Osnabrück/Dortmund. Der BVB und der junge Stürmer verfolgen Interessen, die sich nur schwer vereinbaren lassen. Endet die Zeit von Youssoufa Moukoko in Dortmund?
Ein Spiel noch, dann beginnt der Urlaub, indem der Nebel vielleicht schon verschwindet, der derzeit den Blick auf die Zukunftsperspektive von Youssoufa Moukoko verdeckt. Am Dienstag darf die deutsche U21-Nationalmannschaft in Polen eine Ehrenrunde drehen (18 Uhr/ProSieben Maxx). Sportlich haben die 90 Minuten keine Bedeutung mehr, denn Deutschland hat sich bereits für die Europameisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert.
Youssoufa Moukoko: 17 Jahre alt und schon ein Star
Am Freitag dröhnt das Lied „Cordula Grün“ aus der deutschen Kabine, der Abpfiff ist längst ertönt, durch den 4:0-Erfolg über Ungarn lässt sich an der EM-Qualifikation nicht mehr rütteln. Moukoko verlässt als einer der letzten den Rasen des Osnabrücker Stadions. Ein kuscheliger Ort mit Flutlichtmasten, die benachbarten Häuser schauen hinter den Tribünen hervor. 5609 Fans sind gekommen, darunter viele Kinder, die in ihrer Heimatstadt einmal ein Länderspiel bestaunen möchten. Selbst wenn nur die U21 mit vielen eher unbekannten Profis angereist ist.
Tor EM-Quali
— Borussia Dortmund (@BVB) June 4, 2022
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Einen kennen sie allerdings alle, deswegen schmachten sie nach dem Schlusspfiff seinen Namen, hoffen auf ein Foto mit ihm: Youssoufa Moukoko, erst 17 Jahre alt, aber schon ein Star. Obwohl er bei Borussia Dortmund eine komplizierte Saison erlebt hat, die dafür sorgen könnte, dass seine Zeit im Ruhrgebiet in diesem Sommer endet.
„Ich bin hier sehr gerne bei der U21, das tut mir gut“, sagt Moukoko dieser Redaktion, dabei zieht es ihn in die Kabine, allzu gerne spricht der junge Fußballer nicht über sich in der Öffentlichkeit. Trotzdem eine wichtige Nachfrage: Plant er, in Dortmund bleiben? „Dazu möchte ich nichts sagen.“
Ein Bekenntnis zu seinem Klub vermeidet der Stürmer, weil er genauso wie die Dortmunder Verantwortlichen weiß, dass es auf eine Trennung hinauslaufen könnte. Moukokos Vertrag gilt zwar noch bis 2023 – doch beide Seiten verfolgen Interessen, die sich nur schwer vereinbaren lassen.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sieht eine "ordentliche Chance"
Auf der einen Seite steht der Verein, der in der vergangenen Saison registriert hat, dass Moukoko in einer durchwachsenen Spielzeit mit vielen Verletzungen nicht den Sprung gemacht hat, den sich viele erhofft hatten. Zwar ist der in Kamerun geborene Angreifer immer noch nicht volljährig, sein Niveau wird sich weiter steigern, aber ein Spitzengehalt wollen die Chefs in einen neuen Vertrag ganz sicher nicht schreiben.
„Wir möchten mit ihm verlängern“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Grundsätzlich: Wenn ein Spieler dazu nicht bereit ist, dann hat man als Klub die Verpflichtung, ihn zu verkaufen. Es gibt aber eine ordentliche Chance, mit Youssoufa zu verlängern.“
Auf der anderen Seite sehen Moukoko und seine Berater in diesem Transfersommer, dass es sich 2023 lohnen kann, ablösefrei zu haben zu sein. Von daher gibt es für sie wenig Argumente, einen Vertrag in Dortmund zu unterzeichnen, der nicht ihren Vorstellungen (hohes Gehalt) entspricht. Allerdings verlässt Erling Haaland den Klub, der den Platz im Sturm blockiert hat, wenn er denn fit war. Außerdem übernimmt Edin Terzic in diesem Sommer als Trainer und wird dabei von Sebastian Geppert (hier seine Geschichte) unterstützt, zu dem Moukoko ein sehr enges Verhältnis pflegt.
Beide kennen sich aus der Jugend, als über die Rekorde des Angreifers deutschlandweit mehr berichtet wurde als über die meistens etablierten Profis und viele darüber diskutierten, ob dieses Talent wirklich so jung sei. Eine Debatte, bei der Rassismus mitschwang. „Ich wollte mir das nicht mehr antun. Ich wollte aufhören“, hat Moukoko einmal im Interview mit dieser Redaktion erzählt. „Aber mein Trainer Sebastian Geppert hat mir extrem geholfen, er stand zu mir.“
Youssoufa Moukoko: Drehung, Tor, die Fans kreischen
Verhindern können sie allerdings nicht, dass durch die großen Erwartungen das bereits Erreichte häufig überschattet wird. Immerhin hat Moukoko mit gerade einmal 17 Jahren fünf Bundesliga-Treffer erzielt, nur hoffen viele auf eine Torquote wie in der Jugend.
In Osnabrück zeigt der Dortmunder einmal sein Potenzial. 17. Minute, Drehung, schneller Abschluss, 1:0. Ein Tor, das beglückt. Die Fans kreischen. Heute in Polen möchte der Angreifer daran anknüpfen. Danach startet der Urlaub, und es wird sich zeigen, ob der BVB und Youssoufa Moukoko vielleicht doch noch zueinanderfinden.