Dortmund. Der Rüstungskonzern ist seit einigen Wochen BVB-Sponsor. Fans wollen beim Liga-Auftakt gegen Frankfurt protestieren. Aus zwei Gründen.
Borussia Dortmund pocht dem Bundesliga-Auftakt entgegen. Am Samstag empfängt der BVB Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr/Sky), es ist der erste echte Härtetest für neuformierte Mannschaft von Trainer Nuri Sahin. Dortmunds Fans aber wollen der ersten Liga-Partie dieser Saison eine gesellschaftspolitische Note verleihen. Das Bündnis Südtribüne Dortmund ruft dazu auf, auf Spruchbändern und Plakate gegen das viel diskutierte Sponsoring von Rheinmetall zu protestieren. Die Aktion soll zu Beginn der zweiten Halbzeit während des Frankfurt-Spiels durchgeführt werden.
„Auch wenn es in einer solch heterogenen Fanszene wie der von Borussia Dortmund angesichts der weltpolitischen Lage unterschiedliche Meinungen zur grundsätzlichen Notwendigkeit von Rüstungskonzernen gibt, sind wir uns allerdings in folgenden Punkten einig“, heißt es in einer Stellungnahme des Bündnis, die am Dienstag veröffentlich worden ist und das in den vergangenen Tagen von Fanclubs und von den beiden Ultra-Gruppe The Unity und Desperados unterzeichnet worden ist.
BVB: Wurden Fans an den Diskussionen beteiligt?
Das Bündnis kritisiert, dass die Meinung von Fanvertretern zu den Verhandlungen mit dem Rüstungskonzern nicht einbezogen worden seien. „Im Rahmen des Klub-Fan-Dialoges sind Fanvertreter kurz vor Bekanntgabe der Partnerschaft lediglich darüber informiert worden, dass Verhandlungen zwischen beiden Parteien stattfinden würden“, heißt es. Der Klub teilte im Mai mit, dass auch Fans zu Rat gezogen worden seien. Das Rheinmetall-Engagement beim BVB begründete man auch mit einer neuen politischen Weltlage angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Rheinmetall war kurz vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid als BVB-Sponsor vorgestellt worden. Zu dem Paket dürften unter anderem Werbeflächen im Stadion und am Trainingsgelände zählen. Dem BVB bringt der Deal über drei Jahre nach Informationen dieser Redaktion eine zweistellige Millionensumme ein. Zudem kritisieren die Fans, dass der Zeitpunkt absichtlich gewählt worden sei, um keine große Aufmerksamkeit zu erzielen. „Die Art der Kommunikation sowie der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Partnerschaft zeugen von ausgeprägtem Kalkül auf Seiten der Vereinsverantwortlichen. Insbesondere der Zeitpunkt lässt darauf schließen, dass die Reaktionen auf diese kontrovers diskutierte Entscheidung bewusst durch die Berichterstattung rund um das Champions League-Finale überstrahlt werden sollten. Negative Auswirkungen auf die Fanszene wurden dabei bewusst in Kauf genommen.“ Schon beim Endspiel in London hatten BVB-Fans Spruchbänder mit Kritik gezeigt, auf denen sie ihrem Verein Sportwashing unterstellten.
BVB-Fans wittern Verrat der eigenen Klub-Werte
Weiter heißt es: „Dass sich die Verantwortlichen des BVB und all seine Gremien dazu bereiterklärt haben, die Strahlkraft von Borussia Dortmund dafür einzusetzen, das öffentliche Ansehen eines Rüstungskonzerns zu verbessern und dabei die eigenen Werte über Bord zu werfen, lehnen wir entschieden ab. Wir werden den Verantwortlichen nicht den Gefallen tun und die Sache – wie durch den Zeitpunkt der Veröffentlichung womöglich erhofft – auf sich beruhen lassen. Das dürfte allen Beteiligten klar sein.“