Dortmund. Jetzt warten die großen Aufgaben auf den BVB. Die Verantwortlichen loben - aber sie warnen auch vor einem erneuten Rückschlag.

Egal mit welchem Verantwortlichen des BVB man am Sonntag diskutiert, immer klingt da die Vorsicht durch. Trotz des souveränen 3:0 (0:0)-Erfolgs einen Tag zuvor über Arminia Bielefeld, durch den sich die Dortmunder wieder näher an die Champions-League-Ränge gerobbt haben.

„Wir haben unsere Hausaufgabe ordentlich erledigt“, sagt Sportdirektor Michael Zorc. Aber: „Wir müssen das wieder neu beweisen.“ Denn: „Wir haben schon oft genug gesehen, dass wir unsere Leistung nicht gebracht haben.“

Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung und ab dem Sommer 2022 Nachfolger von Sportdirektor Michael Zorc, erklärt: „Wir sind in der Bundesliga weiterhin noch einige Punkte von unserem Ziel entfernt. Es wäre jetzt das absolut falsche Zeichen, nur einen Zentimeter nachzulassen.“

Nachlassen können die Spieler gar nicht angesichts der großen Aufgaben, die nun anstehen. Am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) misst sich der Revierklub im DFB-Pokal-Viertelfinale mit Borussia Mönchengladbach. Das Duell knistert noch mehr als ohnehin, weil an Gladbachs Seitenlinie der künftige BVB-Trainer Marco Rose das Kommando führt. Am Samstag reisen die Schwarz-Gelben dann zum FC Bayern, der sie in den Jahren zuvor in München regelmäßig gedemütigt hat. Noch mal drei Tage später können die Dortmunder gegen den FC Sevilla ins Champions-League-Viertelfinale springen, wodurch mitten in der Corona-Krise Millionen auf das angeschlagene Konto fließen würden.

Auch interessant

BVB-Verteidiger Mats Hummels schwärmt von Krachern

„Wir haben jetzt absolute Kracher. Da müssen wir zeigen, dass wir weiter sind“, sagte Verteidiger Mats Hummels nach dem Erfolg gegen Bielefeld, der der dritte Pflichtspielsieg in Serie war. Vor den richtungsweisenden Partien scheint sich die Mannschaft von Trainer Edin Terzic langsam zu stabilisieren, jedenfalls erlebt sie ein Zwischenhoch. Was verschiedene Gründe hat.

Erstens: die Spielweise. Der Trainer habe versucht, etwas an der Herangehensweise zu verändern, berichtet Zorc. „Als man das noch nicht auf dem Platz gesehen hat, hörte es sich wie Durchhalteparolen an, wenn wir die Arbeit im Training gelobt haben. Aber wir haben das wirklich so empfunden“, ergänzt der Sportdirektor. Die Profis wagen sich unter Terzic weiter in die Hälfte des Gegners, sie greifen früher an, versuchen schon früh die Bälle zu erobern. „Wenn man etwas aggressiver spielt, höher steht, dann geht das nur, wenn dies die Mannschaft zu hundert Prozent umsetzt. Wenn nur ein Mannschaftsteil weniger mitmacht, dann kriegt man Probleme“, sagt Zorc.

Zweitens: Jadon Sancho, der unter Terzic plötzlich Verantwortung übernimmt, sich gelegentlich während des Spiels sogar die Kapitänsbinde stibitzt. „Er hat einen sehr guten Schritt gemacht, das tut ihm gut, das tut uns gut“, erklärt Kehl. „Jadon hat verinnerlicht, dass er mehr tun muss, um wieder der Jadon zu sein, der er sein kann.“ Hummels merkte an, dass Sancho seit ein paar Wochen anders arbeite – „sowohl im Training als auch im Kraftraum, aber auch auf dem Platz. Er ackert sogar nach hinten.“ Zorc: „Wenn man sieht, wie Jadon in der 87. Minute noch nach hinten sprintet. Das ist schon top.“

BVB-Profi Sancho knackt Rekord von Ribéry

Gegen Bielefeld bereitete der erst 20 Jahre alte Engländer die Führung von Mahmoud Dahoud durch ein rasantes Dribbling vor (48.). Das zweite Tor erzielte Sancho per Foulelfmeter selbst (58.) – zuvor wurde Kapitän Marco Reus von Amos Pieper umgegrätscht. Den dritten Treffer von Reinier leitete Sancho mit einem feinen Pass auf den Vorlagengeber Erling Haaland ein (81.). 

Sancho hat nun in nur 99 Bundesliga-Spielen 50 Mal ein Tor vorbereitet, das gelang vor ihm keinem. Der bisherigen Rekordhalter Franck Ribéry benötigte für seine 50. Vorlage 106. Spiele im Trikot des FC Bayern.

Auch interessant

Drittens: Mahmoud Dahoud, der kaum wiederzuerkennen ist, weil er im Mittelfeld endlich die Hoffnungen erfüllt, die immer in ihn gesetzt wurden. Dahoud kann eine Mannschaft lenken, ihr Aufbauspiel organisieren; oft aber wirkte er gehemmt. Nun „bringt er sein Potenzial auf den Platz – und sein Potenzial ist großartig“, erklärt Zorc. „Er blüht auf“, sagt Kehl.

Marwin Hitz verdrängt Roman Bürki im BVB-Tor

Bei all der Harmonie droht jedoch Unruhe bei der Torhüter-Frage. Denn gegen Bielefeld durfte Marwin Hitz weiterhin halten, obwohl sich der lange an der Schulter verletzte Roman Bürki wieder die Handschuhe überstülpte. Terzic ließ offen, ob dies von Dauer sei. Aber alles deutet darauf hin, dass Hitz beim BVB auch gegen Gladbach beginnen wird, wenn sich die Dortmunder mit ihrem künftigen Trainer Rose messen. „Es ist natürlich eine besondere Konstellation, die aber im Profifußball auch nicht so unüblich ist. Wir hatten keinen Kontakt. Das hat auf das Spiel keinen Einfluss“, sagt Zorc. Abwarten.