Osaka. Jamie Bynoe-Gittens soll in Dortmund den nächsten Schritt gehen. In Japan hat der BVB-Profi erstmals auf Deutsch gesprochen. Etwas verlegen noch.
Der Blick ging nach unten, dann nach oben, sogar ein leichtes Zittern war wahrzunehmen, als Jamie Bynoe-Gittens tief unten im Stadion vor die kleine, deutsche Mediengruppe im fernen Japan trat. Eine goldene Armbanduhr funkelte an seinem Handgelenk, in den Ohren glänzten silberne Ohrringe, auf der Stirn zeichnete sich, gerade hatte der BVB-Profi erst geduscht, schon wieder Schweiß ab; und dann formulierte der junge Engländer, gerade mal 19 Jahre alt, seine ersten Worte in der Öffentlichkeit auf Deutsch.
„Ich freue mich, dass wir heute gewonnen haben“, sagte Bynoe-Gittens, etwas holprig, aber doch verständlich. Die letzte Woche sei hart gewesen, „es ist so heiß. Ich muss gleich im Flugzeug schlafen, und morgen, wenn ich zu Hause bin, noch mehr schlafen.“ Er hoffe, ergänzte der Dortmunder Offensivspieler mit den glitzernden Ohrringen, dass er in der kommenden Saison einen Stammplatz habe. „Aber ich muss mehr Tore machen, mehr Vorlagen geben.“
Jamie Bynoe-Gittens beim BVB-Sieg: Ein Tor, viele Ballverluste
Ein paar Meter weiter rechts auf dem Fußballplatz des „Yanmar Field Nagai“-Stadions hatte Bynoe-Gittens zuvor gezeigt, was ihn auszeichnet, aber eben auch, wo seine Schwächen liegen. 3:2 hatte der BVB das letzte Testspiel vor dem Ende der sechstägigen Asienreise bei Cerezo Osaka gewonnen. Die schwarz-gelben Tore erzielten Karim Adeyemi (26., 30.) und jener Jamie Bynoe-Gittens (29.). Von links war er nach innen gezogen, hatte mit dem rechten Fuß die rechte Ecke getroffen. Ein Ausrufezeichen, wären da zuvor nicht die misslungen Dribblings, die vielen verloren Bälle gewesen. Erst Schatten, dann Licht.
„Für Jamie ist der nächste Schritt, zu erkennen, wann er ins Dribbling geht und wann nicht. Denn wenn er in den richtigen Räumen ins Dribbling geht, gibt es wenige, die schneller und besser sind“, erklärte Trainer Nuri Sahin. Im vergangenen halben Jahr habe Bynoe-Gittens immer wieder mit Sven Bender, der den Posten als Co-Trainer mittlerweile aus persönlichen Gründen abgegeben hat, Eins-gegen-Eins-Duelle geübt. „Jamie muss effektiver werden. Er hat einfach eine brutale Stärke, und die müssen wir nutzen.“
BVB hat für Jamie Bynoe-Gittens nur eine Ausbildungsentschädigung gezahlt
2020 verließ der hochtalentierte Londoner seinen Ausbildungsverein Manchester City und zog ins Ruhrgebiet, 16 Jahre war er da gerade mal alt, ein Teenager mit großen Träumen. Dortmund musste nur eine Ausbildungsentschädigung zahlen und bekam ein Talent, das zu Höherem bestimmt zu sein schien. Doch wie so häufig gestaltete sich auch dieser Weg steiniger als erhofft. Immer wieder klagte Bynoe-Gittens über Probleme an beiden Schultern, er musste operiert werden, fiel lange aus, arbeitete im Kraftraum, um weniger Verletzungsanfällig zu sein. All das diente einem Ziel: endlich durchzustarten. Vielleicht in dieser Saison?
„Er hat sich eine Menge vorgenommen, seine Fähigkeiten sehen wir jeden Tag im Training. Und trotzdem wird es für ihn wichtig werden, eine gewisse Balance zu finden“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Jamie ist unglaublich positiv. Das Tor heute war ein Zeichen, dass er sich etwas vorgenommen hat. Wir brauchen Jamie.“
BVB: Jamie Bynoe-Gittens über Sancho - „Er ist ein Freunde“
Vor allem, weil Dortmund Jadon Sancho, der in vergangen Rückrunde von Manchester United ausgeliehen war, wieder abgeben musste. Nun soll Bynoe-Gittens derjenige sein, der mit seinen Aktionen gegnerische Abwehrketten aufreißt. „Ich habe viel gelernt von Jadon“, erzählte der englische Jungnationalspieler. „Etwa, dass ich häufiger mit einem oder zwei Kontakten spielen muss, dass ich häufiger tiefe Läufe anbieten muss. Und wenn er spielt, dann hat er Spaß. Das habe ich auch gelernt. Jadon ist ein Freund.“
Bleibt aber noch die Frage, wie er so schnell Deutsch gelernt hat? „Das war nicht einfach, ich habe vor vier Jahren angefangen und viel geübt mit meinem Lehrer.“ Denn er lebe gerne in Dortmund. „Es ist die beste Stadt Deutschlands“, sagte Bynoe-Gittens und ergänzte. „Das Wetter ist schön.“ Das kann wohl nur ein Engländer sagen.
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