Bonn. Jetzt geht es für Deutschlands Basketballer um alles. Im letzten Heimspiel der EM-Qualifikation gegen Österreich am Sonntag (14.00 Uhr) in Hagen braucht das Team von Bundestrainer Emir Mutapcic unbedingt einen Sieg, sonst drohen die Korbjäger in der Versenkung zu verschwinden.
"Wenn wir das Spiel nicht gewinnen, fallen wir in die Steinzeit zurück", stellte Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball Bundes, nach dem enttäuschenden 76:88 gegen Polen in Bonn klar. Platz eins in der Gruppe C dürfte damit weg sein, für die DBB-Auswahl geht es jetzt nur noch darum, sich als einer der sechs besten Zweiten der sieben Qualifikations-Gruppen ein Ticket für die kontinentalen Titelkämpfe im kommenden Jahr zu sichern. Bei einer Niederlage gegen Österreich wäre auch dieses Ziel verfehlt.
Eine EM ohne Deutschland, es wäre die erste seit 1991, wäre ein Debakel für die Sportart des in diesem Sommer pausierenden Superstars Dirk Nowitzki, die sowieso schon stets um mehr Aufmerksamkeit ringt. Da sich der Verband mit Berlin aber zudem um eine Vorrundengruppe für die Veranstaltung beworben hat, hätte ein Scheitern fatale Folgen. "Das wäre eine Katastrophe", sagte Andres.
Schließlich geht es bei der EM im kommenden Jahr auch um die Plätze bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Und es ist kein Geheimnis, dass sie beim Verband davon träumen, dass die Aussicht auf eine erneute Olympia-Teilnahme auch Nowitzki im kommenden Sommer wieder zu einer Rückkehr in die Nationalmannschaft bewegt. Der 36-Jährige von den Dallas Mavericks hat diese Option bislang nicht ausgeschlossen.
In diesem Sommer muss es die deutsche Mannschaft aber ohne Nowitzki schaffen und das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Vor Beginn der Qualifikation hatten die Verantwortlichen Platz eins in der Gruppe eigentlich als selbstverständlich angesehen. Schließlich müssen auch die Polen auf einige Stars verzichten und gehören wie Österreich und Luxemburg nicht zu der Kategorie von Teams, mit denen sich Deutschland messen will. "Es kann nur unser Anspruch sein, diese Gruppe zu gewinnen", sagte Kapitän Heiko Schaffartzik deshalb noch vor dem Rückspiel gegen Polen.
Doch was die DBB-Equipe dann auf das Parkett brachte, war erschütternd. "Du musst auch einmal zeigen, wer Herr im Haus ist, aber das ist den Jungs nie gelungen", kritisierte DBB-Präsident Ingo Weiss. Der Verbandsboss war eigens von den Olympischen Jugendspielen in China angereist. Anstelle des fest eingeplanten Sieges nahm er jedoch die Sorge mit auf den Rückflug, dass seine Sportart quasi am Abgrund steht. "Ich will an ein Scheitern gar nicht denken. Wir gewinnen gegen Österreich und damit basta", sagte der Verbandsboss.
Dafür ist gegen Österreich aber eine deutliche Steigerung nötig. Das Zusammenspiel hakte gegen Polen gewaltig, die holprige Vorbereitung machte sich deutlich bemerkbar. "Wir hatten praktisch nur drei Wochen", erklärte ein sichtlich mitgenommener Mutapcic. "Wir müssen jetzt analysieren, trainieren und dann gegen Österreich anders auftreten", forderte der Assistent von Svetislav Pesic bei Bayern München. Er will nicht als derjenige in die Geschichte eingehen, der den deutschen Basketball zurück in die Steinzeit geführt hat.