Hagen. . Die Bundesliga-Basketballer von Phoenix Hagen waren am Sonntag nah dran an einer Überraschung gegen den FC Bayern München. Am Ende unterlag die Mannschaft von Trainer Ingo Freyer mit 76:82 (43:41). Bayern-Coach Svetislav Pesic: „Auch wenn Hagen gewonnen hätte, wäre es verdient gewesen.“
Sie waren nah dran, so nah wie nie bisher. Am Ende fehlten Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen zum ersten Sieg über eines der aktuellen Top-Teams Europas vielleicht ein, zwei verwandelte Würfe, ein, zwei andere Schiedsrichter-Pfiffe. Der FC Bayern München profitierte von beidem in der Schlussphase, siegte gegen den tapferen Außenseiter mit 82:76 (41:43). Alle anderen Größen der Liga hat Phoenix am Ischeland nun schon bezwungen, doch der kapitalste Hirsch fehlt weiter im Trophäenschrank. Dass es diesmal aber höchst knapp war, räumte auch Bayern-Coach Svetislav Pesic ein: „Auch wenn Hagen gewonnen hätte, wäre es verdient gewesen.“
Der Erfolgstrainer konnte entspannt resümieren, das fünfte Spiel in zehn Tagen hatte seine gestresste Equipe nach langem Rückstand noch gewonnen. Zur Halbzeit sah das ganz anders aus, zornig stapfte Pesic in die Kabine, der Beratungsbedarf mit seinen Schützlingen dauerte bis drei Minuten vor Wiederbeginn. Und auf dem Weg dorthin hatte der Bayern-Coach auch em Schiedsrichter-Trio seinen Unmut deutlich gemacht. 20 Spielminuten später hatten eher die Gastgeber Anlass zur Kritik an den Pfiffen der Unparteiischen. „Mich hat überrascht, dass wir zuhause nur 18 Freiwürfe kriegen, Bayern dagegen 31“, formulierte es Phoenix-Coach Ingo Freyer: „Ansonsten waren beide Teams komplett auf Augenhöhe.“ Auch Geschäftsführer Oliver Herkelmann monierte einige Entscheidungen am Ende: „Wir kriegen das Verteidiger-Foul, auf der Gegenseite wird bei gleicher Aktion ebenfalls gegen uns entschieden“, nannte er ein Beispiel: „Ich hätte von den Schiedsrichtern, die lange sehr gut gepfiffen haben, am Schluss mehr Mut erwartet. Den braucht man, um Bayern schlagen zu können.“
Phoenix von Beginn an couragiert
Und eine höchst couragierte Leistung des eigenen Teams, die Phoenix von Beginn an aufs Parkett zauberte. Immer wieder zog Keith Ramsey zum Bayern-Korb, ließ sich auch von den Blocks von Centerriese John Bryant nicht beirren. Und David Bell traf aus der Distanz, bei seinem dritten Dreier zum 13:8 (6. Minute) bat Pesic erstmals zur Auszeit. Doch egal wen er aus seinem hochkarätig besetzten Kader auch brachte, Phoenix blieb vorn. Bis zur Pause auch deshalb, weil man das EuroLeague-Team mit aggressiver Defensive gewaltig nervte und zu ungewohnt vielen Ballverlusten zwang. Erst nach dem 33:25 (14.) kamen die Münchner dank des von keinem Hagener richtig zu kontrollierenden Nihad Djedovic heran und führten beim 33:35 (17.) durch Malcolm Delaney sogar kurz. Doch an diesem Abend ließen sich die Hagener so schnell nicht beeindrucken. Nun hatte Dino Gregory Spaß am Dunking gefunden, dreimal in Folge stopfte er zur Pausenführung der Gastgeber.
Mit erhöhtem Defensivdruck kehrte der Favorit zurück aufs Parkett, doch auch Phoenix gab keinen Boden breit. Als Bell aus dem Fastbreak seinen vierten Dreier traf (54:45, 25.), nahm die unverhoffte Überraschung allmählich Gestalt an. Und auf den Rängen steigerte sich die ohnehin frohsinnige Stimmung noch. Doch vollends enteilen ließ der Spitzenreiter - trotz aller Spielstrapazen 46 Stunden nach dem EuroLeague-Triumph gegen Kaunas - die Gastgeber nicht, Bryant, Delaney und Bryce Talor dämpften die aufkommende Euphorie immer wieder. „Die Bayern sind extrem eiskalt geblieben“, anerkannte Herkelmann später, „sie haben die Emotionen herausgenommen.“
Pesic: "Da haben nur Kleinigkeiten entschieden"
Bei Ramsey 64:60 (32.) lag Phoenix so letztmals vorn, zum 70:70 glich Larry Gordon per Dreier noch einmal aus (36.). Die Schiedsrichter-Entscheidungen gegen die Hagener häuften sich nun, einige Würfe gerade von Bell drehten sich wieder aus dem Korb. Ganz anders bei den Bayern, hier zeigte sich jetzt Taylor für die Wirkungstreffer zuständig. Sein 71:75 80 Sekunden vor dem Ende und kurz darauf Gordons fünftes Foul trafen die Hagener hart. Und auf Nervenflattern der erfahreren Gäste durften sie nur bedingt hoffen, Taylor machte - wie schon zwei Tage zuvor gegen Kaunas - hier den Sieg des Favoriten perfekt. „Er trifft die Dreier, wir auf der anderen Seite nicht“, bedauerte Freyer, „da haben am Ende nur Kleinigkeiten entschieden.“ Seinem Team attestierte er eine „sehr, sehr gute Leistung“, auch von Pesic gab es reichlich Lob: „Das ist eine Mannschaft, die viel Charakter hat und nicht nur läuft und fliegt.“ Der erste Sieg der Bundesliga-Historiegegen den FC Bayern wäre den Gastgebern wohl lieber gewesen.
- Phoenix Hagen - FC Bayern München 76:82 (43:41)
- Phoenix Hagen: Bell (16, 4/9 Dreier, 4 Assists, 3 Ballverluste), Dugat (8, 3 Ballverluste), Kruel (4), Wendt (2), Gordon (12, 5 Assists, 3 Ballverluste), Gregory (10, 6 Rebounds), Dorris (12, 1/3 Dreier, 3 Assists), Ramsey (12, 6 Rebounds, 3 Steals).
FC Bayern München: Troutman (6), Schaffartzik (3), Staiger (1), Benzing, Djedovic (15, 3 Ballverluste), Delaney (14, 2/3 Dreier, 7 Assists), Idbihi (5, 6 Rebounds), Savovic (8), Taylor (18, 2/4 Dreier, 9 Rebounds, 5 Assists), Bryant (12 7 Rebounds, 3 Blocks).
Spielviertel: 25:21, 18:20, 19:19, 14:22.
Teamstatistik: 42:46 % Wurfquote, 7/16:7/16 Dreier, 15/18: 23/31 Freiwürfe, 31:40 Rebounds, 15:14 Assists, 12:14 Ballverluste, 6:3 Steals, 5:2 Blocks.
Zuschauer: 3145 (ausverkauft).