaft im Halbfinale auf Russland traf (1:2). „Da haben wir mehr Schaibu-Rufe gehört als deutsche Gesänge“, sagte Stürmer Felix Schütz. Nun wieder. Das Resultat fiel aber weniger knapp aus als damals. Gegen den Rekord-Weltmeister unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm vor 18 734 Zuschauern in der ausverkauften Arena 3:6 (0:3, 0:2, 3:1).
Führung nach nur 64 Sekunden
Über welche Offensivkraft die Russen verfügen, hatten sie am Tag zuvor beim 10:1 gegen Italien demonstriert. Sie schienen nahtlos anknüpfen zu wollen an diesen Torrausch. Nach nur 64 Sekunden traf Vadim Schipatschjow bereits zur Führung, weil die Verteidiger Dennis Seidenberg und Moritz Müller die Scheibe nicht klären konnten. Ein denkbar schlechter Start, zumal Sturm nach dem 2:7 gegen Schweden zwei Tage zuvor vor allem die defensive Ordnung wiederfinden wollte.
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Dabei helfen sollte Kapitän Christian Ehrhoff. Den hatte Sturm erst vor dem Spiel nachnominiert, nachdem der Verteidiger zuvor wegen Rückenproblemen nicht hatte eingesetzt werden können. Er wirkte stabilisierend auf das deutsche Spiel, das sich schnell sortierte. Einige gute Chancen durch Philip Gogulla (4.) und Tobias Rieder (11.) ergaben sich. Doch als das Team immer besser in die Partie fand, sorgte ein Kniecheck von Patrick Hager am russischen Kapitän Sergej Mosjakin für die Vorentscheidung. Der Kölner, der damit mindestens ein Spiel gesperrt ist, wurde mit einer Matchstrafe in die Kabine geschickt. Die anschließende fünfminütige Strafzeit nutzten die Russen für zwei Treffer durch erneut Schipatschjow (18.) und Ivan Proworow (19.).
Rieder verletzt vom Eis
Das brachte die deutsche Mannschaft aus dem Konzept. Obendrein musste auch noch NHL-Profi Rieder verletzt in die Kabine. Immer öfter drängten die Russen die zaghaften Deutschen in die Defensive. Nikita Gusew erhöhte in Überzahl auf 4:0 (32.), Nikita Kucherow beendete einen Alleingang mit dem 5:0 (36.). Der gute Eindruck, den die DEB-Auswahl in den ersten beiden Dritteln gegen die Schweden und beim Sieg über die USA (2:1) hinterlassen hatte, verflüchtigte sich. Immerhin traf Brooks Macek noch zum 1:5 (46.), Gogulla in Überzahl zum 2:5 (49.), Kucherow erzielte das 6:2 (52.), Frederik Tiffels das 3:6 (60.).
Nach dem schweren Auftakt gegen die drei stärksten Kontrahenten in der Gruppe steht das Nationalteam mit drei Zählern allerdings weiterhin gut da. Es hat die Kür bereits hinter sich, jetzt beginnt das Pflichtprogramm mit Spielen gegen die Slowakei (Mittwoch, 20.15 Uhr), Dänemark, Italien und Lettland. In diesen Partien gegen gleichwertige Gegner entscheidet es sich, ob das Viertelfinale erreicht wird oder nicht.