Essen. Neun Jahre lang hat Ralf Agolli die Fußballfrauen der SG Schönebeck trainiert, sie aus den Niederungen in die 1.Bundesliga geführt. Er hat sozusagen den Weg bereitet für die Schönebeckerinnen, die erstmals überhaupt in der Vereinsgeschichte am Samstag im DFB-Pokalfinale stehen.

Ralf Agolli (53) wirkte etwas überrascht. Nein, sagte er am Telefon, er wisse nicht, warum wir ihn anrufen Aber dann dämmerte es schnell: Am Samstag steigt im Kölner RheinEnergie Stadion das Finale im DFB-Pokalfinale zwischen den Fußballfrauen der SGS Essen und 1.FFC Frankfurt. Für die Essenerinnen hat dieses Spiel historische Bedeutung, denn im Finale stand der Bundesligist noch nie in seiner Vereinsgeschichte. An der auch Ralf Agolli maßgeblich mitgeschrieben hat. Er gehört an der Ardelhütte gewissermaßen zu den Wegbereitern und arbeitete dort, als das Team unter dem Namen SG Schönebeck firmierte.

„Mein Gott ja, das waren Zeiten“, lacht Agolli. „Unter welchen Bedingungen wir damals trainiert haben, das war schon heftig.“ Und ganz sicher absolut nicht bundesligareif. Mehr per Zufall war der einstige Oberliga-Kicker (ETB) zu dem Job gekommen. Ab und zu hatte er Damen-Trainer Siggi May vertreten und als dieser aufhörte, machte ihn Manager Willi Wißing zum Nachfolger.

Spuren hinterlassen

Der Bundesliga-Aufstieg 2004 war ein Meilenstein im Essener Frauenfußball.

Im aktuellen Kader stehen noch Fußballerinnen, die unter Trainer Ralf Agolli gespielt haben: Torfrau Lisa Weiß, Sabrina Dörpinghaus, Sarah Freutel, Ina Mester und Charline Hartmann.

Vanessa Martini und Irini Ioannidou wurden 2010 von Agolli verpflichtet, allerdings hatte Markus Högner das Traineramt übernommen.

Das war 2001. In der Regionalliga West führte Agolli die Mannschaft direkt auf Rang zwei. Zwei Jahre später verhinderte der Klub nur knapp den Abstieg. „Da haben wir uns gesagt, okay, das bringt nichts, immer nur so herum zu dümpeln. Lass uns was tun!“ Das Ziel war schnell gefunden: Qualifikation für die neu geschaffene 2. Bundesliga. Agolli holte sich Verstärkung beim Nachbarn FCR Duisburg. Platz fünf hätte gereicht, doch Schönebeck schnappte sich den Meistertitel.

Damit nicht genug an Überraschungen: In der Relegation gegen Niederkirchen und Tennis Borussia rechnete sich die Schönebeckerinnen nichts aus. Doch als sie am 30. Mai 2004 vor 1100 Zuschauern am Hallo Tennis Borussia Berlin mit 3:0 besiegt hatten, war klar: Die SG ist erstklassig. „Am Montag früh habe ich mich gleich mit Willi Wißing getroffen. Was machen wir jetzt, haben wir uns gefragt. Wir hatten ja nichts, kein Geld, kein Stadion.“ Aber man wollte kämpfen „Zum Glück hatte ich Spielerinnen, die mitgezogen haben und den Weg konsequent mitgegangen sind. Auch ohne Geld. Das wäre wohl heute kaum noch möglich.“

Die SGS musste immer kämpfen, aber sie hat hat sich in der Beletage etabliert. Im Mai 2010 hörte Agolli auf nach einer Saison, in der die SGS nach einer Verletzungsmisere gerade den Abstieg verhindern konnte. Nachfolger wurde Markus Högner. „Der Verein musste sich neu orientieren. Es war Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, auch für mich persönlich“, sagt Agolli, der wegen seines Berufs bei den Essenern Entsorgungsbetrieben keine Zeit mehr gefunden hat, sich auf die Trainerbank zu setzen.

Noch regelmäßig Kontakt

Der Kontakt zur SG Schönebeck ist nie ganz abgebrochen. Regelmäßig einmal im Monat trifft sich Ralf Agolli mit einigen Spielerinnen von damals, darunter auch Co-Trainerin Kirsten Schlösser, die der Mannschaft noch heute zur Seite steht. Und klar, am Samstag wird der ehemalige Trainer Agolli das Pokal-Endspiel auch live verfolgen. Im Fernsehen. „Oder vielleicht bin ich ja sogar im Stadion.“