Düsseldorf. . DEG-Verteidiger Bernhard Ebner über seine geheime Verletzung, den Wandel des Teams und den Grund, warum er sich früher in jeder Drittelpause die Hände wusch.
Bernhard Ebner hat sich seine bodenständige Art bewahrt, mit der der Blondschopf einst aus dem beschaulichen Schongau in die Eishockey-Welt hinauszog. Der 24-jährige Verteidiger ist bei der DEG in seiner dritten Saison und es gibt nicht viele Gründe, auf die ersten beiden Jahre am Rhein zurückzublicken. Zweimal stand das Team am Saisonende auf dem letzten Tabellenplatz. Weitaus freundlicher gestaltet sich der Rückblick für Ebner, der gleich in seiner ersten Saison nach dem Wechsel von Zweitligist Kaufbeuren mit fünf Toren und 21 Vorlagen zum Rookie des Jahres in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und zum Nationalspieler avancierte.
Mittlerweile macht auch der Blick auf die Tabelle wieder Spaß. Als Rangsiebter sind Ebner und die DEG auf Play-off-Kurs. „Es gibt so viele Gründe, warum es in dieser Saison besser läuft, als in den Jahren zuvor“, sagt der Verteidiger, der am liebsten gar nicht zurückblicken möchte. „Letzte Saison sah es oft so aus, dass uns die Gegner eine halbe Minute lang im eigenen Drittel einsperren. Wenn wir dann endlich mal an die Scheibe kamen, hat ein Spieler den Puck tief in die gegnerische Hälfte geschossen, damit die anderen wechseln konnten“, so Ebner. „Mittlerweile gewinnen wir die Scheibe im eigenen Drittel und haben noch genug Energie, uns selbst in der gegnerischen Zone festzusetzen und den Gegner unter Druck zu setzen, so dass er zu Befreiungsschlägen greifen muss.“
"Unter Kreutzer haben wir viel mehr Freiraum"
Auch den Trainerwechsel von Christian Brittig zu Christof Kreutzer sieht Ebner als mitentscheidend an. „Unter Trainer Christian Brittig war es unsere Taktik, defensiv gut zu stehen und im Angriff auf das Glück zu hoffen. Es gab nur den einen Weg, von dem keiner nach links oder rechts abweichen durfte. Unter Christof Kreutzer haben wir nun viel mehr Freiraum, wo die Jungs ihre Fähigkeiten ausspielen können.“
Insbesondere für Ebner als jungen Spieler war die damalige Situation nicht einfach: „Ich war der drittälteste deutsche Spieler im Team, das war keine typische Kaderzusammenstellung, auch, wenn ich natürlich davon profitiert und viel Eiszeit erhalten habe. Als Sportler denkt man immer positiv, will in jedem Wechsel besser sein als sein Gegenspieler. Wenn man aber ab Mitte Januar schon keine Chance mehr hat, Vorletzter in der Tabelle zu werden, dann sitzt da der kleine Mann auf der Schulter und sagt: Schau mal auf die Tabelle. Auch wenn man es eigentlich nicht sagen darf, aber ich war froh, als die Saison endlich beendet war!“
Schwachen Saisonstart hinter sich gelassen
Auch in der laufenden Spielzeit sah es zunächst nicht danach aus, als könnte die DEG ihr Dasein als chronisches Tabellenschlusslicht ablegen. In den ersten sechs Partien hagelte es satte 30 Gegentore. Gerade für Ebner als Verteidiger eine schwierige Situation: „Wir mussten viele neue Spieler in die Mannschaft integrieren. Hinzu kam, dass viele Jungs am Anfang noch ihr eigenes Ding gemacht haben. Wir haben nun viel im Training gearbeitet und wissen stets, was unsere Nebenleute machen und wo sie stehen.“
Auch Ebner, der zu Beginn im Wechsel mit Corey Mapes und Jonas Noske ein Verteidiger-Paar bildete, musste sich eingewöhnen: „Seit ich mit Stephan Daschner spiele, agiere ich stabiler als noch am Anfang. Wir reden viel miteinander, das hilft uns auf dem Eis.“
Auch von einer vermeintlich schwerwiegenden Verletzung ließ sich der Bayer nicht stoppen. Mitte Oktober zog er sich beim Spiel in Mannheim (2:3) einen Innenbandriss im linken Knie zu. „Ich habe die Verletzung geheim gehalten, nur der Trainer und die Ärzte wussten davon“, sagt Ebner, der trotz aller Warnungen und der Gefahr eines Komplettabrisses weiterspielte.
„Ich will Meister werden!“
Ebner sieht sich selbst als „typischen Gewohnheitsmenschen“ an: „Mein Schläger steht immer an der selben Stelle. Ich schnüre mir immer erst zehn Minuten vor Spielbeginn die Schlittschuhe, damit sich meine Füße nicht taub anfühlen. In Kaufbeuren hatten wir keine Uhr in der Kabine, da kam extra immer ein Betreuer, der mir die Zeit angesagt hat.“ Seine skurrilste Marotte hat er sich jedoch inzwischen abgewöhnt. „Im Spiel gegen Ravensburg musste ich mir in der Drittelpause die Hände waschen, weil sie verklebt waren. Danach habe ich gleich im ersten Wechsel mein erstes Zweitliga-Tor geschossen“, erinnert sich Ebner schmunzelnd zurück, „im nächsten Spiel in Crimmitschau hab ich mir also wieder in der Drittelpause die Hände gewaschen und prompt mein nächstes Tor erzielt.“
Seine bodenständige Mentalität führt der sympathische Verteidiger auf seine Eltern zurück. „Meine Eltern und auch meine Großeltern haben sich nie großartig etwas gegönnt. Sie haben immer hart auf ihrem Hof in Ingenried von fünf Uhr morgens bis acht Uhr abends gearbeitet. Ich habe viel von ihrem Charakter mitbekommen und weiß was es heißt, hart für etwas arbeiten zu müssen. In meinem ersten Zweitliga-Jahr habe ich acht Monate lang jeden Monat 600 Euro verdient, musste aber das ganze Jahr über monatlich 340 Euro Miete zahlen.“
Seine Zukunft sieht Ebner in Düsseldorf, wo er sich nach den Wild-West-Zeiten ein alles andere als bodenständiges Ziel gesetzt hat: „Ich will mit der DEG Meister werden!“