Reims. Die Serie der deutschen Erfolge reißt bei der Tour de France nicht ab. Nach drei Etappensiegen von Marcel Kittel war diesmal André Greipel am Zug. Der deutsche Meister sprintete mit einem Kraftakt zum Sieg in Reims.
André Greipel hat die deutschen Radsport-Festspiele bei der 101. Tour de France in eindrucksvoller Manier fortgesetzt. Das Kraftpaket aus Rostock sprintete am Donnerstag auf der sechste Etappe über 194 Kilometer zum vierten deutschen Tagessieg in diesem Jahr. Greipel verwies Mailand-San-Remo-Gewinner Alexander Kristoff (Norwegen) und Samuel Dumoulin (Frankreich) auf die Plätze und sorgte nach der spektakulären Kopfsteinpflaster-Etappe mit dem Tour-Aus von Vorjahresgewinner Chris Froome wieder für sportliche Schlagzeilen. Zuvor hatte Marcel Kittel bei den ersten drei Massenankünften für deutsche Siege gesorgt, diesmal war er im Sprint nicht vertreten.
Greipel, der bei den ersten Sprints noch enttäuscht hatte, gewann seine insgesamt sechste Tour-Etappe, womit er zu Didi Thurau auf dem fünften Platz der besten deutschen Radprofis aufschloss. Die Führung in der Gesamtwertung verteidigte der Italiener Vincenzo Nibali am Donnerstag erfolgreich. Der Girosieger von 2013 liegt weiter zwei Sekunden vor Astana-Teamkollege Jakub Fuglsang (Dänemark).
"Das ist eine große Erleichterung. Es lag viel Druck auf unseren Schultern, nachdem es an den ersten Tagen aus verschieden Gründen nicht funktioniert hat", sagte der deutsche Straßenradmeister Greipel nach seinem Coup und blickte auch Richtung Fußball-WM in Brasilien: "Vier deutsche Etappensiege und Deutschland bei der WM im Finale. Das ist eine richtig tolle Woche."
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Die deutsche Bilanz ist bei der 101. Tour schon vor dem Ende der ersten Woche beeindruckend. Mit vier Siegen befinden sich die zehn deutschen Tour-Starter auf Rekordkurs. Die Bestmarke mit sechs Tagessiegen aus den Jahren 1977 und 2013 wackelt.
Greipel war diesmal bei der Entscheidung perfekt platziert und hatte auf der leicht ansteigenden Zielgeraden vor den Augen des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande die größten Kraftreserven. Kittel ließ dagegen kurz vor dem Ziel abreißen. Die Strapazen und der Sturz am Vortag waren offensichtlich zu viel für den Thüringer.
Zuvor hatte eine vierköpfige Ausreißergruppe auf der Strecke, die im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs entlang der damaligen Frontlinie verlief, das Rennen bestimmt und zwischenzeitlich mehr als vier Minuten herausgefahren. Doch das Unterfangen war frühzeitig zum Scheitern verurteilt.
Vorjahressieger Froome ist schon wieder in England
Unterdessen hat Vorjahressieger Froome nach seinem Ausstieg am Mittwoch bereits die Heimreise gen England angetreten. Dort will er seine Sturzverletzungen, speziell das lädierte Handgelenk genauer untersuchen lassen. "Ich bin am Boden zerstört - ich weiß noch nicht, wann ich zurück bin", twitterte der Vorjahressieger, der sich nach insgesamt drei Stürzen an zwei Tagen den Schmerzen beugen musste.
Die Konkurrenten waren unterdessen noch mit der Aufarbeitung der dramatischen fünften Etappe über die verschlammten Kopfsteinpflaster-Passagen beschäftigt. "Das Rennen war ein Chaos. Eine solche Strecke hat in der Tour nichts zu suchen", schimpfte Fabian Cancellara, der Paris-Roubaix auf ähnlichem Terrain immerhin dreimal gewonnen hatte und eigentlich als Liebhaber solcher speziellen Herausforderungen gelten sollte. Auch Mitfavorit Tejay van Garderen (USA) zählte die Veranstalter an: "Jetzt habt ihr Kerle euer Drama. Aber das Rennen hat eine Delle bekommen, weil der Titelverteidiger auf diese Weise raus ist."
Deutlich entspannter dürfte es auf der siebten Etappe am Freitag zugehen. Über 234,5 Kilometer von Epernay nach Nancy winken Kittel und Co. erneut eine Massenankunft, allerdings könnten zwei Berge der vierten Kategorie auf den letzten 17 Kilometern möglichen Ausreißern in die Karten spielen. (dpa)