Bormio. . Felix Neureuther scheint bereit zu sein für die Olympischen Winterspiele. Im Slalom von Bormio feiert er den sechsten Weltcup-Sieg der Karriere, neben der Piste findet er deutliche Worte zur Sportpolitik. Das IOC solle genau darauf schauen, wohin es Olympische Spiele zukünftig vergibt.
Nach dem perfekten Start in das Olympia-Jahr klopfte sich Felix Neureuther immer wieder auf die Brust. Im Zielraum nach dem Abschwingen, auf dem Podest bei der Siegerehrung – die Erleichterung und die Freude über den sechsten Weltcup-Sieg seiner Karriere waren dem 29 Jahre alten Skirennfahrer anzusehen. „Für mich ist das einfach ein extrem guter Jahresanfang. Ich hatte keinen leichten Sommer, das war extrem schwer für mich, auch mit den Verletzungen. Wie das Jahr jetzt anfängt, das könnte nicht besser sein“, sagte Neureuther in Bormio.
Die Vorfreude auf die anstehenden Klassiker ist dementsprechend groß. „Es ist einfach schön, dass man weiß, dass man dabei ist. Und das jetzt lauter coole Rennen kommen. Adelboden, Wengen, Kitzbühel, Schladming – das sind alles absolute Highlights“, sagte Neureuther, der in Schladming bei den Weltmeisterschaften Silber im Slalom holte. Mit Vater Christian hat er nach Weltcup-Siegen nun gleichgezogen. Da darunter aber auch der Sieg beim City-Event in München ist, fehlt ihm noch ein Slalom-Erfolg für den Sprung auf Rang zwei in der deutschen Bestenliste.
Davon unabhängig ist Neureuther einen Monat vor den Olympischen Winterspielen in bestechender Form – trotz einer misslungenen Operation am Sprunggelenk und der dadurch völlig verkorksten Vorbereitung. „Ich habe erst Ende September mit Skifahren begonnen und dachte, meine Saison beginnt erst im Januar. Dann hatte ich weitere Stürze während des Winters. Derzeit macht mir der Daumen zu schaffen“, sagte er mit Blick auf einen knöchernen Bänderausriss am rechten Daumen. Völlig beschwerdefrei war er wohl noch in keinem seiner bislang sechs Saisonrennen. „Ich hoffe, beim Slalom in Sotschi ist endlich alles wieder gut.“
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Dass es dort für ihn nicht nur um den Sport geht, wiederholte Neureuther nach seinem Sieg am Montag, bei dem Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich Zweiter wurde. „Ich sagte, dass mich die Menschenrechtsdiskussion dort berührt und dass das alles nicht korrekt ist. Und dass das IOC schauen sollte, warum und wohin man Spiele vergibt“, betonte er. „Olympische Spiele an Plätzen wie Sotschi, Pyeongchang oder die Fußball-WM in Katar, das ist nicht gut für unseren Sport. Das sollte man in Zukunft definitiv anders machen.“
Der Sport stehe für ihn dennoch im Vordergrund – und der Sieg zum Auftakt der heißen Saisonphase sei „eine große Genugtuung“. Noch dazu eine unerwartet frühe, auch für Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel. „Ich bin nicht mit der Erwartung hier her gefahren, hier zu gewinnen“, sagte Waibel.
Dopfers Trend hält an
Weil durch Christian Neureuthers Sieg Fritz Dopfer auf Rang acht fast unbemerkt seinen Aufwärtstrend bestätigte, war die „gute Laune“ Waibels zwangsläufig. „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte er. Oder, wie es Alpindirektor Wolfgang Maier formulierte: „Wir gehen nicht davon aus, dass wir Seriensieger werden, aber, dass wir uns in den Topplätzen einreihen können.“