Hagen. . Noch nie hat Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen in der Eliteklasse gegen den FC Bayern München gewonnen. Am Karnevalssonntag nehmen die Hagener in der Enervie Arena den nächsten Anlauf. Und zwar zu einer Zeit, in der Bayern seine erste Heimniederlage einstecken musste.

Seit sieben Jahren trainiert Ingo Freyer Phoenix Hagen, Rätsel gibt das Team dem dienstältesten Coach der Basketball-Bundesliga aber immer wieder auf. Der 26. Februar 2014 war so ein Tag, die noch schmeichelhafte 64:88-Schlappe bei den nicht gerade Furcht erregenden Eisbären Bremerhaven hinterließen beim Trainer verstärkten Analysebedarf. „Vielleicht war der mentale Akku nach mehreren guten Spielen leer“, mutmaßt Freyer, „und um überhaupt Spiele zu gewinnen, müssen wir immer 100 Prozent geben.“

Was für kaum einen Gegner in ähnlicher Weise gilt wie für den nächsten: Am Karnevals-Sonntag gastiert mit dem FC Bayern München der aktuelle Spitzenreiter und gefühlte Branchenführer in der schon lange ausverkauften Enervie Arena (18 Uhr).

Den gerade in der Offensive erschreckend schwachen Auftritt in Bremerhaven will Freyer auch nicht als Maßstab für die Leistungsfähigkeit seiner Equipe werten. Zeigt die Saisonentwicklung doch, dass die Hagener gerade gegen die Top-Teams daheim zu ganz besonderen Auftritten fähig sind. In den bisherigen vier Heimspielen gegen die aktuellen Playoff-Kandidaten - Ludwigsburg, Oldenburg, Quakenbrück und zuletzt Berlin - siegte Phoenix am Ischeland. „Wenn wir alles abrufen, können wir auch Teams wie Alba schlagen“, weiß Freyer, dass das Leistungspendel seiner Schützlinge ausgesprochen stark ausschlagen kann - in negative wie positive Richtung.

Bayern genießt beim Kader eine Luxussituation

Allerdings scheinen die Münchner, die im Sommer den Fußballern des Klubs nacheiferten und angefangen bei Ulms Center John Bryant und gleich vier Berlinern um Nationalteam-Spielmacher Heiko Schaffartzik der nationalen Konkurrenz die Asse abwarben, aus dem Kreis des Titel-Kandidaten noch herauszuragen. „Sie sind noch ein Stück weiter, das haben sie auch in der EuroLeague bewiesen“, sagt Freyer, „und ihr Kader ist so aufgestellt, dass er die hohe Spielbelastung verkraften kann.“

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So konnten sich die ausgeglichen besetzten Münchner, bei denen nur Spielmacher Malcolm Delaney länger als 25 Minuten spielt und elf Akteure zweistellige Einsatzzeiten haben, den Luxus leisten, zuletzt auf US-Flügelcenter Chevon Troutman zu verzichten und auch Ex-Nationalspieler Steffen Hamann auf der Bank zu lassen.

Keine Star-Allüren, realistisch bleiben

Allerdings schwächelte zuletzt auch das Team von FCB-Trainer Svetislav Pesic, brauchte in Weißerfels eine Verlängerung und erlitt am Dienstag gegen die Artland Dragons die erste Heimniederlage der Saison. Freyer: „Die Bayern gewinnen gerade nicht alles souverän. Sie lassen viel Substanz in der EuroLeague.“ Und so schien Pesic die Niederlage gegen die Dragons gar nicht unbedingt ungelegen zu kommen. „Im Team glauben viele, dass sie unbesiegbar sind“, hielt er dem erlesenen Ensemble vor: „Aber wir können uns keine Star-Allüren erlauben und müssen realistisch bleiben.“

Zumal die Spielbelastung für sein Team nicht geringer wird: Bereits heute erwarten die Bayern am achten Spieltag der Top-16-Runde in der EuroLeague das litauische Spitzenteam von Zalgiris Kaunas, bevor man tags darauf nach Hagen reist. Eigentlich eine gute Gelegenheit für Phoenix, eine Negativserie zu beenden: Die Münchner sind der einzige Bundesliga-Klub, gegen man in der Klubhistorie bisher noch nicht gewonnen hat. Wenn da nicht dieser Form-Rückschlag von Bremerhaven wäre. . .