Mönchengladbach. An die 40 Journalisten und noch einmal halb so viele Kamerateams und Fotografen kamen zur Pressekonferenz der Initiative Borussia, die teils zu einer absurden Selbstinitiierung ihres Rädelsführers Stefan Effenberg verkam.
Das Dutzend Fans musste noch etwas ausharren vor dem Mönchengladbacher Dorint-Hotel, um mit seiner Aktion die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen. „Initiative? Nein danke!“ hatten sie auf ein gut fünf Meter breites Plakat geschrieben und damit ihre ablehnende Haltung zur geplanten Machtübernahme im Verein durch die „Initiative Borussia“ zum Ausdruck gebracht. Bevor deren Mitglieder aber das Hotel verließen, bilanzierten sie ihren Auftritt bei der Pressekonferenz, auf der die Initiative ihre künftige Führungsmannschaft von Borussia Mönchengladbach vorstellen wollte – und die zu einer teils absurden Selbstinszenierung ihres Rädelsführers Stefan Effenberg verkam.
An die 40 Journalisten und noch einmal halb so viele Kamerateams und Fotografen hatten sich im vierten Stock in den zusammen gelegten Konferenzräumen „Bunter Garten“ I und II eingefunden. Und etwa genauso viele Sympathisanten der Initiative wohnten der Pressekonferenz nicht nur bei – sie stellten sogar Fragen und attackierten die derzeit Handelnden der Borussia, Präsident Rolf Königs und Sportdirektor Max Eberl.
Beim Vorletzten der Bundesliga passieren gerade einmalige Dinge, denn noch nie zuvor hat sich bei einem anderen Verein eine Gruppe gebildet, die alle aktuellen Amt- und Würdenträger auf einen Schlag austauschen und so die Geschicke des Klubs übernehmen möchte. Dazu müssen am 29. Mai zwei Drittel der anwesenden Borussia-Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung einer Satzungsänderung zustimmen, um den Weg frei zu machen für die Abwahl von Königs und Co.. Danach möchte Effenberg Vorsitzender der Geschäftsführung und Sportdirektor werden, Horst Köppel soll als neuer Präsident fungieren. „Ich bin absolut davon überzeugt, das wir das schaffen“, sagt Effenberg immer wieder, „absolut.“
Köppel nur eine Randerscheinung
Köppel ist bei dieser geplanten Revolution nur eine Randerscheinung. Effenberg, der Tiger, der die Raute im Herzen trägt und noch als Spieler dabei war, als die Fohlen 1996 letztmals einen einstelligen Tabellenplatz erreichten, will mit seiner Strahlkraft Gladbach wieder in bessere Zeiten führen. „Durch meinen Namen und meine Beziehungen haben wir viele Möglichkeiten, den Verein zu verbessern“, sagt Effenberg und bekommt Beifall von den Anhängern der Initiative.
Bei seinen Ausführungen wird Effenberg immer wieder scharf und spitzzüngig („Ich bin einer, der aufsteht und mit anpackt, anstatt in Interviews zu behaupten, alles zu können“). Max Eberl habe gut gearbeitet, sagt der 43-Jährige, „aber nicht gut genug.“ Immerhin muss Lucien Favre wohl nicht um seinen Trainerposten fürchten, sollte der 35-fache Nationalspieler künftig das Sagen haben. „Wenn er schon zu Saisonbeginn da gewesen wäre, würden wir jetzt hier sitzen und jubeln.“ Dass die Verkündung seiner Pläne den Spielern im Abstiegskampf nicht gelegen käme, wiegelt Effenberg ab: „Manchmal muss man sich reiben, um Leistung zu erzeugen.“
Effe ohne Erfahrung
Ob die Revolte Erfolg hat, wird sich Ende des Monats zeigen. Die Ankündigung von Fanprojektsprecher Matthias Neumann, „niemand will die totale Revolution“, lässt Effenberg kalt. Er und seine Mitstreiter gehen von „90 Prozent Zustimmung unter den Fans“ aus. In den Verein müsse mehr sportliche Kompetenz Einzug halten. „Ich habe viele gute Freunde, mit denen ich im wirtschaftlichen und sportlichen Bereich austausche“, verkündet er stolz und führt seine „big buddies“ Rudi Völler und Reiner Calmund als Beleg an. Effenberg setzt künftig auf einen Sportbeirat, dafür sei er ausschließlich mit „absoluten Top-Leuten“ im Gespräch. Horst Köppel kennt schon deren Namen, dieses Team habe „die sportliche Kompetenz wir kein anderes in der Bundesliga“.
Favoritenschreck
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Kleinlaut wird Effenberg nur einmal. Als er nämlich gefragt wird, welche Erfahrung er mitbringe. „Gar keine“, antwortet Effenberg.
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