Rio de Janeiro. . Im Auftakt-Spiel der Gruppe B gegen Titelverteidiger Spanien muss der Niederländer Arjen Robben sein persönliches Trauma bewältigen: den Fehlschuss aus dem WM-Finale 2010. Mit ihm besiegelte er den Titelgewinn der Spanier.
Es wird nicht am gewohnt fröhlichen Beistand mangeln für Arjen Robben und die niederländische Nationalmannschaft an diesem Freitag in Salvador, wenn es bei ihrem WM-Auftakt gegen Weltmeister Spanien geht.
Jedenfalls, sofern die Fans die 1600 Kilometer über die teils abenteuerlichen Straßen Brasiliens rechtzeitig hinter sich gebracht haben. Mit einem Doppeldeckerbus waren Oranje-Anhänger schon vor Tagen vom Quartier der Holländer aus Rio de Janeiro aufgebrochen, um mit ihrem knalligen Gefährt den fernen Spielort in Bahia anzusteuern. Mit an Bord des extra aus der Heimat eingeschifften Cabrio-Oldtimers befanden sich Annehmlichkeiten wie ein DJ-Pult und eine Bar auf dem Sonnendeck, aber auch die dunklen Erinnerungen an das WM-Finale von 2010.
Die verflixte 62. Minute
Das ist ja das Thema vor dieser kleinen Neuauflage, auch und vor allem für Arjen Robben. Der Flügelspieler des FC Bayern war es damals im südafrikanischen Johannesburg, der die vielleicht entscheidende Chance auf den ersten WM-Titel Hollands vergab. 20 Meter lang rannte er vor vier Jahren im Stadion Soccer City ganz alleine auf Spaniens Torwart Iker Casillas zu, und mit jedem Schritt in jener 62. Minute flatterten die Nerven mehr und rückten die Torstangen enger zusammen. Robben schoss, Casillas wehrte mit der rechten Fußspitze ab, Spanien wurde durch einen Treffer von Andrés Iniesta in der Verlängerung erstmals Weltmeister.
Robben hat sehr gelitten unter seinem Fehlschuss an den großen Onkel, und er leidet auch jetzt noch etwas, vor dem Wiedersehen mit dem verflixten Zeh Casillas. „Wenn du so nah dran bist am WM-Titel“, hat der 30-Jährige nun angehoben und nach einer Pause fortgeführt: „Der Schmerz wird immer bleiben.“ Ständig ist der Ballartist in den vergangenen Tagen auf jene Szene angesprochen worden, und Robben hat gar nicht erst versucht, die Geschichte umzudeuten. Es „sucht mich noch immer heim“, sagte er, das „ist ein Film in meinem Kopf geworden. Einer, der sich immer und immer wieder abspielt“.
Wer ihn in den vergangenen Tagen in Rio beobachtete, sah aber auch einen Robben, der gelernt hat, mit diesem und anderen Rückschlägen umzugehen. Davon gab es ja auch bei den Münchenern genug, nicht nur die Fehlschüsse im Champions-League-Finale 2012 in der eigenen Arena, sondern auch in Spielen gegen Borussia Dortmund. Weil Robben danach aber zum Mann der wichtigen Tore bei den Bayern aufstieg, darunter im Finale der Champions League 2013 gegen Dortmund genauso wie in Liga und Pokal gegen die Borussia, kann er nun auch die Begegnung mit Spanien mit Zuversicht angehen.
van Gaal will die Geschichte nicht wiederholen
So hat er sich auch bewegt in Rio. Zu sehen war Robben gut gelaunt beim Spaziergang an der Praia Ipanema oder beim Strandtennis. Eine ernsthafte Rangelei im Training mit Mitspieler Bruno Martins Indi war allerdings auch dabei. Wer es positiv sehen wollte, konnte diesen Zwischenfall als Ausdruck von Robbens Ehrgeiz werten. Er will es bei dieser WM allen zeigen.
Eines hat Louis van Gaals Tempodribbler aber schon klargestellt, denn überhöhen möchte er die Geschichte von 2010 nun auch nicht. Als Revanche tauge die Vorrundenpartie gegen Spanien keineswegs. Dazu müsse man sich im Finale wiedersehen . . .