Paris. Sabine Lisicki hat sich bei ihrem Sturz aufs Handgelenk im Zweitrundenmatch gegen Mona Barthel nichts gebrochen. Titelverteidigerin Serena Williams muss in Runde zwei überraschend die Segel streichen. Erinnerungen an Wimbledon und Lisicki kommen auf.

Sabine Lisicki hat bei ihrem Sturz auf das Handgelenk bei den French Open keine Fraktur erlitten. Das teilte ihr Manager Olivier van Lindonk am Donnerstag dem Internet-Portal tennisnet.com mit. "Es ist nichts gebrochen im rechten Handgelenk. Sabine wird in jedem Fall fünf bis sieben Tage pausieren müssen", sagte van Lindonk. Der geplante Paris-Start im Doppel mit Trainerin Martina Hingis sei abgesagt worden. Lisicki und die frühere Weltranglisten-Erste aus der Schweiz sollten am Donnerstag gegen die australisch-slowakische Paarung Jarmila Gajdosova und Janette Husarova in die Doppel-Konkurrenz einsteigen.

Die neuen Sorgen fügen sich nahtlos in eine sportlich wenig erfolgreiche Zeit mit vielen Verletzungen und Krankheiten seit dem grandiosen Auftritt in Wimbledon im vergangenen Jahr. Auf dem unglückseligen Platz 3, auf dem am Dienstag auch schon Tommy Haas wegen neuer Schulterschmerzen aufgeben musste, stand es 0:1, 15:15, als Lisicki zu einer Vorhand in die Ecke lief. "Ich bin hängengeblieben, mit dem Handgelenk auf den Beton gefallen und mit dem Körper oben drauf. Das sind zwei Faktoren, die man definitiv nicht haben möchte", erzählte die Weltranglisten-17. schluchzend und verbarg die feuchten Augen mit der Hand.

Barthel mit gemischten Gefühlen

Nach der Bauchlandung wurde das Gelenk mit einem Tapeverband umwickelt, während Lisicki auf ihrer Spielerbank saß und dort schon fast zu weinen schien. Danach spielte die Berlinerin weiter, doch womöglich hätte Lisicki besser daran getan, sich nicht noch bis zum 1:6, 0:3, 0:30 im zweiten Satz zu quälen.

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"Ich konnte keine einzige Vorhand und keinen Aufschlag schlagen. Ich wollte so sehr, aber ich konnte den Schläger nicht halten", berichtete sie und drückte dabei einen dicken Eisbeutel auf das Gelenk. "Ich bin noch nie auf die Hand gefallen. Die ganze Hand, das Handgelenk tun unglaublich weh", klagte sie, musste aber immerhin ein bisschen darüber schmunzeln, dass ihr Barthel viel auf die doppelhändige Rückhand gespielt habe. "Ich habe mit links gespielt und mit rechts nur gehalten", erklärte Lisicki, bevor sie sich in die Ungewissheit verabschiedete, wie es weitergeht.

Barthel freute sich zwar darüber, dass sie wie zuvor schon Angelique Kerber die dritte Runde erreichte und erstmals im Stade Roland Garros unter den letzten 32 steht. Doch auf diese Weise wollte die Neumünsteranerin das Prestigeduell nicht gewinnen. "Es war natürlich ein Schock, dass sie hingefallen ist. Das tut einem schon im Herzen weh, wenn man so etwas sieht", sagte Barthel. Die 23-Jährige fand es schwierig, sich danach auf ihr eigenes Spiel zu konzentrieren und sprach aus, was sich Lisicki selbst am meisten wünschen dürfte: "Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist."

Höchste Grand-Slam-Pleite für Williams 

Die höchste Grand-Slam-Pleite von Serena Williams verspricht Hochspannung bei den French Open. Durch das frühe Aus der topgesetzten Titelverteidigerin aus den USA und der chinesischen Weltranglisten-Zweiten Li Na steht nun vielen Außenseiterinnen der Weg ins Finale von Paris offen. Serena Williams will die Demütigung keinesfalls auf sich sitzen lassen und kündigte im Frust nach dem 2:6, 2:6 gegen ihre frühere Bewunderin Garbiñe Muguruza an: "Ich werde jetzt nach Hause gehen und fünfmal so hart trainieren, damit ich nie wieder verliere."

Diese Kampfansage klang angesichts ihres hilflosen Auftritts gegen die Weltranglisten-35. ein wenig hohl - durch ihre schlimmste Niederlage im 288. Grand-Slam-Match scheiterte die 32-Jährige erst zum dritten Mal vor der dritten Runde bei einem der vier wichtigsten Turniere. Aber: Nach dem Erstunden-Aus in Paris vor zwei Jahren gewann die Nummer eins der Tenniswelt Wimbledon, die US Open sowie Olympia-Gold in Einzel und Doppel.

Auch ihr französischer Coach Patrick Mouratoglou rechnet mit einer noch ehrgeizigeren Serena. "Sie wird wütend wegen dieses Matches sein und noch mehr Lust haben, Wimbledon und die folgenden Turniere zu gewinnen. Sie hasst Niederlagen so sehr, dass sie noch mehr trainieren will", sagte Mouratoglou der Sportzeitung "L'Equipe". Er zeigte sich genauso überrascht vom Debakel und sprach von einem schlechten Tag, wie ihn die Gewinnerin von 17 Grand-Slam-Titeln im vergangenen Jahr bei ihrer Achtelfinal-Niederlage von Wimbledon gegen Sabine Lisicki erwischt habe.

Tapfer winkte die Paris-Siegerin von 2002 und 2013 beim Abschied auf dem Court Suzanne Lenglen den verblüfften Fans zu, danach mochte Williams nicht mehr allzu lange Auskunft über das Debakel geben. "Nichts hat geklappt, nichts ist zu meinen Gunsten gelaufen. Es war einer dieser Tage. Ich hasse es, so einen Tag bei einem Grand Slam zu haben, aber das passiert", meinte sie einsilbig. Zuvor war schon Schwester Venus ausgeschieden - das Familien-Duell in der dritten Runde war geplatzt.

Muguruza wusste genau, was zu tun ist

Garbiñe Muguruza rechnete selbst nicht damit, die große Überraschung zu schaffen, doch die 20-jährige Spanierin hatte einen genauen Plan. Früher verfolgte sie alle Matches von Williams und analysierte auf Videos deren Spielweise. "Schon als Kind habe ich davon geträumt, auf einem Center Court gegen sie zu spielen. Jetzt war dieser Tag, und ich denke, ich habe das gut gemacht. Wenn Du jemanden spielen siehst, weißt Du genau, was Du tun musst, um zu gewinnen", sagte Muguruza nach dem glanzvollen Coup in nur 64 Minuten.

Am wichtigsten war jedoch etwas anderes: Die Australian-Open-Achtelfinalistin bekam kein Nervenflattern, als der mögliche Triumph näher rückte: "Es war schwierig, sich zu sagen: Das ist nur eine andere Spielerin. Aber das habe ich geschafft." (dpa)