New York. . Die Dänin machte lange Zeit nur noch Schlagzeilen wegen ihrer Liebe zu Golfstar Rory McIlroy. Nach der Trennung von ihm besiegte sie nun Maria Scharapowa bei den US Open und beeindruckte die Fans. Von der Gegnerin gab es anschließend Lob.

In dieser schnelllebigen Zeit wird alle drei Tage ein neuer Luftballon aufgeblasen; Sport und Tempo gehören zusammen, da geht das Ganze bisweilen noch ein bisschen schneller.

Erinnert sich noch jemand an die Amerikanerin Melanie Oudin? Die kleine Blonde aus Marietta/Georgia war 17, als sie vor fünf Jahren völlig überraschend im Viertelfinale der US Open landete. Dann schied sie aus, der Ballon mit ihrem Namen drauf wurde vom Wind fortgetragen und ward nicht mehr gesehen. Oudin verlor damals gegen eine zwei Jahre ältere Dänin, die später im Finale spielte, und das wäre im Normalfall eine große Tennis- Geschichte gewesen.

Aber in diesem Finale verlor sie gegen Kim Clijsters, die nach der Geburt ihres ersten Kindes und dem Rücktritt vom Rücktritt erst sechs Wochen zuvor zurückgekehrt war und ein beifallumrauschtes, in dieser Form nie gesehenes Comeback feierte.

Doch auch die Blonde aus Dänemark gewann Fans. Deren Spielweise wirkte zwar nicht besonders spektakulär, aber mit ihrer fröhlichen, unkomplizierten Art brachte sie frischen Wind ins Frauentennis. Im Jahr danach gehörte Caroline Wozniacki während der US Open schon zu den Besten der Welt, ein paar Wochen später wurde sie offiziell die Nummer eins, und sie behielt diese Position mit einer Unterbrechung 67 Wochen lang, bis Anfang Juni 2012.

Petkovic: „Sie ist vielleicht die beste defensive Spielerin, die es je gegeben hat.“

Da hatte die anfängliche Begeisterung über die frische Brise längst nachgelassen. Wozniacki musste sich dafür rechtfertigen, eine Nummer eins ohne Grand-Slam-Titel zu sein, ihr Spiel galt als langweilig, desgleichen die Antworten in den Pressekonferenzen, weshalb sie sich in Melbourne mal eine Geschichte mit einem verletzten Känguru ausdachte, das sie angeblich gebissen hatte. Aber auch das nützte nicht viel; sie gewann zwar deutlich öfter, als sie verlor, und im Kreis der Spielerinnen war sie wegen ihrer freundschaftlichen Art immer populär. Aber Aufsehen erregte sie danach nur noch im Privatleben durch ihre Verbindung mit Golfstar Rory McIlroy.

Auch interessant

Sie müsse ihr Spiel verändern, hieß es, sie riskiere nicht genug, andernfalls werde sie keine Chance haben, noch mal an die Spitze zurückzukehren. Andrea Petkovic meinte neulich nach ihrer Niederlage gegen die Dänin, es sei ihr immer auf die Nerven gegangen, wie viele Leute diese These verbreitet hatten. „Da hätte sie ja die Basis ihres Spiels hergegeben“, meinte sie, „sie ist vielleicht die beste defensive Spielerin, die es je gegeben hat.“

Wer weiß, wie die Sache weiter gegangen wäre, wäre Wozniacki nicht mit einem Knall wie von tausend geplatzten Träumen in den Mittelpunkt des Interesses zurückgekehrt. Knapp ein halbes Jahr vor der geplanten Hochzeit trennte sich McIlroy von seiner Verlobten. Doch seit die den ersten großen Schock überwunden hat, geht es mit ihren Spielen wie mit ihrer Sympathiekurve wieder bergauf.

Gute Ausdauer ist noch ein bisschen besser geworden

Schwer zu sagen, ob es daran liegt, dass sie mit allen Gedanken zum Tennis zurückgekehrt ist, ob sie sich ablenken wollte oder ob es vielleicht keinen Zusammenhang mit der Trennung gibt.

Jedenfalls mündete all das nun in New York in ein Spiel, wie sie es lange nicht erlebt hatte. Beim Sieg gegen Maria Scharapowa (6:4, 2:6, 6:2) konnte sie spüren, wie sehr die Zuschauer auf ihrer Seite waren. Als sie im dritten Satz nach einem sensationellen Ballwechsel 3:1 in Führung ging, hielt es die Leute nicht mehr auf den Sitzen.

Auch interessant

Scharapowa meinte hinterher, alles, was Wozniacki früher schon gut gemacht habe, beherrsche sie inzwischen noch besser. Dass auch deren ohnehin ganz gute Ausdauer noch ein bisschen besser geworden ist, liegt vermutlich auch an einer Trainingsform, die prinzipiell nicht besonders gut zum Tennis passt. Weil sie für eine Wohltätigkeits-Organisation am New York Marathon im November teilnehmen wird, legte sie in den vergangenen Wochen reichlich Kilometer zurück, und die Ausdauer machte sich sicher nicht negativ bemerkbar.

Als alles vorbei war und sie sich so sehr freute, dass einem dabei ganz warm ums Herz wurde, spielte der Musikmeister im Stadion wieder „Sweet Caroline“.