Dortmund. Der BVB verpflichtet Niklas Süle vom FC Bayern. Die Hierarchie wird sich in der Abwehr verschieben. Die Folgen des Transfers.
Es musste am Montag schon viel passieren in Dortmund, um den dramatischen Auftritt gegen Bayer Leverkusen in den Hintergrund zu drängen. 2:5 hatte die Borussia einen Tag zuvor verloren, war über den Rasen getaumelt. Als der Klub jedoch um 16:01 Uhr eine Pressemitteilung verschickte, herrschte plötzlich Euphorie im Umfeld, denn darin bestätigte der Verein einen Transfer, der für Aufsehen sorgt. Niklas Süle wechselt vom FC Bayern zum BVB.
BVB zahlt keine Ablösesumme für Niklas Süle
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Die Dortmunder zahlen keine Ablöse für den Nationalspieler. Der Verteidiger erhält einen Vertrag bis 2026 und wird nach den Informationen dieser Redaktion um die zehn Millionen Euro verdienen. Es ist eine Verpflichtung, die das Zeichen an die Bundesliga sendet, dass der Revierklub weiterhin große Ambitionen verfolgt. Es ist aber auch eine Verpflichtung, die die Hierarchie in der schwarz-gelben Innenverteidigung verschiebt.
Niklas Süle soll eine Führungsrolle übernehmen. Mittlerweile hat diese vor allem Manuel Akanji (26) inne, viel deutet nun darauf hin, dass der Schweizer den Verein im Sommer verlassen wird. Sein Vertrag läuft im Jahr 2023 aus, in diesem Sommer könnte der BVB noch eine Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro einnehmen. Die Verantwortlichen würden Akanji keine Steine in den Weg legen, schließlich haben sie bereits einen Ersatz gefunden.
Viele Gespräche haben die Chefs dafür mit dem gebürtigen Frankfurter Süle geführt. Dabei haben sie den Eindruck gewonnen, dass der Verteidiger sich mit seinem künftigen Arbeitgeber identifiziert, er den Weg des zweitmächtigsten Vereins in Deutschland mitgehen möchte. Süle hatte Angebote von anderen europäischen Spitzenklubs, aber die Dortmunder überzeugten ihn, in der Bundesliga zu bleiben.
BVB-Zugang Niklas Süle: Groß, aber trotzdem schnell
„Wir freuen uns, dass wir in Niklas Süle einen deutschen Nationalspieler ablösefrei verpflichten und für vier Jahre an uns binden konnten“, sagt Sportdirektor Michael Zorc. Sebastian Kehl, der im Sommer Zorcs Nachfolge antreten wird, erklärt: „Niklas hat uns in den persönlichen Gesprächen gezeigt, dass er große Lust auf Borussia Dortmund hat. Er verfügt über viel Erfahrung, Ruhe im Aufbauspiel und über die nötige Physis, um mit uns den nächsten Schritt zu gehen.“
Tatsächlich passt Niklas Süle zu dem Fußball, der Marco Rose vorschwebt. Der Trainer möchte, dass sich seine Spieler, wenn der Gegner den Ball hat, weit nach vorne schieben, um die andere Mannschaft ständig zu ärgern, sie erst gar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Dafür müssen die Abstände stimmen, es braucht die Gier, sich in Zweikämpfe zu stürzen. Und es wird Tempo benötigt, denn falls etwas schiefgeht, müssen Roses Profis möglichst schnell zurück hetzen.
Süle misst zwar 1,95 Meter, trotzdem bringt er eine enorme Schnelligkeit mit, versteht zudem, mit dem Ball umzugehen. In der Jugend der TSG Hoffenheim wuchtete er sich lange durch die Offensive, ehe er zum Abwehrspieler umfunktioniert wurde. 2013 schaffte er den Sprung zu den Profis, 2017 kaufte ihn der FC Bayern. In diesem Winter teilte Süle, der sich zweimal nach einem Kreuzbandriss zurückgekämpft hat, dem Rekordmeister mit, dass er seinen 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte.
Manuel Neuer über BVB-Zugang Niklas Süle: „Uns nervt, dass Niklas geht“
In München hätten sie den Verteidiger gerne behalten, Süle fühlte sich trotzdem nicht genug wertgeschätzt, obwohl er unter Bayern-Trainer Julian Nagelsmann eine wichtige Rolle einnimmt. „Uns alle nervt, dass Niklas geht“, sagte Kapitän Manuel Neuer sogar.
In Dortmund gehört Niklas Süle ab dem Sommer zum Kreis der Bestbezahlten. Der Klub erhofft sich von ihm, dass er dabei helfen kann, die Abwehrprobleme zu beheben, die auch am Sonntag deutlich wurden. Der BVB schlitterte von einer Verlegenheit zur nächsten. Der Tabellendritte aus Leverkusen rauschte über den Zweiten hinweg, nutzte die vielen Räume, die sich ihm boten. Die Viererkette hechelte hinterher. Die Fans pfiffen. Es drohte, ungemütlich zu werden. Nun hat der Transfer von Niklas Süle die Stimmung vorerst aufgehellt.