Adelboden/Zauchensee. Die deutschen Alpinen machen Lust auf Sotschi: Maria Höfl-Riesch landete gleich zweimal auf dem Podest, Felix Neureuther beendete als Riesenslalomsieger eine vier Jahrzehnte lange Wartezeit. Nur ein Einfädler verhinderte ein Rekordwochenende wie in den goldenen 90ern.

Felix Neureuther fuhr in Goldform zum "historischen" Riesenslalom-Sieg, mit gleich zwei Podestplätzen machte auch Maria Höfl-Riesch Lust auf Olympia. Vier Wochen vor den Winterspielen fand die Doppel-Olympiasiegerin ihre dritten Plätze in Abfahrt und Super-Kombination in Zauchensee "super", aber für das ganz große Glanzlicht des Weltcup-Wochenendes sorgte Neureuther. Mit "Wahnsinn", "historisch", "brutal" oder "geil" beschrieb der Skirennfahrer aus Partenkirchen die Glücksmomente an einem denkwürdigen Weltcup-Tag.

41 Jahre nach Max Rieger fuhr Neureuther am Samstag als zweiter deutscher Alpin-Herr überhaupt zu einem Riesenslalom-Sieg. Nur ein Einfädler am Sonntag im Slalom von Adelboden verhinderte ein praktisch perfektes Wochenende, wie es es nur Anfang der 90er Jahre einmal gegeben hatte.

Als Neureuther bei der Zwischenzeit mit einem Rückstand von fünf Hundertstelsekunden auf Sieger Marcel Hirscher (Österreich) ausschied, schrie Alpindirektor Wolfgang Maier die Enttäuschung lauthals heraus. Doch auch wenn seinem besten Mann der dritte Sieg im dritten Rennen des Olympiajahres und die Krönung des Wochenendes verwehrt blieb, war Maier dicke zufrieden. "Wir haben drei Podiums eingefahren und einen Sieg im Riesenslalom der Herren. Da muss man kein Haar in der Suppe suchen", erklärte er und warnte vor überzogenen Erwartungen. "Olympia ist noch weit weg. Es hat auch noch nie gut getan, wenn man die Leute zu sehr unter Druck setzt."

Höfl-Riesch überflügelt Seizinger

Vorfreude weckten seine beiden Besten allemal. "Ein Wahnsinnstag im Riesenslalom", bilanzierte Neureuther, "und auch, dass ich im Slalom heute das Zeug gehabt hätte zu gewinnen. Der Speed passt." Drei Podestränge an einem Wochenende durch Damen und Herren gab es vor gut einem Jahr. Vier Stockerlplätze liegen schon weitaus länger zurück. 1992 glückte das Markus Wasmeier, Katja Seizinger & Co.

Eine Zahl aus der Seizinger-Ära konnte Höfl-Riesch am Wochenende verbessern. Mit 78 Podesträngen hat sie nun zwei mehr auf dem Konto als die dreimalige Olympiasiegerin. "Statistiken sind ganz nett zum Anschauen, aber nicht das Wichtigste überhaupt", gestand Höfl-Riesch.

Auch interessant

Viel wichtiger sind in diesem Winter Medaillen bei Olympia - und vielleicht ist ja auch der zweite Gesamtweltcupsieg für die Partenkirchener Skirennfahrerin drin. Im Kampf um die Große Kugel löste Höfl-Riesch (731 Punkte) die Österreicherin Anna Fenninger (709) wieder an der Spitze ab, die sich am Samstag nach ihrem zweiten Platz beim Abfahrtssieg von Landsfrau Elisabeth Görgl nach vorne geschoben hatte. "Das wird sich wahrscheinlich noch einige Male drehen und wenden", prophezeite die Doppel-Olympiasiegerin. "Schauen wir dann Mitte März, wer den großen Pott kriegt."

Nach der Kombination gratulierte Höfl-Riesch der Kanadierin Marie-Michele Gagnon zum Premierenerfolg im Weltcup - und schwärmte von Neureuthers Leistungen. "Sensationell. Der ist mal richtig im Form", lobte sie den WM-Zweiten. "Ich weiß ja wie es ist: Da gehen die Erwartungen nach oben, aber der Felix ist ein cooler Hund, locker drauf, und der lässt sich da sicher nicht beeindrucken."

"Felix, du bist a Hund!"

Herausragend ist die Form der beider DSV-Hoffnungsträger für die Winterspiele in jedem Fall. Höfl-Riesch kann in mehreren Wettbewerben um Edelmetall mitfahren und auch Neureuther zählt jetzt zu den Medaillenkandidaten in zwei Disziplinen. "Felix, du bist a Hund! Hut ab", gratulierte auch Kumpel und Bayern-Star Bastian Schweinsteiger.

Was keinem Wasmeier, keinem Armin Bittner und auch sonst keinem deutschen Alpin-Topmann gelang, glückte nun Neureuther. Wie Rieger im März 1973 fuhr er im Weltcup auf das Riesentorlauf-Podest und ließ sich vor 30 000 Zuschauern in der Schweiz feiern. Zusammen mit Bittner liegt er nach dem siebten Sieg nur noch zwei hinter Wasmeier - und einen Erfolg vor Christian Neureuther. "Dass ich den Vater mit Siegen überflügelt habe, ist schon wichtig. Jetzt kann ich ihn daheim ein bisschen aufziehen", scherzte der Sohnemann, dem angesichts von allerhand Schmerzen am malträtierten Körper derzeit nicht dauerhaft zum Spaßen zumute ist. "Das ist schon fast ein Markenzeichen vom Felix, dass immer irgendwas ist", sagte Maier. (dpa)