Berlin. Der FC Bayern ist neuer deutscher Basketball-Meister. Die Münchner rangen Alba Berlin in den Finals nieder und kürten sich erstmals nach 59 Jahren wieder zum Champion. Zum entscheidenden Mann am Mittwoch wurde ausgerechnet der in Berlin so angefeindete Heiko Schaffartzik.

Vier Jahre nach der großspurig zelebrierten Rückkehr in die Bundesliga hat der FC Bayern den deutschen Basketball-Thron erobert. Die Münchner kämpften sich am Mittwochabend zu einem 75:62 (33:30)-Erfolg bei Alba Berlin und durften ausgerechnet in der Halle des Erzrivalen ihren ersten Meistertitel seit 59 Jahren bejubeln.

Mit 3:1 entschied das Team von Svetislav Pesic die Best-of-Five-Serie für sich und vermied einen Alles-oder-Nichts-Showdown im Spiel fünf. Vor 13 434 Zuschauern blieben die Münchner in den entscheidenden Momenten cool und profitierten von Fehlern des langjährigen Liga-Primus'.

Bester Werfer bei den Gästen, die die Brose Baskets Bamberg nach deren vier Meistertiteln als Champion ablösten, war Deon Thompson mit 18 Zählern. Zum entscheidenden Mann wurde am Ende aber ausgerechnet der in Berlin so angefeindete Heiko Schaffartzik, der mit vier famosen Dreiern in der heißesten Phase der Partie den Unterschied ausmachte. Den Hauptstädtern reichten 21 Punkte von Leon Radosevic nicht, sie müssen weiter auf ihren neunten Liga-Erfolg warten.

Pfeifkonzerte begleiteten Münchens Schaffartzik

Nach den verbalen Keilereien zum Wochenbeginn zitterten einigen Spielern zunächst die Hände, auffallend viele Fehlwürfe prägten die Anfangsphase. Nur einer erwischte einen Start nach Maß: Leon Radosevic, der für neun der ersten elf Berliner Zähler und mächtig Lärm auf den Rängen sorgte. Nur Münchens Schaffartzik trieb den Geräuschpegel ähnlich in die Höhe - allerdings waren es bei ihm Pfeifkonzerte, die den ehemaligen "Albatros" bei den Aktionen begleiteten.

Der Nationalspieler war eines der Themen, die Trainer Pesic bei dessen Schimpftirade in Richtung Berlin abgefeuert hatte. Im Fokus stand aber Alba-Manager Marco Baldi, den Pesic anging. Die Fans in Berlin reagierten mit Plakaten: "Baldi - du bist Alba - unser Stolz."

Auch interessant

Die Euphorie auf den Rängen ebbte im Lauf der ersten Hälfte immer mehr ab, was an der anhaltend schwachen Wurfquote des Heimteams lag, bei dem die Leistungsträger Reggie Redding, David Logan und Vojdan Stojanovski enttäuschten. Die Konsequenz: Bayern nutzte das Momentum und zog vorbei. Der bislang in den Finals überragende Malcolm Delaney, nach der Vorrunde noch zum "wertvollsten Spieler" der Liga gewählt, brauchte in Spiel vier seine ganze Klasse gar nicht zu zeigen.

Nach dem Seitenwechsel wurde es immer ruhiger in der Halle, zu hören waren phasenweise nur die etwa 400 mitgereisten Bayern-Anhänger. Alba-Manager Baldi kaute mit versteinerter Miene auf einem Kaugummi herum, Coach Sasa Obradovic hob verzweifelt die Hände, als die Münchner zu Beginn des dritten Viertels mit neun Punkten vorne lagen.

Aber wie schon so oft in diesem Duell der beiden Liga-Größen, das als "Traumfinale" verkauft worden war, drehte sich das Match. Mit einem Zehn-Punkte-Lauf gingen die "Albatrosse" in Front, die Arena kochte. Aber das war nur ein Strohfeuer, die Bayern hatten eine Antwort parat: einen 7:2-Run und das 53:48 nach drei Vierteln. Im Finish ging den Gastgebern zunehmend die Luft aus, viereinhalb Minuten vor Schluss konnte Thompson sogar einen brachialen Dunk auspacken. (dpa)