Gérardmer. Nach einer Woche dürfen auch die Gastgeber jubeln. Kadri sorgt in Gérardmer für den ersten französischen Etappensieg. Dahinter liefern sich Contador und Nibali das erste Duell der Tourfavoriten, der Spanier macht dabei drei Sekunden gut.

Blel Kadri hat der Grande Nation den ersten Heimsieg beschert, Alberto Contador den ersten Schlagabtausch der Favoriten hauchdünn gewonnen: Auf der ersten Bergetappe der 101. Tour de France schlug am Samstag endlich die Stunde der Gastgeber. Kadri setzte sich zwei Tage vor dem Nationalfeiertag nach 161 Kilometern von Tomblaine nach Gérardmer in den Vogesen als Solist.

Während Kadri im strömenden Regen auf der achten Etappe aus einer ursprünglich fünf Fahrer großen Ausreißergruppe souverän zum Sieg fuhr, kam es dahinter zum ersten Duell der Favoriten. Dabei setzte sich Contador kurz vor dem Ziel von seinem Widersacher Vincenzo Nibali auf dem Schlussanstieg La Mauselaine ab und machte drei Sekunden auf den Träger des Gelben Trikots gut. Nibali, der Girosieger von 2013 liegt nun 1:44 Minuten vor seinem Astana-Teamkollegen Jakub Fuglsang (Dänemark). Der neue Sky-Kapitän Richie Porte ist 1:58 Minuten zurück Dritter, Contador (2:34) liegt auf Platz sechs.

Auf dem 1,8 Kilometer langen und mit 10,3 Prozent steilen Anstieg kam es zum ersten Duell der beiden Top-Anwärter auf den Toursieg. Dabei versuchte Contador lange vergeblich dem Italiener zu enteilen, erst auf den letzten Metern konnte sich der Tour-Champion von 2007 und 2009 absetzen. Die Bedingungen waren dabei erneut schwierig. Wie schon seit Tagen war der Regen wieder treuer Begleiter der Tour.

Voss weiter im Einsatz

Kadri, der sich das Bergtrikot sicherte, war da schon über zwei Minuten im Ziel. Der Franzose war zusammen mit seinen Landsmännern Sylvain Chavanel und Adrien Petit sowie Paris-Roubaix-Sieger Niki Terpstra (Niederlande) und Simon Yates (Großbritannien) kurz nach dem Start ausgerissen. Zwischenzeitlich lag die Gruppe über elf Minuten vor dem Feld.

Weiter im Einsatz war auch der Rostocker Paul Voss, der am Freitag heftig gestürzt war. "Er hat die Nacht gut überstanden, war heute Morgen schon wieder guter Dinge und wird weiterfahren", hatte NetApp-Endura-Teamsprecher Stefan Flessner vor dem Start erklärt. Der Tour-Debütant Voss war auf der siebten Etappe in der letzten Kurve der Zielpassage frontal in die Absperrgitter gerast und hatte dabei einen Nasenbein- und Fingerbruch erlitten. Auch sein deutscher Kollege Marcus Burghardt, der zuletzt auf die Schulter gefallen war, kämpft sich weiter durch.

Dagegen scheint die Lust des dreimaligen Paris-Roubaix-Siegers Fabian Cancellara auf einen Verbleib im Rennen nicht allzu groß sein. Der Schweizer Ex-Weltmeister soll laut "L'Équipe" gegenüber Nibali geäußert haben, gerne abreisen zu wollen, was zum bislang Xbescheidenen Auftreten der Trek-Mannschaft passt. Dagegen dürfte Cancellaras Teamkollege und Rekord-Teilnehmer Jens Voigt alles daran setzen, seine 17. Tour bis zum Ende nach Paris durchzufahren.

Froome bereits daheim

Vorjahressieger Chris Froome ist bereits daheim in Monaco und kuriert seine Sturzverletzungen aus. Wie der Teamarzt mitteilte, hat der Brite bei seinen Stürzen Brüche am linken Handgelenk und an der rechten Hand erlitten. Der Sky-Kapitän Froome wird einige Wochen pausieren müssen. Ob der schmächtige Brite bei der Vuelta in Spanien vom 23. August bis 14. September starten wird, ist noch unklar.

Weiter geht es bei der Tour mit einer weiteren Berg- und Talfahrt durch die Vogesen. Auf dem 170 Kilometer langen Teilstück von Gérardmer nach Mulhouse warten am Sonntag sechs Bergprüfungen, erstmals in diesem Jahr mit Le Markstein auch ein Anstieg der ersten Kategorie.