Bochum. Nach dem kläglichen 0:2 in Bochum verweigern die BVB-Spieler Gespräche mit der Presse – symptomatisch für die vielen Probleme. Ein Kommentar
Nico Kovac hatte auch dafür Verständnis. Die Spieler müssten halt regenerieren und rechtzeitig genügend Nahrung aufnehmen, schon am Mittwoch sei ja die nächste schwierige Partie – da müsse man schon verstehen, dass kein Profi von Borussia Dortmund den Weg in die Mixed Zone zu den schreibenden Journalisten gefunden habe. „Ich bin ja da, das reicht“, sagte Kovac.
Nun ja. Es war ein weiterer Versuch des Trainers, Verhaltensmuster zu erklären, die schwer zu erklären sind. Dass die BVB-Spieler nur die vertraglich verpflichtenden Interviews mit den TV-Rechteinhabern absolvierten, gegenüber den restlichen Journalisten aber sprachlos blieben, das mag man als Petitesse abtun. Andererseits ist es wirklich nicht abwegig, Parallelen zu ziehen zwischen dem, was nach dem Spiel in den Stadionkatakomben passierte und dem, was sich zuvor 90 Minuten auf dem Rasen ereignet und ein 0:2 beim VfL Bochum eingebracht hatte.
Das Wegtauchen, das die Profis nach dem Spiel zelebrierten, ist ein Grundproblem beim BVB. Wo waren denn gegen Bochum die Spieler, die die Partie an sich rissen, die sich mit allen Mitteln stemmten gegen die Niederlage, die ihren Mitspielern Halt und Orientierung gaben? Sicher ist: In schwarz-gelben Trikots waren sie nicht unterwegs. Allzu sehr wundern darüber sollte sich der Klub nicht: Wenn er zulässt, dass seine Angestellten es sich nach Niederlagen so leicht machen, sich dem Geschehenen nicht stellen, der muss sich nicht wundern, dass in allen Bereichen organisierte Verantwortungslosigkeit herrscht.
BVB braucht eine Leistungskultur im Kleinen wie im Großen
Leistungskultur, das Übernehmen von Verantwortung – das sind absolute Grundlagen für erfolgreiche Fußballmannschaften. Und sie müssen in den kleinen Momenten gelebt werden, damit sie in den großen funktionieren. Natürlich wird niemand behaupten wollen, dass ein stolzer Klub wie der BVB nur deswegen in der Tabelle abschmiert, weil seine Profis nach dem Spiel keine Interviews geben. Aber symptomatisch ist ein solches Verhalten allemal.
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Zumal Kovac ja nicht nur diesen Aspekt des kläglichen Dortmunder Auftritts schönredete, sondern sich auch mühte, den 90 wirklich schwer erträglichen Minuten zuvor möglichst viel abzugewinnen. Auch das erstaunte – und wirft erneut die Frage auf, inwiefern man beim BVB tatsächlich bereit ist, sich seinen vielen Problemen zu stellen. Solange nicht klar benannt wird, was alles nicht klappt – solange wird sich auch nichts ändern.
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