Hagen. . Dennis Schröder hat es von der Basketball-Bundesliga in die nordamerikanische Profiliga NBA geschafft. In Hagen trifft er am Sonntag mit dem deutschen Nationalteam auf Österreich. Bei dem EM-Qualifikationsspiel steht er als Leistungsträger im Mittelpunkt – aber auch in der Kritik.

Ein silberner Transporter kommt vor der Halle in Hagen zum Stehen. Die Schiebetüre hinten öffnet sich und spuckt einen jungen Mann aus. Er trägt Sportsocken in Badelatschen, kurze Hose und eine dicke rote Jacke, deren viel zu große Kapuze er tief ins Gesicht gezogen hat, ganz so als wolle er für sich sein, als müsse er sich an diesem bewölkten Augusttag schützen gegen äußere Einflüsse. Und vielleicht muss Dennis Schröder das tatsächlich. Er und der Rest der Basketball-Nationalmannschaft, für die am Sonntag beim Spiel gegen Österreich (14 Uhr/WDR live) die Qualifikation für die Europameisterschaft am seidenen Faden hängt.

In der Halle Ischeland war er schon einmal. Damals, als er noch für Braunschweig spielte. Es setzte gegen Phoenix eine hohe Niederlage. Er erinnert sich gut daran. Und an die enge Halle, die Lautstärke, die Fans. „Hagen ist eine gute Stadt für dieses Spiel. Die Zuschauer waren großartig. Sie könnten uns enorm helfen“, sagt Dennis Schröder. Der 20-Jährige spielt seit einem Jahr für die Atlanta Hawks in der besten Liga der Welt, der NBA. Das macht ihn zum Hoffnungsträger der Gegenwart und zur Verheißung für die Zukunft.

Überhaupt ist viel Wohlwollendes gesagt worden über den deutschen Basketball und seine Perspektiven. Zumindest bevor diese Qualifikationsrunde begann, die deutsche Mannschaft in den ersten vier von sechs Spielen Niederlagen gegen die international eher nicht hochklassigen Polen kassierte und gegen die zweitklassigen Österreicher nur knapp an einer Blamage vorbeischlidderte.

Auch interessant

Schrödert verteidigt sein Team gegen Kritik

Eine Niederlage am Sonntag würde die einst so schön bunt gemalte Welt vollends einreißen. Dann ist die EM 2015, für die sich Deutschland als Ausrichter zu bewerben erwägt, unerreichbar weit entfernt, dann „fallen wir in die Steinzeit zurück“, urteilt Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes, mit Blick auf die Reputation der Sportart. Er ist nicht der Einzige im Land, der harsche Kritik übt. „Ich persönlich empfinde das als Frechheit“, sagt Dennis Schröder. Er sitzt vor dem Training in den Katakomben der Halle, draußen auf den Tribünen liegen die schwarz-rot-goldenen Fähnchen auf den Sitzplätzen bereit, um geschwenkt zu werden. Dennis Schröder soll dafür sorgen. Fragen nach dem Druck, der auf ihm lasten muss, umgeht er, in dem er von der Mannschaft redet.

Auch interessant

Seine Arme sind bis hinunter auf die Finger tätowiert, die Finger liegen auf ein paar Knien, die unaufhörlich von links nach rechts wippen, während er redet, während er das Gefühl hat, sich und die Kollegen gegen die Kritik verteidigen zu müssen. „Wir wissen, dass wir uns so wie zuletzt nicht präsentieren dürfen. Aber wir sind eine junge Mannschaft, wir müssen uns finden“, sagt er. Schröder reiste ebenso wie Daniel Theis und Elias Harris von der sommerlichen Nachwuchsrunde der NBA zur Nationalmannschaft. Das kostete Kraft. „Es ist doch klar, dass nicht alles sofort stimmen kann“, sagt Schröder.

An der Seite von Nowitzki will Schröder nach Rio

Er hat die Debatten mitbekommen, ob es wirklich nötig ist, dass die größten Talente ihre Kräfte für ihren persönlichen Traum von der NBA lassen, während die Nationalmannschaft womöglich darunter leidet. Es ist eine schwierige Lage - und Schröder mittendrin.

Über die EM im kommenden Jahr führt der Weg nach Rio de Janeiro, wo 2016 die Olympischen Spiele stattfinden. Dort will Dennis Schröder spielen, am liebsten an der Seite des deutschen NBA-Stars Dirk Nowitzki. Das ist auch so ein Traum.

Die Realität heißt Hagen, heißt Österreich. „Wir wollen, dass die Zuschauer kommen und positiv über uns reden“, sagt Dennis Schröder, „und jedem, der uns kritisiert, beweisen, dass wir es können.“