Köln. . Die Fußballerinnen der SGS Essen spielen am Samstag in Köln um den DFB-Pokal. Sie sind Außenseiter, wollen aber dem Favoriten 1. FFC Frankfurt in die Suppe spucken. SGS-Mittelfeldspielerin Sara Doorsoun sagt: „Frankfurt muss gewinnen, wir müssen gar nix.“
Der Hesse Siggi Dietrich war gestern nicht in Köln, aber sein Wirken für den 1. Frauenfußball-Club Frankfurt war trotzdem zu spüren. Auch vor dem Pokalfinale der Frauen bittet der Deutsche Fußball-Bund regelmäßig zu Pressekonferenzen. Auf den Tischen hatten die Frankfurter, die seit langen Jahren von Dietrich vermarktet werden, sicherheitshalber eine Erklärung verteilt. Das Wichtigste gleich im ersten Satz: Der FFC steht zum 13. Mal im Finale und am Samstag soll bitteschön der neunte Pokalerfolg her. Auch, wenn’s einen Gegner gibt, der SGS Essen heißt.
Dass die Essenerinnen den Ball vergleichsweise flach halten, liegt in der Natur der Sache. Frankfurt galt lange Jahre als der Motor des Frauenfußballs, Dietrich als sein gewieftester Vermarkter, dessen Strategie darin bestand, so viele Nationalspielerinnen wie möglich an den Main zu holen. Das Konzept ist zuletzt nicht mehr so gut aufgegangen, die Konkurrenz aus Potsdam und Wolfsburg hat auf- und überholt, deshalb ist dem FFC der Pokalsieg 2014 umso wichtiger.
Natürlich war auch Essen beim Vorgeplänkel präsent, Sara Doorsoun, die im defensiven Mittelfeld spielt, vertrat den Verein, und sie tat das mit einer guten Portion listigen Charmes: „Frankfurt muss gewinnen, wir müssen gar nix“, sagte sie. Was nicht heißen soll, dass die SGS nach Köln fährt, um brav Spalier zu stehen, wenn Frankfurt feiert. Im Gegenteil.
Liga-Duelle waren eng
In der Liga mögen die Vereine Welten trennen, Frankfurt kämpft noch um die Meisterschaft, Essen steht mit nicht einmal halb so vielen Punkten im Mittelfeld. Aber schon die direkten Ligaspiele waren eng, Essen holte in Frankfurt beim 1:1 einen Punkt und kassierte daheim die 1:2-Niederlage in der Nachspielzeit. „Damals waren wir uns am Ende etwas zu sicher“, sagt Doorsoun, „das passiert uns nicht wieder.“ Tatsächlich hat Frankfurt Respekt: „Wir sind sicherlich der Favorit“, sagt Nationalspielerin Simone Laudehr, die lange Jahre in Duisburg am Ball war, „aber Essen ist unangenehm zu spielen, wir nehmen das Team sehr ernst“.
Steffi Jones muntert Doorsoun auf
Unterstützung für den Außenseiter gab’s von Steffi Jones. Die DFB-Direktorin für den Frauenfußball ging, als der offizielle Teil längst beendet war, zu Doorsoun und munterte sie ausdrücklich auf: „Genießt den Tag, spielt mutig.“
Da spricht Eigeninteresse mit, obwohl Jones beim FFC gespielt hat und aus Frankfurt stammt. Je besser und spannender das Spiel, desto größer die Werbung für den Frauenfußball. Das Interesse ist ja durchaus vorhanden, die ARD zeigt das Spiel (Anstoß um 16.30 Uhr) live, 13 000 Karten sind verkauft, die Marke von 15 000 soll noch geknackt werden. „Alles andere“, sagt Steffi Jones, „ist unrealistisch.“